Hobby

Tauberbischofsheim: Lena Fröhlich im Bodybuilding erfolgreich

Lena Fröhlich hat ein außergewöhnliches „Hobby“: Die Tauberbischofsheimerin ist Bodybuilderin und tritt äußerst erfolgreich in der Fitnessfigur-Klasse an.

Von 
Sabine Holroyd
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© Zanker

Tauberbischofsheim. Ihrem Nachnamen wird sie mehr als gerecht: Die junge Frau strahlt viel und scheint immer gut gelaunt zu sein. Besonders blitzen ihre Augen, wenn sie von ihrer Leidenschaft, dem Bodybuilding, spricht.

Momentan befindet sie sich in der „Off Season“, im Aufbau. Die Wettkämpfe finden immer im Frühjahr und Herbst statt. „Wenn andere auf ihre Bikinifigur hinarbeiten, muss ich zunehmen“, sagt sie und lacht. „Ich muss mehr essen, damit die Muskelmasse wächst“, erklärt sie. Der Blick auf ihre Oberarme zeigt selbst einem Laien, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

Doch wie wird man Bodybuilderin? Was gefällt ihr so daran? Lena Fröhlich erzählt: „Schon als Kind konnte ich nur schwer still sitzen, ich war immer in Bewegung und wollte lieber draußen spielen als zuhause sein. Ich war sehr dünn. Als ich dann in der Schule war, brauchte ich erst recht einen Ausgleich. Ich begann in Tauberbischofsheim mit dem Basketball-Training. Aber auf Dauer war mir das zu wenig, denn es fand nur einmal pro Woche statt.“

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Nach dem Schulabschluss ließ sie sich zur Einzelhandelskauffrau ausbilden. Eines Abends, sie war mittlerweile 19, besuchte sie spontan ein Fitnessstudio. Sie berichtet: „Ich kannte mich überhaupt nicht aus, also ließ ich mir alles erklären. Danach war ich so begeistert, dass ich sofort den Mitgliedsvertrag unterschrieb.“ Damit war der Grundstein für ihre sportliche Karriere gelegt und Lena Fröhlich vom Fitness-Virus erfasst. „Wenn ich nach Feierabend trainieren ging, waren nur Männer im Studio. Von ihnen schaute ich mir viel ab. Mit kleinen Gewichten wollte ich mich gar nicht erst abgeben.“ Jeden Abend trainierte sie. „Ich sah, wie sich mein Körper veränderte, wie mein Bizeps wuchs. Ich nahm zehn Kilo an Muskelmasse zu. Die Glückshormone durchströmten mich, es hat mir so gut gefallen.“

Fitnessstudio auf Platz eins

Das Fitnessstudio wurde ihr wichtiger als alles andere. Familienfeiern an den Wochenenden mussten ohne sie stattfinden. „Aber dann sagte jemand zu mir, pass bitte auf, denn du bist richtig süchtig.“ Lena Fröhlich, die vor kurzem 36 Jahre alt wurde, zog die Reißleine. Sie trainiert seitdem „nur“ noch fünfmal die Woche, samstags und sonntags ist sie für ihre Familie da.

Doch ihren Traum verlor sie nie aus den Augen. „Auf Instagram habe ich immer die Mädchen in ihren Bikinis auf der Bühne bewundert. Das wollte ich auch machen, ich wollte genau wie sie bei Bodybuilding-Wettbewerben antreten.“

Ihren allerersten Wettkampf bestritt sie als 34-Jährige im Oktober 2023 in Flörsheim. Zuhause hatte sie vor dem Spiegel die Posen einstudiert, geholfen haben ihr dabei auch YouTube-Videos: Eine Front-, eine Rücken- sowie zwei seitliche Posen sind vorgeschrieben. „Das ist harte Arbeit“, sagt sie und betont, dass sie sich ganz allein und freiwillig so weit gebracht habe, um öffentlich auftreten zu können.

„Der Sport“, erklärt Lena Fröhlich, „macht mich selbstbewusster und stärker. Dadurch fühle ich mich einfach wohler in meinem Körper.“ Ihrer Familie dagegen sei es „ein bisschen zuviel“, sagt sie und lacht: „Die kennen mich eben noch als dünnes Mädchen im niedlichen Kleidchen.“

Ihrem Mann Marc gefallen ihre Muskeln. „Er selbst macht auch jeden Tag Sport, allerdings würde er nie auf einer Bühne posieren wollen. Außerdem mag er nicht vorgeschrieben bekommen, was er essen darf und was nicht.“

Das Essen ist ein großes Thema bei Bodybuildern. „Jetzt in der Prep, also in der Vorbereitungsphase auf einen Wettkampf, darf ich nichts Zuckerhaltiges zu mir nehmen. Das ist nicht so einfach, denn ich liebe Kekse und Schokolade. Fleisch und Gemüse kann ich locker stehen lassen, aber bei Keksen greife ich gerne zu.“ Außerdem muss sie in der „Prep“ stets im Kaloriendefizit sein – sie muss abnehmen, ohne dabei an Muskelmasse zu verlieren. „Das ist die Kunst dabei“, sagt sie und lacht.

