Ungewöhnliche Freundschaft

Tauberbischofsheim: So hilft Hund "Cola" dem blinden Kater "Schorsch"

Freundschaften zwischen Hunden und Katzen sind immer herzerwärmend. Doch die Beziehung zwischen „Cola“ und „Schorsch“ ist etwas ganz Besonderes: Das niedliche Katzenkind ist blind.

Von 
Sabine Holroyd
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Unzertrennlich: „Cola“ und „Schorsch“ sind ein Herz und eine Seele. © Carmen Weiß

Tauberbischofsheim. Der Australian Cattle Dog „Cola“ ist so etwas wie eine kleine Berühmtheit. Vor kurzem nahm der talentierte Hund mit seiner Besitzerin Carmen Weiß an der RTL-Sendung „Top Dog Germany“ teil (wir berichteten).

Nun aber zeigt sich „Cola“ von einer ganz anderen Seite: „Durch ,Schorsch’ hat sie sich zu einer Helikoptermutter entwickelt“, sagt Carmen Weiß aus Bad Mergentheim. Und tatsächlich: Beim Gespräch mit der Tiermedizischen Fachangestellten in der Praxis der Tierärzte Dr. Christof und Beate Wenz in Tauberbischofsheim lässt „Cola“ den kleinen Kater keine Sekunde aus den Augen. Wohin der zirka zehn Wochen alte „Schorsch“ auch tapst – der Hund weiß immer, wo der Kleine sich gerade befindet.

Beim blinden Kater "Schorsch" mussten die Augen entfernt werden

Wäre „Schorsch“ nicht im Alter von etwa drei Wochen von einer Tierschützerin gefunden und in die Praxis gebracht worden, wäre er längst qualvoll verendet. „Ein Auge war komplett zerstört und musste herausoperiert werden. Das andere war stark in Mitleidenschaft gezogen – er konnte es nicht öffnen. Bei der zweiten OP stellte sich heraus, dass der Bereich hinter dem Auge so stark entzündet und angeschwollen war, dass ein massiver Druck im Kopf entstand, das Auge herauszufallen drohte und auch die Hornhaut trotz Intensivbehandlung immer schlechter wurde. Deshalb mussten wir es leider auch entfernen“, berichtet die 29-Jährige. Der kleine Kater sitzt dabei auf ihren Schultern, dort ist er besonders gerne.

Unzertrennlich: „Cola“ und „Schorsch“ sind ein Herz und eine Seele. © Carmen Weiss

„Man merkt ihm nicht an, dass er blind ist. Er ist frech, witzig und absolut auf Menschen fixiert. Sein Gehör und seine Nase sind unglaublich sensibel. Riecht er irgendwo ein Leckerli, beginnt er zu schnüffeln wie ein Hund“, sagt sie und lacht. Dass „Schorschi“, wie Carmen Weiß ihn nennt, bei ihr in Bad Mergentheim einzieht, war zunächst jedoch nicht geplant. „Nur mal übers Wochenende“ nahm sie ihn mit nach Hause, und dann „auch mal für einen Abend“. Der Kleine verstand sich auf Anhieb mit dem anderen Kater. Dass er bei der Kätzin Abstand halten muss, weil sie divenhafte Züge an den Tag legt, hat er schnell gelernt. Und „Cola“, die in der Praxis immer dabeisein darf, hatte ihn sowieso schon längst ins Herz geschlossen. Also durfte er „vorerst“ bei Carmen Weiß wohnen. „Schorsch“ fährt für sein Leben gerne Auto und sitzt auf den ausgedehnten Spaziergängen mit dem Hund in seinem Spezialrucksack. Gerne läuft er auch mit und bleibt dabei aber immer bei seiner „Wandergruppe“. Dennoch wird er laut Carmen Weiß „grenzenlos“ von „Cola“ bewacht.

"Schorsch" wurde bei der Familienfeier "getauft"

Wie kam er eigentlich zu seinem Namen? Sie berichtet von einer Familienfeier, zu der sie ihn mitnahm – in der Hoffnung, ihn dort vermitteln zu können. Damals war er noch namenlos. Doch die Verwandten, die sie dafür vorgesehen hatte, konnten ihn wegen einer Allergie nicht „adoptieren“. Und bei dieser Feier beschloss der „Familienrat“, ihn „Schorsch“ zu nennen. Mittlerweile hört er schon auf seinen Namen und hat auch seine erste Impfung mit Bravour gemeistert.

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Nicht nur in der Praxis, sondern auch bei Carmen Weiß in Bad Mergentheim kennt „Schorsch“ sich inzwischen bestens aus: „Er findet sich sehr gut zurecht. Das Klettern ist sein ,Spezialgebiet‘: Er erklimmt gerne die Couch und die Stühle und weiß genau, aus welcher Höhe er noch hinunterspringen kann. Auch den hohen Kratzbaum liebt er – von dort klettert er einfach wieder rückwärts herunter“, berichtet die Tierfreundin und lacht. Auch futtertechnisch sei Schorsch total unkompliziert: „Er ist total verfressen und überhaupt nicht mäkelig.“

Unzertrennlich: „Cola“ und „Schorsch“ sind ein Herz und eine Seele. © Carmen Weiss

Wäre „Schorsch“ nicht entdeckt und zum Tierarzt gebracht worden, hätte sich die Infektion im ganzen Körper ausgebreitet. Das Katzenbaby wäre an multiplem Organversagen gestorben. „Das Problem liegt einfach daran, dass Katzen hier nicht kastriert werden müssen“, sagt Carmen Weiß und erklärt: „Die Mutter gibt ihre Infektion oft an ihre Kitten weiter. Doch nach wilden Katzen wird in der Regel nicht geschaut. Dabei kann man Kätzchen schon ab der achten Woche gegen Katzenschnupfen impfen.“

„Schorsch“ hatte großes Glück

„Schorsch“ hatte einfach großes Glück. Doch nun ist das muntere Katzenkind müde. Auch seine fürsorgliche „Ersatzmutter“ braucht jetzt mal eine Pause vom vielen Aufpassen. Der Mittagsschlaf ruft. Und dann sind „Cola“ und „Schorsch“ schon wieder bereit für neue Abenteuer.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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