Städtische Auszeichnung

Tauberbischofsheim: Turmnadel für engagierte Ehrenamtliche

Von 
Heike von Brandenstein
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Eine neue Form der Ehrung für langjährig Tätige in Politik, Kultur, Sport, Wirtschaft, Religion und Sozialem gab es in diesem Jahr mit der Verleihung der Turmnadel. Die hatte der Gemeinderat erst im vergangenen Jahr beschlossen.

Tauberbischofsheim. Ein Leben ohne Vereine und ehrenamtliches Engagement würde Tauberbischofsheim nicht so lebenswert machen, wie es ist. Das reichhaltige Sport- und Kulturangebot, die Feiern und Feste, Führungen und nicht zuletzt das Kinderferienprogramm wären ohne den Einsatz engagierter Bürger, die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten kostenfrei einbringen, nicht möglich. Vorreiter für Auszeichnungen an ehrenamtlich Engagierte ist Josef Morschheuser, der 2005 im Rahmen der Bürgerstiftung den Josef-Morschheuser-Fonds aufgelegt hatte. Die Stadt zog jetzt nach, um Ehrenamtliche, die sich 20 Jahre und mehr in einer oder zusammengezählt in mehreren Sparten engagieren, zu würdigen.

Bürgermeisterin Anette Schmidt nannte das vorbildliche Handeln der ehrenamtlich Agierenden einen „Leuchtturm für künftige Generationen“. Die Aufgabe der Laudatio überließ sie Wegbegleitern der Auszuzeichnenden, was einen abwechslungsreichen Verlauf garantierte. Für den richtigen Schwung und den guten Ton sorgten musikalisch die Stadt- und Feuerwehrkapelle Tauberbischofsheim unter der Leitung von Gustav Endres und der Männergesangverein Liederkranz, dirigiert von Mechthild Geiger.

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Irmgard Michels Arbeit bei den Tauberfränkischen Heimatfreunden beschrieb deren Vorsitzende Kerstin Haug-Zademack. Über vier Jahrzehnte habe Michel dazu beigetragen, dass das größte ehrenamtlich geführte Museum Baden-Württembergs – das Tauberfränkische Heimatmuseum – sich stetig weiter entwickelte, ohne die alten Schätze zu vernachlässigen. Sie organisiert Sonderausstellungen, ist beim Museumsdienst präsent und engagiert sich leidenschaftlich für schulpädagogische Veranstaltungen, bei denen sie gern den Schlossgeist gibt. Auch so manchen Alarm, der oft durch Tauben ausgelöst wurde, milderte sie durch schnelles Handeln ab, indem sie zur Stelle war. Bürgermeisterin Anette Schmidt überreichte ihr – wie auch allen anderen – die Turmnadel samt Urkunde.

Wer mit Mitte 50 als Fernmeldetechniker in den Ruhestand geschickt wird, weil die Digitalisierung Einzug hält, fühle sich zunächst einmal aufs Abstellgleis gestellt, beschrieb Thomas Drescher den Geehrten. Doch der habe schnell gemerkt, dass es noch anderes als den Beruf gebe. Er war Vorsitzender des Pfarrgemeinderats St. Bonifatius, verwandelte sich für die Kindergartenkinder in den Bischof Nikolaus und erforschte die Stadtgeschichte Tauberbischofsheims. Als einstiger Flüchtling aus Mähren wurde er zum kenntnisreichen Bischemer. Wer ist es? Rudi Knaus: Künstler und Ideengeber vieler Projekte in der Stadt.

Einen brennenden Liebhaber der Kleinkunst, der das Kabarett nach Tauberbischofsheim geholt hat und beste Kontakte zu großen Namen der Szene pflegt, stellte Dagmar Wolf vor. Volker Weidhaas war zwar erst Mitglied Nummer sieben im 1981 gegründeten Kunstverein, doch ab 1984 bis heute dessen Vorsitzender. Er vermag es, Strippen zu ziehen und Netzwerke zu knüpfen. Den Kunstverein mit seiner großen Palette an Angeboten hat er zu einem der vielfältigsten Vereine der Region gemacht.

Er sei „Stützpfeiler der tauberfränkischen Fastnacht“, ein organisatorisches Multitalent und ein Menschenfänger, dem es immer um die Sache geht. So beschrieb Rüdiger Bilz, Präsident der Bischemer Kröten, Michael Noe. Fast vier Dekaden habe er sich für die Bischemer Kröten eingebracht und war deren Vorsitzender. Als junger Elferrat sei er den altgedienten Herren entgegengetreten und habe sich dafür eingesetzt, alte Zöpfe abzuschneiden und nach vorne zu blicken. Er sei ein Gesicht für Tauberbischofsheim und repräsentiere nicht nur die Kröten, sondern auch die Feuerwehr und die Stadt.

