Main-Tauber-Kreis/Markelsheim. Als „Umschichtung von rechts nach links“ bezeichnet der Parlamentarier die Gemeinsame Agrar-Politik (GAP). Der Weg führe weg von der Flächenprämie hin zur Gemeinschaftsleistung. Die Lockerungen bei der Fruchtfolge EU-weit begrüßte Färber ausdrücklich. Die Tatsache, dass eine Fläche mehrmals hintereinander mit derselben Kultur – in diesem Fall vor allem Weizen – angebaut werden könne, trage dazu bei, die Produktion von Nahrungsmitteln sicherzustellen und die Abhängigkeit von Importen zu senken.
Kritik äußerte Hermann Färber an den Plänen von Frans Timmermanns, EU-Kommissar für Klimaschutz, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht nur auf FFH- und Vogelschutzzonen, sondern eventuell auch in Wasser- und Naturschutzgebieten stark einzuschränken. „Das ist der falsche Ansatz, denn wenn es soweit kommt, ist hier nahezu kein Ackerbau mehr möglich.“ Es brauche in diesem Zusammenhang Risikoindikatoren für einzelne Schutzmittel und „keine stumpfen, plumpen Aussagen“. Sollten die Timmermanns’schen Vorstellungen in die Tat umgesetzt werden, wäre davon ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland betroffen – manche Kreise lägen gar komplett in solchen Landschaftsschutzgebieten.
„Völliger Quatsch“
Als „völligen Quatsch“ bezeichnete der Agrarexperte den Umstand, dass vor jedem Pflanzenschutzmittel-Einsatz 16 Alternativen zur Nutzung von Herbiziden einzeln geprüft werden sollen. Zudem sei alles genau zu dokumentieren – „eindeutig zu viel Bürokratie“, die nicht mehr zu bewältigen sei.
Mehr als fraglich
Auch das Vorliegen eines Beratungshinweises von einer unabhängigen Stelle sei aus Färbers Sicht mehr als fraglich. Jeder Landwirt sei staatlich ausgebildet und geprüft – da liege ausreichend Fachwissen vor. Und die Vorstellung, dass bei Realisierung der Pläne vor dem Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln für jede Kultur ein Leitfaden erstellt werden soll, was genau zu tun sei, entbehre für den gesunden Menschenverstand jegliche Grundlage. Was nütze es auf Dauer, wenn die Artenvielfalt zwar profitiere, die Nahrungsmittelproduktion aber immer mehr auf der Strecke bleibe?
Und auch die Vorstellungen der zuständigen Ministerien für mehr Tierwohl seien in der Form schwer bis gar nicht umsetzbar, zeigte sich Hermann Färber überzeugt. Die Verantwortlichen hätten ausschließlich das Jetzt und Hier im Fokus, ohne dabei die sich zuspitzende Situation der Landwirte – gerade bei den Schweineerzeugern – genauer unter die Lupe zu nehmen. Ihnen scheine komplett zu entgehen, dass immer mehr Schweineställe in Deutschland zum Verkauf angeboten würden. Färber fordert deshalb, dass den betroffenen Bauern beim finanziellen Mehraufwand unter die Arme gegriffen werden müsse.
Kaum zu stemmen
Die Landwirte sollen investieren, was bei deren Erlösen gegenwärtig allerdings kaum zu stemmen sei. Hier laufe ebenso einiges in die falsche Richtung wie etwa bei der Kennzeichnungspflicht der Haltungsform. Auch dieser Mehraufwand müsse bezahlt werden. Doch mit Blick auf die Verbraucher sehe es hier mau aus. „Der Konsument kauft nicht das, was er als Teil der Gesellschaft fordert“, ist sich der Göppinger Abgeordnete sicher. Doch dies zu ändern sei alles andere als einfach, weil der Mensch ein Gewohnheitstier sei. Dennoch sei das Thema Tierwohl eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, denn „die Landwirtschaft benötigt langfristige Perspektiven“.
In der abschließenden Diskussion monierten mehrere Landwirte, dass es nicht mehr hinnehmbar sei, dass in der deutschen Landwirtschaft all das eins zu eins übernommen werde, was von oben komme. „Wir müssen abkommen von der Devise ,die EU beschließt, Deutschland führt aus’“, fand ein Landwirt deutliche Worte. Vielen seiner Kollegen fehle im Moment ohnehin der Rückhalt aus der Politik. Hermann Färber, selbst praktizierender Landwirt, formulierte es ganz drastisch: „Viele, die keine Erfahrung haben, meinen, es besser zu wissen als die wahren Experten.“ Nachteilig habe sich nach seiner Überzeugung ausgewirkt, dass die Zahl der Landwirte unter den Abgeordneten im Bundestag in letzter Zeit stark zurückgegangen sei.
Färber appellierte an seine Kollegen, wieder verstärkt politisch Verantwortung auf den verschiedenen Ebenen zu übernehmen, um der Landwirtschaft wieder eine mächtigere Stimme zu geben.
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