Distelhäuser Brauerei

Moritz Bauer führt Familientradition bei der Distelhäuser Brauerei fort

Die Leitung der Distelhäuser Brauerei liegt jetzt wieder fest in Familienhand. Moritz Bauer ist neuer geschäftsführender Gesellschafter des Traditionsunternehmens, „zurück in der Heimat“ und voller Tatendrang.

Von 
Fabian Greulich
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Distelhausen. Der Praktikant, der noch im März alle Abteilungen und Arbeitsbereiche der Distelhäuser Brauerei durchlief, ist jetzt der Chef. Moritz Bauer ist seit wenigen Wochen geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei. Mit gerade 28 Jahren übernimmt er die Führung des traditionsreichen Unternehmens (gegründet 1811), und große Verantwortung. Aber er kommt nicht unvorbereitet zurück nach Distelhausen, denn Moritz Bauer hat das Brauhandwerk von der Pike auf gelernt und ist zudem zweifacher Betriebswirt mit entsprechender Fachrichtung.

Wieder in Familienhand: Der 28-jährige Moritz Bauer hat die Leitung der traditionsreichen Distelhäuser Brauerei übernommen. © Distelhäuser Brauerei

„Seit ich 16 war, habe ich quasi aus dem Koffer gelebt. Internat in Bammental, Ausbildung in Meckatz, Studium in München und diverse Arbeitsstellen in Deutschland und Österreich. Jetzt bin ich endlich wieder fest zuhause angekommen. Das ist ein unglaublich schönes Gefühl“, sagt Moritz Bauer im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Den Bezug in die Region, den Kontakt zu Familie und Freunden habe er natürlich nie verloren. „Deshalb fühle ich mich hier auch einfach nur wohl und geborgen. Das ist mein Zuhause, meine Heimat.“

Ungewisse Zukunft

Und doch stand lange gar nicht fest, dass mit Moritz Bauer wieder ein Familienmitglied die Leitung der Brauerei mit ihren aktuell 118 Mitarbeitern übernehmen würde: Nach dem Tod von Vater Stefan Bauer, der vor 15 Jahren nach schwerer Krankheit starb, hatte man sich dazu entschieden, die Leitung erstmals in externe Hände zu geben. Zuletzt übernahmen Roland Andre (2007 bis 2023) und Christoph Ebers (seit 2017) diese Aufgabe. Sabine Bauer, Ehefrau von Stefan und Mutter von Moritz, sorgte aber in all der Zeit dafür, dass die Familie Bauer im Unternehmen präsent blieb. Liebevoll wird die 62-Jährige von den Mitarbeitern nur „die Chefin“ genannt. Und sie habe stets die Hoffnung gehabt, dass eines ihrer Kinder eines Tages die Tradition fortsetzen und die Geschäftsführung übernehmen würde, verrät Moritz Bauer im Gespräch .

Vor etwa zehn Jahren zeichnete sich dann tatsächlich ab, dass sich dieser Wunsch erfüllen könnte. „Nach dem Abitur wuchs in mir der Gedanke und einige Zeit später auch der feste Wille, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Das war aber ein längerer Prozess, keine Entscheidung von heute auf morgen.“ Fest stand, dass seine beiden Geschwister nicht in die Unternehmensführung einsteigen würden.

Ausbildung und Studium

Moritz Bauer begann 2017 die Ausbildung zum Brauer und Mälzer und absolvierte im Anschluss in München die Weiterbildung zum Braumeister. In Vorbereitung auf seine zukünftigen Aufgaben hat er außerdem einen Abschluss als allgemeiner Betriebswirt und zusätzlich einen als Betriebswirt der Getränkewirtschaft (2022). Dazu kamen viele Praktika in Brauereien – etwa in Salzburg, im Schwarzwald und im Ruhrgebiet.

Parallel beschäftigte sich Bauer aber auch immer mehr mit der Struktur und Entwicklung „seiner“ Brauerei im heimischen Distelhausen. Große Unterstützung fand er dabei von Dr. Klaus Faulhaber (Königheim). Als Generalbevollmächtigter der Eigentümerfamilie stand dieser im engen Austausch mit Moritz Bauer. „Vertrauensvoll und behutsam hat er mich in die sich immer mehr abzeichnende neue Aufgabe begleitet“, so der 28-Jährige.