Auf dem Fahrrad mit der Gitarre unterwegs. So kennen die Tauberbischofsheimer Mechthild Geiger. Doch nicht nur musikalisch, auch kirchlich engagierte sich die Erzieherin viele Jahre, so Madeleine Wagner. Glaube und Religion seien für sie nie Privatsache gewesen. Sie wollte Kindern den Glauben erfahrbar machen – nicht zuletzt auch durch Musik und Chorgesang. Geiger hat die „Lebensfarben“, die „Mini-Maxis“ und den „Offenen Singtreff“ ins Leben gerufen, hat Krippenspiele und Musicals einstudiert und Chorfreizeiten organisiert. Gemeinschaft zu fördern ist ihr bis heute eine Herzensangelegenheit. In den 35 Jahren ehrenamtlichen Engagements entfallen sechs Jahre auf die reine Probenarbeit.

„Der Name Gustav Endres steht für die Stadt- und Feuerwehrkapelle“, so Andreas Schreck in seiner Laudatio für den Mann, in dem es immer zu singen und zu klingen scheint. Endres ist seit über 50 Jahren Dirigent der Kapelle, die seit 103 Jahren besteht. 1979 habe er das Turmblasen initiiert, das auch während der Corona-Pandemie an jedem Freitag zuverlässig – trotz aller Beschränkungen – das Wochenende einläutete und so ein wenig Zuversicht vermittelte. Egal ob in Kirchen, auf Festen, in Altenheimen oder im Krankenhaus: Dort, wo mit Musik Menschen Freude bereitet werden kann, nimmt Gustav Endres das Heft in die Hand, trommelt seine Musiker zusammen und spielt auf. „Die Turmnadel ist das i-Tüpfelchen für einen Turmbläser“, so Schreck.

Eine „Grande Dame“ des Turnens ist ohne Frage Margarete Beckstein. Selbst eine herausragende Turnerin, ist sie seit 1971 Übungsleiterin bei der Turnabteilung des TSV Tauberbischofsheim, baute 1974 die erfolgreiche Fördergruppe des weiblichen Kunstturnens auf und erwarb mit ihren Schützlingen viele Erfolge auf Turngau-, Landes- und nationaler Ebene. Marianne Rutkowski bezeichnete ihr Engagement als Vorbild für Trainer, Turnerinnen und Turner. Für Beckstein, die sich kürzlich in den Ruhestand verabschiedet hat, musste die Turnabteilung drei junge Frauen gewinnen, um deren Einsatz zu ersetzen. Was ihr besonders am Herzen lag: schon die Kleinsten für das Turnen, die Bewegung aber auch für Leistung zu begeistern.

Viele Jahre aktiv im TSV Tauberbischofsheim in ganz unterschiedlichen Funktionen ist Gerd Schneiderbanger. Elf Jahre – von 1979 bis 1990 – war er Referent für Freizeitsport, rief den Lauftreff ins Leben und hatte die Redaktion des „Sportberichters“ inne. Von 1984 bis 1990 war er stellvertretender Vorsitzender des Gesamtvereins. Erst danach, so Marianne Rutkowski, fasste er bei der Turnabteilung Fuß. Mit gutem Blick für das wirtschaftlich Machbare sicherte er die Finanzierung des Hela-Julier-Turnerheims an der Sporthalle am Wört. Bis heute steht er der Turnabteilung mit Rat und Tat zur Seite und ist sich auch für Botengänge nicht zu schade. Sein Motto: Der Laden muss laufen.

Die Fußballabteilung des TSV zur Heimat gemacht haben für den Laudatoren Alfred Kugler zwei Menschen: Hermann Müller und Max Breinbauer. Müller sei Vorbild für soziales Engagement. Er habe über Jahrzehnte das Präsidentenamt der Bischemer Fußballer inne gehabt, den Bau des Sportheims und strukturelle Maßnahmen begleitet und befördert. Hermann Müller wirkte als Stadionsprecher, schrieb Presseberichte und war immer großer Motivator für die Nachfolger in der Fußballabteilung.

Richtig viele Kilometer hat Max Breinbauer für seine Schützlinge im Fahrdienst abgerissen. 1971 avancierte er als Jugendleiter bei der Fußballabteilung des TSV. Fast vier Jahrzehnte nahm er diese Aufgabe nicht nur wahr, sondern lebte sie. Für Laudator Alfred Kugler hat der Fußball unter der Ägide von Max Breinbauer seine Kindheit geprägt. Er erinnerte sich an Fahrten zu Bundesligaspielen, wobei das Pokalendspiel 1990 in Berlin für ihn einen Höhepunkt darstellte. Der Jugendleiter habe seine Eltern damals übberedet, dass er mitfahren durfte. Max Breinbauer, so Kugler, sei es nicht nur um den Fußball gegangen. Er habe bei allem Engagement und seinem immer offenen Ohr für die Belange der Jugendlichen immer Werte vermittelt.

Zum Abschluss der Ehrung wurde „Das Badnerlied“ gesungen.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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