Tauberbischofsheim. Zwei Veranstaltungen an einem Abend brauchen ihre Zeit. Schließlich sollte nachgeholt werden, was in den Jahren zuvor nicht möglich war: Eine Ehrung in Präsenz. Wurde der Ehrenamtspreis aus dem Josef-Morschheuser Fonds der Bürgerstiftung bereits seit 2006 jährlich vergeben, standen in diesem Jahr noch weitere Ehrungen auf dem Programm. Der Gemeinderat hatte 2022 nämlich mit der Turmnadel einen weiteren Ehrenamtspreis aus der Taufe gehoben. Über diese Würdigung berichten die FN in einer ihrer nächsten Ausgaben.
Sichtlich erfreut war Bürgermeisterin Anette Schmidt, dass endlich wieder eine Bürgerveranstaltung in der guten Stube der Kreisstadt stattfindet. 2005 habe Josef Morschheuser den nach ihm benannten Fonds innerhalb der Bürgerstiftung ins Leben gerufen und zunächst mit 15 000 Euro ausgestattet. Mittlerweile seien schon mehr als 20 000 Euro an Preisgeldern geflossen, denn Morschheuser habe seinen Fonds stetig wieder aufgestockt. Dafür dankte sie ihm herzlich.
Die erste von vier Ehrungen ging an den Helferkreis zur Pflege und Instandhaltung der Dittwarer Kreuzkapelle – im Volksmund Kreuzhölzle genannt. Sie strahle eine tiefe spirituelle Wirkung aus, so Schmidt, und werde über einen Kreuzweg mit 14 kleinen Steinkapellen erreicht. „Mit ihrem Wirken bewahren Sie nicht nur die Steine, sondern auch den spirituellen Reichtum der Region“, so die Bürgermeisterin.
Josef Morschheuser beschrieb seine ganz spezielle Verbindung zum Kreuzhölzle. Es sei das kleinste Kloster im Main-Tauber-Kreis. „Andere fahren ins Kloster Bronnbach, ich fahre zum Kreuzhölzle“, bekannte er seine Heimatverbundenheit und empfahl jedem, der noch nicht da war, sich dieses Kleinod einmal anzuschauen.
Als zweite Preisträgergruppe hatte der Stifter die Trainerinnen der Gardemädchen der FG Bischemer Kröten ausgewählt. Er habe eine Passion für den Tanzsport, gestand er und bescheinigte den Trainerinnen eine tolle Jugendarbeit. Für die kommende Prunksitzung hoffe er auf ein volles Haus, denn er sei sicher, dass die Stimmung und die temperamentvollen Tänze der Garden die Zuschauer mitreißen werden. Was er sich wünsche sei wieder einmal ein Tanzmariechen, wie es sie früher sehr erfolgreich gegeben habe.
Mit Charme Charaktere formen
Anette Schmidt bescheinigte den Trainerinnen, Wegweiser und Mentoren für die Kinder zu sein. Sie formten mit Charme Charaktere und lebten vor, was Teamarbeit bedeutet. Der Name Bischemer Kröten stehe für eine seit 1950 verankerte Tradition in der Stadt. Gab es zu Beginn gerade einmal eine Garde bei der Fastnachtsgesellschaft, seien es mittlerweile vier, in denen 70 Mädchen und ein Junge tanzten. Hinzu gekommen sei zudem das Männerballett.
Nach den Gruppenauszeichnungen folgte mit Volker Baumann die erste Einzelauszeichnung. „Er zeigt eine bedingungslose Hingabe für das, was er tut“, beschrieb Schmidt sein Engagement, das soziale, kulturelle und sportliche Facetten umfasse. Als Präsident des Vereins Freundeskreis Bischemer Fußball unterstütze er vor allem den Jugendfußball.
Darüber hinaus habe er über zehn Jahre die Fastnachtsgesellschaft Bischemer Kröten geführt und bekleidet nunmehr seit zwölf Jahren das Amt des Vorsitzenden beim Verein zur Förderung des Altstadtfestes Tauberbischofsheim. „Seine Leidenschaft ist das Altstadtfest, für das uns manche Kommune in der Region beneidet“, lobte sie das Fest der Feste und bezeichnete es als „Quell der Freude“. Josef Morschheuser sieht in Volker Baumann die personifizierte „graue Eminenz des Altstadtfests“.
Mit Rudi Knaus wurde wurde „ein Herzstück unserer Gemeinschaft“, wie Bürgermeisterin Schmidt formulierte, geehrt. Er stehe für den Erhalt und das Verstehen des kulturellen Lebens in der Stadt, sei Ehrenmitglied der Tauberfränkischen Heimatfreunde und habe das beeindruckende Stadtmodell, das im Tauberfränkischen Heimatmuseum zu sehen ist, entworfen und gemeinsam mit seinen Mitstreitern realisiert. Außerdem habe er die Bretterkrippe, die in der Adventszeit im Badgarten zu sehen ist, gebaut und Tontafeln mit kirchlichen Motiven gestaltet. Ein großes Anliegen sei ihm die Realisierung seines Steinbild-Entwurfs. Ein Platz im Badgarten sei bereits gefunden, jetzt fehle nur noch das nötige Geld, denn das Werk aus verschiedenfarbigen Steinen koste Schätzungen zufolge rund 50 000 Euro. Sein Preisgeld in Höhe von 500 Euro werde er für das Steinbild an die Bürgerstiftung spenden, meinte Rudi Knaus in seiner kurzen Dankesrede.
Beeindruckende Lebensleistung
Josef Morschheuser, der sich kürzlich aus dem Stiftungsvorstand der Bürgerstiftung verabschiedet hatte, würdigte die Bürgermeisterin abschließend. Seit Gründung des Fonds seien 34 Vereine, Organisationen und Einzelpersonen mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet worden. Sie Blickte auch auf Morscheusers Engagement im Gemeinderat und im Kreistag und sprach von einer beeindruckenden Lebensleistung.
Der „eher schüchterne Mensch“ Morschheuser, wie er sich selbst bezeichnete, warb für Verzicht zugunsten der Bürgerstiftung. Sein Credo und Aufruf gleichermaßen lautet: „Davon haben alle etwas.“
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