Mit ihrem Stuttgarter Coach kommuniziert die disziplinierte junge Frau oft, informiert ihn über ihr Gewicht und ihre Form. Im Gegenzug schickt er ihr Trainings- und Ernährungspläne. „Daran halte ich mich strikt“, sagt sie. „Wenn ich dann aber mal was naschen darf, bin ich richtig happy und genieße jeden Bissen.“

Vor ihrer Premiere in Flörsheim sei sie „furchtbar aufgeregt“ gewesen und hatte Angst, sie könnte in den vorgeschriebenen High Heels stolpern. „Auf der Bühne dann waren alle Sorgen wie weggeblasen. Ich war sogar richtig selbstsicher – schließlich wusste ich, dass ich in diesen einen Moment vier Monate harter Vorbereitung hineingesteckt habe. Ich wollte dann auch gar nicht mehr von der Bühne ‘runter“, berichtet sie und lacht. Doch der erste Auftritt sollte mit einer Enttäuschung enden: „Eigentlich hatten mich alle, auch das Publikum, als Siegerin gesehen. Doch meinem damaligen Verband war ich zu sehnig und zu muskulös.“

Das Prozedere vor einem Wettkampf in der Firnessfigur-Klasse erklärt sie so: „Eine Woche beginnt man, den Körper zu entwässern. Dazu muss man täglich acht Liter, mit viel Salz versetztes Wasser trinken. Je näher der große Tag kommt, wird die Wasser- und Salzaufnahme reduziert. Am Tag selbst darf gar nichts mehr getrunken werden, damit die Haut am Muskel ,klebt‘.

Sie wechselte zum National Physique Commite (NPC), das bereits Interesse an ihr bekundet hatte, und trat in diesem Frühjahr beim „Invictus Cup“ in München an. „Ab 35 darf man dort auch bei den Masters mitmachen. Ich belegte bei den Open den zweiten, bei den Masters den ersten Platz.“ Es folgten Wettkämpfe in England, wo sie in beiden Klassen ganz oben auf dem Siegertreppchen stand, und auch bei Wettkämpfen in Schweden und Polen gewann sie ebenfalls souverän.

Fotos von diesen Meisterschaften zeigen Lena Fröhlich ganz anders, als sie normalerweise aussieht. Daraufvsieht man sie sehr stark geschminkt, ihr Körper glänzt und ist stark gebräunt. Sie erklärt: „Spezielle Top-Tan-Farben werden am Tag vor dem Wettbewerb in drei Schichten auf den Körper aufgetragen. Das muss dann drei Stunden lang trocknen. Wenn man schlafen geht, muss man zuvor alles abdecken, denn wenn man nachts schwitzt, geht die Farbe ab. Auf die Farbe wird vor dem Wettkampf noch Öl gesprüht, damit die Haut glänzt. Wichtig ist auch das Make-up. Die Schminke muss extrem übertrieben sein, sonst wirkt das nicht im Scheinwerferlicht.“ Falsche Wimpern gehören natürlich auch dazu. Wenn sie geschminkt wird, der Körper schimmert, dann fühlt sie sich „super“: „Dann weiß ich: Jetzt geht es gleich los.“

„Ein Urlaub ist nicht drin“

Ob sie auf der Bühne eine andere Lena ist als im „normalen“ Leben? Sie schüttelt den Kopf: „Ich verstelle mich überhaupt nicht. Viele Newcomer machen sich klein und wollen am liebsten gleich wieder ‘raus aus dem Spotlight. Ich dagegen fühle mich sauwohl auf der Bühne.“ Ihren Traum hat sie auch nach ihren nationalen und internationalen Erfolgen noch nicht ausgeträumt – auch wenn sie als Amateurin alle Flüge zu Wettkämpfen und die Übernachtungen dort aus eigener Tasche bezahlen muss. „Das ist richtig teuer. Ein Urlaub ist da nicht drin“, gibt die Produktionshelferin in Vollzeit zu. Wollte sie Profi werden und bei IFBB-Wettkämpfen wie etwa der „Arnold Classic“ oder dem „Mr. Olympia“ antreten, müsste sie bei der „IFBB Amateur“ oder bei der NPC eine „IFBB Pro Card“ gewinnen. Die IFBB ist die „International Federation of Bodybuilding and Fitness“. Unter vielen anderen Erstplatzierten die Allerbeste zu sein, stellt sie sich sehr schwierig vor – „aber große Lust hätte ich schon aufs Profi-Leben“, gibt sie zu.

An Supplements nimmt sie nichts ein, was für ihren Körper schädlich wäre, sagt sie. Allerdings werde man nicht getestet – es müsse jeder selbst wissen, wie er mit seiner Gesundheit umgeht. Lena Fröhlich beschränkt sich auf Ergänzungsmittel wie Zink, Magnesium, Omega-3-Gelenkkapseln und Ashwagandha.

Im Frühjahr 2025 geht es mit den Wettkämpfen weiter. Natürlich will sie erneut ganz oben auf dem Treppchen stehen. Ihr Mann Marc wird auch wieder dabei sein, so wie bei jedem Wettbewerb: „Er ist mein persönlicher Betreuer, der mir Kraft gibt und mir unglaublich hilft.“

Lena Fröhlichs Kanal bei Instagram: lena_froehlich.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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