Main-Tauber-Kreis. „#Tradition trifft Innovation“: Unter dieses Motto hatte die Wirtschaftsförderung des Main-Tauber-Kreises in Kooperation mit der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, der Kreishandwerkerschaft des Landkreises und der hfcon GmbH aus Künzelsau den „Abend des Handwerks“ gestellt. 26 Betriebe aus dem gesamten Landkreis hatten ihre Teilnahme zugesagt und sich kräftig ins Zeug gelegt, um ihre Unternehmen zu präsentieren und jungen Menschen Ausbildungsberufe vorzustellen.
Überzeugungsarbeit
Doch vor dem Blick in die Praxis gab es eine Stunde Theorie. Landrat Christoph Schauder begrüßte zur ersten Veranstaltung in diesem Format und versprach, dass es gewiss nicht die letzte sein werde. Im Vorfeld sei allerdings viel Überzeugungsarbeit in einigen Schulen zu leisten gewesen.
Letztlich habe es auch solche gegeben, die mit der Begründung „Das passt nicht zu unserer Zielgruppe“ eine Teilnahme abgesagt hätten. „Dafür fehlt uns jedes Verständnis“, kritisierte Schauder scharf. Schließlich bestimme das Handwerk die Entwicklung der Gesellschaft, der Wirtschaft und somit auch des allgemeinen Wohlstands, meinte er. Das gelte in besonderem Maß für den ländlichen Raum.
Es stehe allerdings auch vor großen Herausforderungen, werde mit dramatisch steigenden Kosten für Energie und Material, mit Lieferengpässen, steigender Bürokratie und dem wachsenden Fachkräftebedarf konfrontiert. Weil die Betriebe im Landkreis einen erheblichen Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Main-Tauber-Kreis beitrügen, wolle der Landkreis sie mit dem neuen Veranstaltungsformat unterstützen.
Insgesamt gebe es im Main-Tauber-Kreis 1780 Handwerksbetriebe mit mehr als 10 400 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr seien 607 neue Ausbildungsverträge geschlossen worden, 27 weniger als ein Jahr zuvor. Der Landkreisverwaltung, so Christoph Schauder, sei es ein Anliegen, die Attraktivität der Ausbildungsberufe im Handwerk zu erhöhen und einer sinkenden Nachfrage der Jugendlichen für handwerkliche Berufe entgegenzuwirken. „Das Handwerk bietet als ‚Wirtschaftsmacht von nebenan‘ ausgezeichnete Perspektiven für den Start in das eigene Berufsleben“, meinte er.
Heimische Wirtschaft stärken
Mit der Kampagne „Karriere daheim“, der zur Zeit neuer Wind eingehaucht werde, und den Ausbildungsbotschaftern, die vom Firmenausbildungsverbund fabi begleitet werden, stärke der Landkreis bereits die heimische Wirtschaft. Schauder wies zudem auf den neuen Verein „Mint-Region Main-Tauber“ und die Initiative „Kreative Köpfe“ hin.
Timo Szabo, der das Grußwort in Vertretung von Kreishandwerksmeister Michael Szabo hielt, lobte, dass der Landkreis die Nöte des Handwerks erkenne. 130 unterschiedliche handwerkliche Berufe könnten im Main-Tauber-Kreis erlernt werden, doch allein im vergangenen Jahr blieben über 100 Ausbildungsstellen unbesetzt.
„Unser tägliches Wohl hängt vom Handwerk ab“, unterstrich Szabo die Relevanz der Betriebe zur Daseinsvorsorge. Zudem biete ein handwerklicher Beruf nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz, sondern auch große Karrierechancen.
Potenziale zur Wertschöpfung
Anschließend referierte Simon Hiller vom Ferdinand-Steinbeis-Institut zum Thema „Digitale Abbilder und digitale Plattformen im Handwerk – geht das?“ Er beantwortete diese Frage mit einem klaren Ja, zeigte die Chancen und Potenziale zur Wertschöpfung auf und erläuterte die unterschiedlichen Arten und Einsatzmöglichkeiten.
Beim Rundgang durch die Schultrakte diesseits und jenseits der Wolfstalflurstraße boten die Betriebe nicht nur einen Einblick in ihre Arbeit, sondern auch Beratung und die Möglichkeit das eine oder andere herzustellen. Da wurde ganz klassisch gedengelt, geschmirgelt oder gefeilt, entstanden Namensschilder oder eine filigrane Rose aus Metall. Anderen wurde gezeigt, wie Schaltungen am Computer erstellt werden und dass ein Tablet selbstverständliches Arbeitsmaterial ist.
Erste Berufskunde
Ob Elektronik, Lichtgestaltung, Energie- und Gebäudetechnik, Sanitärinstallation, Heizungsbau, Friseur, Bauhandwerk, Landtechnik, Metallbau, Schlosser, Orthopädie, Maler und Stuckateur, Dachdecker, Eisenbahnbau oder Mechatronik: Die Mitarbeiter aller teilnehmenden Betriebe standen für Erklärungen bereit, beantworteten Fragen, boten Praktikumsplätze an oder ermöglichten praktisches Ausprobieren. Sie animierten zum Reinschnuppern in ihre Berufszweige, erläuterten den Ausbildungsablauf und veranschaulichten, welche weiteren Chancen sich ergeben können.
Auch die Arbeitsagentur, die Gewerblichen Schulen Tauberbischofsheim mit ihrem Knowhow und Bad Mergentheim mit dem Ausbildungszweig Friseur sowie der Firmenausbildungsverbund fabi waren mit im Boot. Sie standen für Informationen rund um die Duale Ausbildung bereit.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Viel zu wenig Resonanz beim "Abend des Handwerks"