Odenwald-Tauber. „Essen gut, Wetter könnte besser sein, bis bald, Eure Urlauber“, oder, in immer größer werdender Schrift: „Ich kann leider nicht mehr weiter schreiben, weil ich keinen Platz mehr habe“: Ansichtskarten, die aus den Ferien verschickt werden, hatten schon immer ihren eigenen Charme.
Doch sterben sie im Zeitalter der schnellen elektronischen Grüße nicht so langsam aus?
Brigitte Hörner von der Tauberbischofsheimer Tourist-Information sieht das nicht so, im Gegenteil: „Gerade jetzt im Sommer verkaufen wir viele Ansichtskarten. Erst vorhin hat ein Tourist gleich alle vier erhältlichen Motive erworben. Ich denke, die Postkarte kommt nie aus der Mode“, sagte die Expertin gegenüber den FN.
Wir erkundigten uns einmal „stichprobenartig“ bei Bürgermeistern in der Region und fragten: „Verschicken Sie noch Ansichtskarten aus dem Urlaub?“
Heidrun Beck (Boxberg): „Wir schicken aus dem Urlaub gerne einen kurzen Gruß per Messenger mit Fotos für die Lieben zuhause. So sehr ich mich selbst über Postkarten freue, um so praktischer ist doch der digitale Gruß. Es erspart die Suche nach Postkarten, passenden Briefmarken sowie Briefkasten.“
Roland Burger (Buchen): „Die Ansichtskarte läuft meiner Meinung nach langsam aus. Wir nutzen sie noch, wenn wir meine Eltern aus dem Urlaub grüßen, weil sie kein Smartphone haben. Meine Kinder erhalten die Fotogrüße über einen Messenger-Dienst. Längerfristig gehört die Zukunft den neuen Medien.“
Benjamin Czernin (Ahorn): „Tatsächlich schreibe ich eher selten bis gar keine Ansichtskarten aus dem Urlaub. Um ehrlich zu sein, habe ich das noch nie gerne gemacht. Seitdem es WhatsApp gibt, sind die Urlaubsgrüße also immer elektronisch. Es geht natürlich um einiges schneller, und man kann ein selbst gemachtes Bild mitanhängen.
Mein Gegenüber bekommt also genau das zu sehen wie ich selbst auch. Ich freue mich aber immer wahnsinnig über die gute alte Postkarte. Sie hat einfach sehr viel Charme. Mein Fazit lautet: Postkarte schreiben? Nein. Postkarte bekommen? Ja, gerne!“
Joachim Döffinger (Assamstadt): „Ich schreibe lieber ,elektronische Grüße’ auf WhatsApp. Sie sind meistens persönlicher und immer topaktuell. Die Fotos sind ebenfalls viel persönlicher und außerdem viel lebendiger. Ein weiterer Punkt, der gegen die Ansichtskarte spricht: Man muss nicht erst ,ewig’ nach Karten suchen, die einem selbst und auch dem Adressaten gefallen, Briefmarken organisieren und dann auch noch einen Briefkasten finden.“
Ottmar Dürr (Werbach): „Meine Urlaubsreisen halten sich absolut in Grenzen. Wenn ich aber wirklich einmal verreise, melde ich mich telefonisch bei meinen hochbetagten Eltern. Andere ,Grußempfänger’ halte ich für nicht erforderlich.“
Markus Günther (Walldürn): „Ich schicke immer noch gerne Ansichtskarten aus dem Urlaub nach Hause. Es kommt allerdings auf den Empfänger an, ob er eine solche Ansichtskarte noch zu schätzen weiß.
Schneller und aktueller geht es sicher jedoch mit elektronischen Grüßen, die ich natürlich an einen anderen Empfängerkreis sende.“
Uwe Hehn, Creglingen: „Da ich keinen Urlaub mache, stellt sich bei mir diese Frage leider nicht.“
Johannes Leibold (Großrinderfeld): „Haben Sie schon einmal versucht, eine WhatsApp an den Küchenschrank zu heften? Grundsätzlich ist die Frage, ob Postkarte oder elektronische Grüße eine andere. Wenn ich ein persönliches, eben erstelltes Bild sofort weiter versenden möchte, kommen eigentlich nur WhatsApp, Signal oder wie auch immer in Frage.
Wenn ich jedoch möchte, dass man auch noch nächstes Jahr an meinen Urlaub, an meine Grüße beziehungsweise auch an mich denkt, da ich ja auch zuvor den Empfänger meiner Karte im Sinn haben musste, um ihm eine Postkarte zuzusenden, ist dies ein komplett anderes Bild. Die Postkarte ist ganz klar das Medium meiner Wahl.“
Joachim Markert (Grünsfeld): „Ein Handy-Foto aus dem Urlaub fängt ideal die Stimmung ein und kommt bereits im nächsten Augenblick bei Verwandten, Freunden und Bekannten an. Nicht selten animieren diese Schnappschüsse den oder die Empfänger mit Kommentaren oder Fotos zu antworten.
Auf diese Weise teilt man die eigenen Urlaubseindrücke mit dem gewünschten Personenkreis.
Ich versende vereinzelt Postkarten aus dem Urlaub. Diese sind, handschriftlich verfasst, ein sehr persönlicher Urlaubsgruß – auch wenn manche Karte erst Tage nach der eigenen Heimreise beim Adressaten ankommt.“
Anette Schmidt (Tauberbischofsheim): „Ich verschicke keine Postkarten mehr, gerne aber Fotos über Whatsapp & Co an die Familie und liebe Freunde. Allerdings habe ich vor kurzem selbst seit langem einmal wieder eine Postkarte bekommen – von meinem Sohn von der Ferienfreizeit mit der Badischen Sportjugend in Kroatien. Darüber habe ich mich riesig gefreut.“
Nick Schuppert (Weikersheim): „Ich bin eigentlich kein Urlauber, der große Reisen unternimmt. Wenn ich Urlaub hatte, dann blieb ich Zuhause oder habe eine Auszeit in der Therme genommen.
Aus den letzten Urlauben, die aber schon Jahre zurück liegen, habe ich immer eine Karte an das Rathaus nach Weinstadt zu den Kollegen geschickt. Diese hingen dann bei der Postsammelstelle und jedes Mal, wenn ich dort war und was zu erledigen hatte, konnte ich mich in Gedanken in den Urlaub zurückträumen.“
Marcus Wessels (Wittighausen): „,Früher’ war das Schreiben von Ansichtskarten immer eine lästige Pflicht, die auch noch mit Belastungen der Urlaubskasse verbunden war. Heute ist es so einfach, schicke Bilder mit persönlicher Note an die Familie, Freunde und Bekannte auf einmal zu senden, ohne viele Briefmarken kaufen zu müssen. Noch dazu erreichen diese Grüße die Daheimgebliebenen sofort und nicht erst zwei Wochen nach dem Ende des Urlaubs. Ich schreibe gerne elektronische Grüße.“
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