Tauberbischofsheim. Kabelrollen mit dicken und dünnen Leitungen, komplexe Montage- und Verpackungsarbeiten prägen das Bild in der Caritas-Werkstatt Tauberbischofsheim. Die Stimmung ist ruhig, jeder arbeitet konzentriert an seinem Platz. Auf Elektromontage hat die Einrichtung in Tauberbischofsheim ihren Fokus gelegt und ist damit die einzige Spezialwerkstatt im Main-Tauber-Kreis. Ursprünglich ist sie als Zweigstelle der Alois-Eckert-Werkstatt eingerichtet worden und trägt auch heute noch offiziell diese Bezeichnung. Für ihren Leiter, Elektromeister Dietmar Winkler, ist das aber Schnee von gestern, weil sich alle drei Werkstätten als Einheit empfinden.
50 Arbeitsplätze
1990 kaufte der Caritasverband im Tauberkreis die ehemalige Schirmfabrik in der Dr.-Ulrich-Straße und baute sie zur Werkstatt mit 35 Arbeitsplätzen um. Weil der Bedarf stieg, wurde fünf Jahre später die Erweiterung um 13 Plätze beschlossen. Zur Jahrtausendwende kam der Berufsbildungsbereich mit zehn Plätzen hinzu, wofür der Speicher ausgebaut wurde.
Heute gibt es maximal 50 Arbeitsplätze, von denen aktuell 48 besetzt sind. Der Berufsbildungsbereich befindet sich zentral in Gerlachsheim. Praktika werden während der zwei Jahre und drei Monate dauernden Ausbildung in verschiedenen Werkstätten absolviert.
Auftraggeber der Caritas Werkstatt Tauberbischofsheim sind in erster Linie die Firmen Weinig, VS, Roto Frank und MHZ. 70 Prozent aus dem Produktionserlös wird an die Beschäftigten ausgezahlt, das Gehalt für Leitung und Betreuungskräfte wird durch die Eingliederungshilfe finanziert.
Unterstützung bei der Arbeit
„Es macht ungeheuer Spaß, mit den Leuten zusammen etwas zu entwickeln“, beschreibt Dietmar Winkler seine Aufgabe als Leiter. So lange wie die Werkstatt existiert, so lange arbeitet er dort. Er mag diese Mischung aus Fachlichkeit und Sozialem. „Wir haben hier durchaus Leute, die früher in ganz normalen Betrieben gearbeitet haben, das aufgrund ihrer Beeinträchtigung aber irgendwann einmal nicht mehr konnten“, berichtet er. Manche bräuchten auch in der Werkstatt mal mehr oder mal weniger Unterstützung, weil sie starke Medikamente mit entsprechenden Nebenwirkungen nehmen müssten. „Uns geht es darum, dass die Menschen bei uns möglichst stabil bleiben und möglichst wenig in die Klinik müssen.“
Er weiß, dass manche froh sind, wenn die Sommerpause rum ist. „Psychische Krankheiten machen häufig einsam, weshalb eine Einrichtung wie unsere enorm wichtig ist“, so Winkler. An seinem Personal schätzt er, dass viele einen eigenen Antrieb haben und Leistung bringen wollen, auch wenn es häufig krankheitsbedingte Ausfälle gibt.
Manches ist in der Werkstatt anders geregelt als im normalen Betrieb: Die Arbeitszeit geht von 8 bis 15.30 Uhr, die Pausenzeit gilt als Arbeitszeit. Der Betreuungsschlüssel hat sich durch den im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes geschlossenen Landesrahmenvertrag anders als im Wohnbereich nicht geändert. Hier liegt er nach wie vor bei zwölf Beschäftigten. Der sei nach Meinung von Dietmar Winkler aber zu hoch und nicht mehr zeitgemäß.
Bastian Weippert, Vorstandsmitglied beim Caritasverband im Tauberkreis, beschreibt mit Blick auf die Historie, dass sich das Klientel in den Werkstätten schon verändert habe. „Im Gegensatz zu früher gibt es immer mehr Menschen, die nie auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig waren“, beschreibt er die Situation. Etliche wiesen Lernbeeinträchtigungen in Verbindung mit psychischen Beeinträchtigungen auf.
Weippert sieht in der Werkstatt für diese Menschen viele Vorteile: Sie haben nicht den psychischen Druck, wie er bei hohen Leistungsanforderungen entstehen würde, sie finden einen Rahmen und müssen nicht ständig erleben, dass sie scheitern. „Bei uns gibt es auch Außenarbeitsplätze“, erläutert er. Aber das funktioniere nur in Betrieben, in denen die Chefs und die Mitarbeitenden ohnehin äußerst sensibilisiert seien.
Gemeinsame Aktivitäten
In der Werkstatt steht die Arbeit ganz klar im Mittelpunkt. Im Wechsel werden darüber hinaus wöchentlich eine Stunde Sport und Singen angeboten. Jeweils ein Mal im Jahr gilt es, einen Ausflug zu unternehmen, zu grillen, zu kegeln und gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern. Die Gemeinschaft nämlich soll in keinem Fall zu kurz kommen.
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