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Tauberbischofsheim: Metzgerei Hofmann schließt

Eigentlich hätte die Metzgerei Hofmann Grund zum Feiern. 70 Jahre gibt es sie nun schon in Tauberbischofsheim. Doch der alteingesessene Familienbetrieb wird zum Ende des Monats schließen.

Von 
Sabine Holroyd
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Maria, Dominik und Sandra Hofmann vor ihrer Abschiedstafel im Tauberbischofsheimer E-Center. © Sabine Holroyd

Tauberbischofsheim. Das Aus gilt nicht nur für die Metzgerei in der unteren Fußgängerzone, sondern auch für die Filiale im E-Center Dürr. Seit 22 Jahren hatten die Hofmanns dort ihr zweites Standbein. Außerdem wird die Familie auch ihren Partyservice und die kulinarische Versorgung bei Festivitäten in der Stadt einschränken. Wie konnte es soweit kommen?

„Wir hätten sehr gerne weitergemacht, denn wir haben Arbeit ohne Ende. Es hat uns immer großen Spaß bereitet“, sagt Dominik Hofmann. Er steht ausnahmsweise mal nicht hinter der Theke seiner Filiale im E-Center, sondern sitzt mit den FN da, wo normalerweise seine Gäste Platz nehmen. Hinter ihm stapeln sich Geschenkkörbe, Grills, professionelle Küchenwaagen, Schneidemaschinen und viele Gläser. „Das ist mein kleiner Basar“, meint er. Utensilien, die er schon jetzt nicht mehr braucht, werden verkauft.

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Tafel mit Erinnerungen

An der Wand hängt eine Tafel mit Fotos vom Team und den Platten, die er immer so gerne belegt hat und für die er auch schon mit einer DLG-Goldmedaille belohnt worden ist. Das Handwerk dazu hat er bei einem Metzger in Aschaffenburg gelernt. Bei drei ganz unterschiedlichen Metzgerbetrieben ließ er sich ausbilden, bis sich die große Chance mit dem Tauberbischofsheimer E-Center ergab.

Auf einer unübersehbaren, mit vielen Erinnerungsbildern geschmückten Tafel an der Wand hinter ihm steht: „Alles hat ein Ende . . .“. Es gibt wohl niemanden, der im Geiste nicht ein „Nur die Wurst hat zwei“ anfügt – es passt ja so gut zum Thema. Was laut Dominik Hofmann nun das Ende eingeleitet hat, ist der kommende Umbau im E-Center Mitte 2022: „Wir passen nicht mehr in die Pläne und die Vorstellungen von dem, was Edeka Nordbayern hier in Zukunft präsentieren möchte“.

Er betont ausdrücklich, dass Marktleiter Udo Dürr nichts mit der Kündigung seines Mietvertrags zu tun gehabt habe.

Seine Gäste, darunter auch die „Rentnergang“, seien traurig, manche, sagt er, wollten es gar nicht glauben, dass die Metzgerei Hofmann im E-Center und in der Stadt bald der Vergangenheit angehöre: „Sie denken, ich mache einen Scherz“. Und dabei habe man gerade in dem Einkaufszentrum richtig viel zu tun. „Wir haben hier unsere ganze Energie ’reingesteckt und waren voll auf unsere Filiale fokussiert.“ Der Erfolg hat ihm recht gegeben. Täglich außer sonntags sei er „von 8 bis 8“ hinter der Theke gestanden und habe pro Jahr kaum mehr als zwei Wochen Urlaub gemacht. Und wenn sonntags ein Fest oder eine Messe in der Stadt stattfand, waren Dominik Hofmann und sein Team dann auch noch stets zur Stelle. Und nun soll am 24. Dezember Schluss sein.

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Doch warum schließt die Familie zum 31. Dezember auch die Metzgerei in der Hauptstraße? Maria Hofmann ist zum Gespräch dazugekommen. Sie sagt: „Die beiden Läden waren eine gute Kombination, eine prima Ergänzung. Alleine trägt sich die Metzgerei jedoch nicht. Die Kosten, etwa für Personal und Energie, steigen immer weiter. Außerdem“, meint sie, „ist die Fußgängerzone nicht mehr so belebt wie früher.“

Auch in der Metzgerei würden die Kunden traurig und ungläubig reagieren. Zudem hört mit den Hofmanns nach Josef Morschheuser und Udo Engelhard auch der letzte noch verbliebene Metzger der Stadt auf – und hinterlässt einen weiteren Leerstand.

„Die Leute gingen ,zum Hofmann’“

Wie ist das für ihn, den überzeugten Tauberbischofsheimer? Dominik Hofmann antwortet: „Es ist sehr, sehr schade, dass unsere schöne Innenstadt stirbt, dass die Entwicklung hinaus auf die Fläche geht.“ Das Persönliche, meint er, bliebe dadurch auf der Strecke: „Wenn ich früher ein Buch wollte, bin ich ,zum Stein’. Wenn wir Kaffeegeschirr benötigten, sind wir ,zum Albiez’. Und bei uns gingen die Leute ,zum Hofmann’“.

Er sagt: „Deshalb war unser Engagement für die Stadt, die ja auch meine Heimat ist, stets sehr groß. Wenn Feste anstanden, war meine Frage jedesmal: ,Was kann ich machen?’ Wir haben da nicht gefackelt, wir haben gebrannt. Wir wollten, dass dieses Fest oder diese Messe schön wird für Tauberbischofsheim. Das war immer unser Ziel.“

Dominik Hofmann, der momentan noch nicht weiß, wie es für ihn persönlich weitergeht, ist froh, dass er sich um sein rund 15-köpfiges Team kaum Sorgen machen muss: „Fast alle unsere Leute haben eine neue Stelle in Aussicht.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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