Antwort auf Krisen

Intensive Beziehungen statt Hilfsangebote

Schweizer Theologe Lukas Fries-Schmid war zu Gast in den katholischen Bildungszentren Tauberbischofsheim und Mosbach

Von 
kbz
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Tauberbischofsheim/Mosbach. Die eigene Tiefe existentieller Grundfragen zuzulassen und aus dieser Haltung in Kontakt mit Hilfesuchenden zu treten, das stellte der Schweizer Theologe und Pastoralpsychologe Lukas Fries-Schmid in die Mitte seiner Buchlesungen im Gründerzentrum Tauberbischofsheim und im Ökumenischen Zentrum Mosbach.

Mit „Hör auf zu helfen – Ohnmacht als Tor zum göttlichen Geheimnis“ hat Lukas Fries-Schmid einen provokativen Akzent in der Frage nach dem seelsorglichen Auftrag der Kirchen gesetzt. Ein Buch schreiben ist eines, daraus lesen ein anderes, aber was Lukas Fries-Schmid mit seiner intensiven Präsenz in beiden Abenden vermittelte, überschreitet die Erwartungen an Vortragsabende: Die Besucher und Besucherinnen konnten dem Theologen abspüren, dass jede Zeile seines Buches erlittenem und durchlebtem Leben und Lieben abgerungen ist.

Unaufdringlich, langsam und fast leise im Ausdruck führte der bei Luzern im „Sonnenhügel – Haus der Gastfreundschaft“ in einer klösterlichen Kommunität lebende Theologe in seine Anliegen ein. Viele Menschen, die sich in Lebenskrisen vorfinden, suchen eine Auszeit im Sonnenhügel. Doch die Antwort auf existentielle Nöte sei eben nicht Hilfe, die Ausdruck von Macht sei, sondern ein Beziehungsangebot, das Menschen darin stärke, den eigenen Boden unter den Füßen wiederzufinden.

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Auch wenn das bedeute, Menschen in ihrem Fallen nicht halten zu können. „Ich kann dich in deinem Fallen nicht halten, aber ich bin da und darin bin ich treu“, so beschrieb Lukas Fries-Schmid seine seelsorgliche Haltung. Darin strahlt ein großes Vertrauen auf, dass Menschen ihren eigenen göttlichen Grund entdecken und aus ihrem Lebensgeheimnis den eigenen Weg finden. In existenziellen Krisen helfen keine Problemlösungen, nur die Erfahrung eines unbedingten „Sich lieben Lassens“, aus dem wiederum Lieben als Antwort auf die Fragen des Lebens erwächst. „Ein Rest Ohnmacht bleibt immer“, meinte Lukas Fries-Schmid und warb darum, die Lebensfragen lieben zu lernen, statt immer nach Antworten suchen zu wollen.

Dass eine religiöse Perspektive wichtig sei, stellte der Schweizer Theologe nicht infrage. Doch zugleich war sein weites Herz spürbar: „Mir ist noch kein Mensch begegnet, der keinen Glauben hatte.“ Nur müssten Kirchen wie Pastoren und Pastorinnen offener werden, was jeweils als Hoffnungskraft in den Menschen wirke und sich nicht auf festgelegte, tradierte Sprachformen des Glaubens fixieren.

Die Kooperationspartner Viola Kammer und Ulrich Neubert von den katholischen Bildungszentren in Tauberbischofsheim und Mosbach sowie Dr. Heiner Kücherer von der Evangelischen Erwachsenenbildung Odenwald-Tauber waren für die beiden Abende sehr dankbar. Denn solche Begegnungen eröffneten Bildungsprozesse, die nicht an der Oberfläche, sondern in seelische Tiefen reichen. Die ökumenische Kooperation könne entsprechende Plattformen bieten. Auf weiteres darf man gespannt sein. kbz

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