Odenwald-Tauber. Fusion? Kooperation? Der Kreisbauernverband Neckar-Odenwald strebt in Zukunft eine engere Zusammenarbeit mit den Kollegen im benachbarten Main-Tauber-Kreis an. Geschäftsführer Andreas Sigmund hatte bei der Mitgliederversammlung in der Oberschefflenzer Roedderhalle derartige Pläne öffentlich gemacht – und beim Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Main-Tauber, Reinhard Friedrich, „damit für etwas Verwunderung gesorgt, weil ich das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erwartet hätte“, wie er im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten betont.
Alles vorstellbar
Reinhard Friedrich kann sich im Grunde aber alles vorstellen, was die beiden Kreisverbände stärkt, deren Tun unterstützt und sie schlussendlich nach vorn bringt. Und er sagt in aller Deutlichkeit: „Wir sind uns alle im Klaren, dass wir die Strukturen auf Kreisebene anpassen müssen, um für die Zukunft in unserer Branche gerüstet zu sein – gerade in solchen agrarpolitisch schwierigen Zeiten, in denen wir uns augenblicklich befinden.“
Der Verbandsfrontmann für den Main-Tauber-Kreis bestätigt, dass es ein erstes Gespräch gegeben habe, bei Gedanken ausgetauscht worden seien – mehr auch (noch) nicht.
Fit machen für künftige Herausforderungen
„Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“ – dieser Leitsatz von Friedrich Schiller trifft auf viele Bereiche zu und damit auch für die Landwirtschaft. Dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Main-Tauber ist es daher eine Herzensangelegenheit, die Organisation gut aufzustellen, um sie fit zu machen für alle künftigen Herausforderungen. Doch Schnellschüsse werde es diesbezüglich sicherlich nicht geben. Stattdessen: „Wir sind ein Team. Solch ein Thema wird im Team, also mit dem gesamten Vorstand, und unter transparenter Einbeziehung aller Mitglieder aus der Landwirtschaft besprochen.“ Denn solche Pläne seien nur im guten Miteinander zu realisieren, sagt Reinhard Friedrich.
Nachvollziehbar, dass man sich deshalb Gedanken dahingehend mache, wie die Weichen neu zu stellen seien. Er sei jedenfalls zuversichtlich, dass es eine für beide Kreisverbände gute Lösung geben werde, mit der die Kräfte gebündelt werden könnten.
Ein Bundestagswahlkreis
„Im Übrigen arbeiten wir jetzt schon auf verschiedenen Gebieten gut und eng zusammen – etwa bei Busfahrten zu Veranstaltungen der Bauern oder wenn Personal gebraucht wird“, sagt der Vorsitzende. Zudem seien Main-Tauber und Neckar-Odenwald ein Bundestagswahlkreis; auch dies spreche dafür, gemeinsame Sache zu machen – in welcher Form auch immer.
Andere Kreisverbände in Baden-Württemberg hätten sich bereits zu einer Vollfusion entschlossen, andere hingegen seien selbständig geblieben, hätten jedoch eine gemeinsame Geschäftsstelle eingerichtet. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die wir jetzt in nächster Zeit detailliert ausloten wollen“, erklärt Reinhard Friedrich – denn nichts müsse, vieles jedoch könne.
„Ich muss gewährleisten, dass unsere Landwirte auch in Zukunft keine langen Wege auf sich nehmen müssen, wenn sie ein Anliegen haben“, wirft der „erste Landwirt“ im Kreisverband ein. „Die Hauptgeschäftsstelle in Tauberbischofsheim und die Außenstelle in Niederstetten haben sich nämlich bewährt und werden sehr gut frequentiert.“ Dies wolle man auch künftig beihalten. Auf der anderen Seite sei es aber auch für ihn wichtig, genügend personelle Ressourcen zu rekrutieren, die geregelte Abläufe bei der Bearbeitung der Anliegen der Agrarier gewährleisteten.
Sensibles Thema
„Hierbei handelt es sich um ein sensibles Thema, das wir auch so behandeln wollen. Es ist wichtig, dass wir uns rechtzeitig damit befassen. Das tun wir – und zum Glück haben wir auch noch etwas Zeit“, meint Reinhard Friedrich, der abschließend nochmals explizit betont: Bei all den Plänen stehe stets das Wohl der Landwirte im Fokus – dazu sehe man sich als Verband verpflichtet.
Und auch Albert Gramling, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Neckar-Odenwald, bezieht zu der Thematik Stellung. „Hauptgrund für diese Überlegungen ist das Personal. In diesem Jahr gehen im Bauernverband Neckar-Odenwald zwei vom drei Büroangestellten in Ruhestand“, so Gramling. Deren Hauptaufgaben seien Beratung in der Sozialversicherung und Steuerberatung für kleinere Betriebe – und beide seien zu 50 Prozent angestellt.
„Aktuell ist es schwierig bis unmöglich, überhaupt geeignetes Personal in diesem Bereich zu finden“, so der Vorsitzende weiter, der darauf verweist, dass Geschäftsführer Andreas Sigmund in einigen Jahren ebenfalls in Ruhestand gehen werde. Mit einer Zusammenarbeit beider Bauernverbände sei man flexibler in der Stellenausschreibung. Es gebe die Möglichkeit von Teilzeit- oder Vollzeitarbeit.
„In der Zusammenlegung der Geschäftsstelle sehe ich den großen Vorteil, dass das Büro die ganze Woche über besetzt ist. Sowohl Andreas Sigmund als auch Stefan Fröber sind nur in Teilzeit angestellt. Andreas Sigmund ist deshalb freitags nicht im Büro“, gibt Gramling weiter zu bedenken. Der Sitz der Geschäftsstelle sei aus seiner Sicht zweitrangig. Das meiste laufe mittlerweile ohnehin via Telefon und Internet. „Trotzdem sollten Büros vorhanden sein, die in den Regionen verteilt sind. Der Weg von Aglasterhausen bis Creglingen ist mit 100 Kilometern sehr weit. Ansprechpartner müssen deshalb auch vor Ort erreichbar sein.“
Kosteneinsparungen ein Grund
Natürlich seien Kosteneinsparungen auch ein Grund – vor allem in Form der Miete für die Geschäftsstelle. „Das Personal wird jedoch weiterhin benötigt und jeder Angestellte braucht einen Schreibtisch.“ Im Landesbauernverband gebe es schon einige Beispiele mit einem Geschäftsführer und einer Geschäftsstelle – etwa Rhein-Neckar-Kreis und Karlsruhe mit Sitz in St. Leon-Rot. „Weniger Gedanken machen wir uns derzeit über eine Vollfusion. Trotzdem gibt es immer wieder überregional gemeinsame Veranstaltungen mit Referenten und darüber hinaus. Der gegenseitige Kontakt besteht also“, schließt Albert Gramling sein Statement.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-tauberbischofsheim-bauernverbaende-fusion-kooperation-_arid,2178931.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html