Abschied

Tauberbischofsheim: Beatrix Heimburger-Sack zieht Bilanz

„Hinter mir liegen erfüllte Jahre, für die ich sehr dankbar bin. Nun freue ich mich, wieder Herr meiner Zeit zu sein und Verantwortung abgeben zu dürfen“, sagt Beatrix Heimburger-Sack. 14 Jahre lang leitete sie die Grundschule am Schloss.

Von 
Sabine Holroyd
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© Sabine Holroyd

Tauberbischofsheim. Im Gespräch mit den FN zieht sie Bilanz.

Rund 190 Schüler zwischen fünf und zwölf Jahren, 17 Lehrer: Die Grundschule am Schloss ist nicht gerade klein. Beatrix Heimburger-Sack hat sie stets gerne geleitet.

Liebevoll spricht sie nicht nur von den vielen Kindern, mit denen sie tagtäglich zu tun hatte, sondern auch über das Gebäude selbst: „Das war früher die Volksschule. Ich mag ihren Charme, die original Fliesen gefallen mir auch heute noch.“ Allerdings sei der Schulhof für die große Zahl von Kindern viel zu klein: „Wir haben neun Klassen – das funktioniert in den Pausen nur im Schichtbetrieb.“ Die Grundschule am Schloss ist eine Schule im offenen Ganztag, in der auch eine Grundschulförderklasse untergebracht ist.

Ganz anders war da die mittlerweile geschlossene, „kleine und feine Schule“ in Gissigheim, in der Beatrix Heimburger-Sack ihre erste Lehrerstelle hatte und ab 2008 als Rektorin tätig war. 2010 wurde die Schule geschlossen, und sie bewarb sich erfolgreich und ganz bewusst um die Leitung der Grundschule am Schloss, „weil sie in meiner Heimatstadt steht“.

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Sobald sich das Thema um Kinder dreht, beginnen ihre Augen zu leuchten. Sie selbst ist in der KJG groß geworden, hat als Mitglied des pädagogischen Teams Zeltlager mitorganisiert und Gruppenstunden abgehalten. „Ich hatte schon immer ein Gespür für Kinder. Sie liegen mir am Herzen und haben es verdient, wahrgenommen zu werden.“ Stets war es ihr wichtig, „diesen kleinen Wesen“, wie sie sie nennt, auf gleicher Ebene zu begegnen. Es war für sie selbstverständlich, sich für ein Gespräch zu ihnen herunterzubeugen, in die Knie zu gehen, auf denselben kleinen Stühlen zu sitzen, um ihnen direkt in die Augen schauen zu können und zu wissen, wie es ihnen geht. Dieses Kümmern ist ihr sehr wichtig.

Die scheidende Rektorin ist der festen Überzeugung, dass Freude und Spiel in einer Schule überwiegen müssen. Ihr Ziel als Leiterin der Grundschule am Schloss sei stets gewesen, die Kinder in ihrer Reifung zu fördern, zu bestärken und ein Depot in ihnen anzulegen, mit dem sie gut durchs Leben kommen.

Den Ganztagsschulbetrieb sieht sie ambivalent: „Natürlich ist der Bedarf da, weil viele Eltern berufstätig sind, und die Stadt versucht auch ihr Bestes, diese Betreuung möglich zu machen. Aber ich denke auch an das kleine Wesen, das den ganzen Tag über funktionieren muss, das in dieses System ,reingepresst‘wird und eben nicht zur Mittagszeit nach Hause gehen und sich ausruhen darf.“ Sie findet, dass noch viel dazujstiert werden müsse – auch an Rückzugsmöglichkeiten, die es an der Grundschule am Schloss leider so nicht gebe: „Unsere Räume sind alle belegt.“

Dadurch ergäben sich auch Probleme, und die Reibungspunkte nähmen zu. Nicht umsonst brauche es Trainingsprogramme wie „Lubo aus dem All“, mit dem die Kinder lernen, mit Wut oder Enttäuschung umzugehen.

Beatrix Heimburger-Sack ist überzeugt, dass das soziale Miteinander durch die Corona-Maßnahmen auf der Strecke geblieben ist – und dabei, sagt sie, „sind Kindergarten und Schule doch die wichtigsten Funktionen, um wie in einer Familie auch das Zusammenleben und Zusammenwachsen zu üben“.

Aus den „kleinen Wesen“ sollen schließlich starke, reife und sozialfähige Persönlichkeiten werden. „Da braucht es die Unterstützung vieler Fachleute“, findet sie und ist froh, dass an der Schule auch die Schulsozialarbeit vertreten ist. „Unser tägliches Brot als Lehrer ist es, immer wieder aufs Neue Konflikte zu lösen.“

Die Grundschule am Schloss sei zwar mit digitalen Tafeln und Tablets für die Schüler gut aufgestellt, jedoch ist sie überzeugt, dass eine Schule nie ganz ohne Papier auskommen kann: Die Kinder sollen und müssen auch üben, zu malen und zu schreiben.

Kindern von Migranten begegnet sie mit derselben Empathie wie allen anderen Jungen und Mädchen.„Sie kommen während eines Schuljahres an und sind dann eben da. Wir suchen dann immer nach Möglichkeiten, sie bestens zu integrieren, ohne die anderen aus dem Blick zu lassen. Nach meiner Erfahrung sind die allermeisten dieser Kinder motiviert und wollen hier Fuß fassen.“

Glücklich ist sie über das Waldstück der Schule am Bismarckturm, in dem Hans-Peter Scheifele vom Kreisforstamt gemeinsam mit den Lehrerinnen die auch bei den Kindern sehr beliebte Waldpädagogik mit unterstützt und das ganzjährig das „grüne Klassenzimmer“ der Schule bilde.

Für die Schule selbst wünscht sie sich, dass sie nun endlich brand-, lärmschutz- und sicherheitstechnisch aufgerüstet werde.

„In der Kategorie Berufswunsch habe ich in Poesiealben immer ,Mutter und Lehrerin‘ eingetragen“, sagt Beatrix Heimburger-Sack und lacht. Religion, Sport und Mathematik unterrichtete sie am liebsten, das Singen im Religionsunterricht liebte sie besonders. „Musik spielt in meinem Leben eine große Rolle“, gibt sie zu. Mit Freude singt sie gemeinsam mit ihrem Mann in der „Band ohne Namen“.

Auch in Zukunft möchte sie in aller Herrgottsfrühe auf dem Hamberg joggen, erleben, wie ein neuer Tag beginnt, und nun einfach „ganz lange Ferien und viel Zeit für die Familie haben“.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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