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„Immer eine frische Idee“

Seit März ist Moritz Bauer nun zurück in Distelhausen. Als Praktikant, nicht als „Sohn von“ oder „Erbe von“, wollte er zunächst jeden Winkel und vor allem jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter der Brauerei kennenlernen. Er wollte die Abläufe und Prozesse mit eigenen Augen sehen und am eigenen Leib erfahren, um dann – ganz offiziell – als neuer Chef durchzustarten. Mit einem klaren Plan. Gemeinsam mit Christoph Ebers, der seit 2017 Teil der Geschäftsführung ist, setzte Bauer einen Strategieprozess in Gang. „Es ging mir darum, die DNA von Distelhäuser freizulegen und herauszuarbeiten, wofür wir eigentlich stehen“, so Bauer. Über mehrere Monate beschäftigte sich also ein 15-köpfiges Team – von der Auszubildenden bis zum Fast-Rentner – intensiv mit verschiedenen Themenkomplexen. Parallel gab es Umfragen bei Mitarbeitenden, Kunden und Partnern.

Distelhäuser Brauerei

Gegründet 1811, übernahm Ernst Bauer im Jahr 1876 die Brauerei im Tauberbischofsheimer Stadtteil Distelhausen. Inzwischen wird sie in siebter Generation von der Familie geführt, die alle Anteile hält.

Das Vertriebsgebiet liegt im Bereich zwischen Würzburg und Heilbronn.

Mitarbeiter: 118, davon neun Auszubildende.

Zum eigenen Fuhrpark gehören 18 Lkw plus 28 Verkaufs- und Ausschankwagen.

Der Umsatz lag 2022 bei 17,7 Millionen Euro. Bedingt durch Corona hatte er 2021 bei nur 11,5 Millionen Euro gelegen.

Das Distelhäuser Sortiment umfasst 22 Sorten – vom Pils über Saisonbiere bis zur Apfelschorle.

„Auf dieser Basis haben wir einen Zukunftsplan erstellt. In dessen Mittelpunkt stehen natürlich die Qualität unserer Biere und Produkte, aber eben auch all die Leistungen drum herum“, stellt Bauer klar. Es gelte, Tradition und Zukunft sinnvoll zu vereinen. Das Konzept stehe daher auf wichtigen Säulen wie gelebter Regionalität (Rohstoffe aus der Region), langfristiger Partnerschaften (Nähe zum Kunden), der Rolle als zuverlässiger Arbeitgeber, oder dem Bewusstsein für Natur und Umwelt. „Über allem steht, dass wir den Menschen unserer Region mit unserem Angebot Glücksmomente bescheren und ein fester Bestandteil ihres Lebens sein wollen“, so Moritz Bauer. Den Slogan „Immer eine frische Idee“ dürfe man wörtlich nehmen. Es gebe nichts Nachhaltigeres, als ein Familienunternehmen in siebter Generation zu führen und nicht in Quartalszahlen zu denken. Mit dieser Philosophie sei man zum Beispiel auch gut durch die Corona-Krise gekommen.

Stabilität und Kreativität

„Gerade in dieser schwierigen Phase war es ein unglaublicher Vorteil, stets langfristig denken zu dürfen. Das gibt es aus meiner Sicht nur in Familienunternehmen wie unserem“, sagt Christoph Ebers. Und Moritz Bauer ergänzt: „Deshalb wird es mit mir nun auch keine Revolution bei Distelhäuser geben. Es geht vielmehr um eine Evolution. Als regionale Familienbrauerei wollen wir für die Region und die Menschen da sein. Es geht nicht um die schnellen Hektoliter – wir wollen gesund und organisch wachsen.“

In Zeiten wie diesen, in denen sowieso alles im Wandel sei, gehe es um das große Ganze. Um Stabilität und Zusammenhalt, um Teamgeist und Kreativität. Es gehe darum, alle Mitarbeiter zu hören und mitzunehmen, ist Moritz Bauer überzeugt. „Das war, ist und bleibt die Stammwürze bei Distelhäuser.“

Redaktion FN-Chefredakteur

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