Tauberbischofsheim. Die Badesaison 2024 im Frankenbad in Tauberbischofsheim fällt aus. Das Freibad der Kreisstadt wird im neuen Jahr seinen Betrieb nicht wieder aufnehmen und bleibt bis zum Abschluss der anstehenden Generalsanierung geschlossen. Das heißt: frühestens zum Saisonstart im Mai 2025 kann man in der Kreisstadt wieder schwimmen gehen.
Diese „schmerzhafte Entscheidung“ haben Bürgermeisterin Anette Schmidt und der zuständige Amtsleiter Zoltan Szlaninka den Fränkischen Nachrichten am Dienstag offiziell bestätigt.
Grund sei der marode Zustand des Frankenbads. Aufgrund der unzähligen betrieblichen Probleme und Mängel könne eine Inbetriebnahme des Bads für die Saison 2024 nicht mehr erfolgen, hieß es. Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, aufgrund der Situation aber unvermeidbar.
„Letztlich geht es um die Gesundheit und Sicherheit der Badegäste. Das Risiko ist zu groß. Wir können eine Inbetriebnahme schlicht nicht verantworten“, sagte Bürgermeisterin Schmidt bei einem Vorort-Termin. Die letzten Wochen hätten weitere extreme Mängel zutage gefördert. Die Summe der Schäden mache es unmöglich, einen sicheren und halbwegs störungsfreien Betrieb des Freibads zu gewährleisten.
Dass sich das Frankenbad in einem sehr schlechten Zustand befindet, ist unterdessen keine neue Erkenntnis. Bereits die vergangene Saison war von vielen Problemen – unter anderem verlor das Schwimmerbecken Wasser – geprägt (wir berichteten). Verantwortliche und Personal seien permanent im Einsatz gewesen, um Schäden – zumindest provisorisch – zu beseitigen. Mit viel Aufwand (personell und finanziell) sei alles gegeben worden, um den Badebetrieb aufrecht zu erhalten.
Sanierung Frankenbad: 2200 Kubikmeter in vier Tagen
Nachdem zwischenzeitlich die grundlegende Sanierung des Bades beschlossene Sache ist, sei man bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, auch die kommende Saison noch irgendwie über die Bühne bringen zu können. „Tatsache ist aber, dass sich bei der Einwinterung des Bades weitere gravierende Mängel aufgetan haben. In der Summe ist das einfach zu viel. Wir mussten die Reißleine ziehen“, so Schmidt.
Zuletzt seien innerhalb von nur vier Tagen rund 2200 Kubikmeter Wasser aus dem Becken ins Erdreich abgelaufen. „Das ist eine unglaubliche Menge. Soviel ,Badewasser‘ kann technisch gar nicht ständig neu aufbereitet werden. Schon gar nicht mit unserer Anlage, die nur eingeschränkt funktioniert“, so Zoltan Szlaninka. Die Undichtigkeiten an Becken und Leitungen seien offensichtlich immer weiter voran geschritten und hätten nun eine Dimension erreicht, die nicht mehr zu kontrollieren sei.
Lange Mängelliste für das Frankenbad
Zum Zustand des Frankenbads hat die Stadt eine Schadensliste angefertigt, die den FN vorliegt. Darin heißt es:
- Die Badewasseraufbereitungs- und Umwälzanlage, insbesondere die Filteranlage, weisen erhebliche Schäden auf.
- Das Beckenwasser wird derzeit über die Solaranlage erwärmt. Zum Ende der Badesaison 2023 musste das Freibad wegen einer Belastung durch Legionellen frühzeitig außer Betrieb genommen werden. Die Ursache wurde bislang nicht gefunden. Vor einer erneuten Inbetriebnahme muss eine thermische Desinfektion stattfinden. Ob diese erfolgreich ist, kann nicht beantwortet werden.
- Die vorhandenen Rohrleitungen weisen starke Korrosionsschäden und Undichtigkeiten auf. Ein Austausch der Leitungen, vor der geplanten Sanierung, ist nicht möglich und sinnvoll. Eine Ortung der Schäden ist kaum möglich.
- Die elektrischen Anlagen und die Steuerung entsprechen nicht mehr den anerkannten Regeln der Technik.
- Der Schwallwasserbehälter ist undicht.
- Die Wasseraufbereitungsanlage funktioniert nur eingeschränkt.
- Eine Filterspülung ist derzeit nicht möglich.
- Die Trennwand zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbecken weist mehrere Risse auf. Die Standsicherheit wurde nicht mehr überprüft.
- Die Wasserverluste durch Undichtigkeiten von Rohrleitungen und Beckenanlage sind erheblich. Innerhalb von vier Tagen ist das Schwimmerbecken leergelaufen. So viel neues „Badewasser“ kann in vier Tagen technisch nicht aufbereitet werden.
Neben vielen weiteren technischen und baulichen Mängeln (siehe auch Infobox) gebe es zudem ein Legionellen-Problem im Frankenbad. Wegen eines Befalls mit den krankheitserregenden Bakterien habe man bereits die letzte Saison frühzeitig beenden müssen. Zwar sei der Befall beseitigt worden, die Ursache aber nach wie vor unklar. Ob eine notwendige thermische Desinfektion erfolgreich sei, bleibe genauso offen wie die Frage, ob sich die Legionellen-Problematik aufgrund der insgesamt schlechten Substanz nicht bald wiederhole.
Bürgermeisterin Schmidt: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir seitens der Stadt immer gesagt haben, eine Sanierung sei ohne den Verlust einer Badesaison möglich. Dass es nun anders kommt, tut umso mehr weh. Mit Blick auf die Schäden an Becken, Leitungen und Technik sind wir jedoch zu dieser Entscheidung gezwungen. So schwer es fällt und so traurig es ist. Auch ich kann mir einen Sommer ohne Freibad in Tauberbischofsheim kaum vorstellen, aber uns bleibt leider keine andere Wahl.“
Das sehe man im Übrigen auch beim Personal des Frankenbads so. Dieses habe lange genug unter erschwerten Bedingungen gearbeitet und befürchte bei einem Weiterbetrieb eine Gefährdung der Badegäste. Wie Anette Schmidt aber auch betonte, werde das Personal des Frankenbads trotz der Schließung weiterbeschäftigt.
Das Beste aus Situation des Frankenbades machen
Natürlich sei es angesichts der schlechten Nachricht nun wichtig, die bevorstehende Sanierung voranzutreiben und so schnell wie möglich zu realisieren. Schmidt: „Wir versuchen das Beste aus der traurigen Situation zu machen und so viel wie möglich so früh wie möglich auf den Weg zu bringen und umzusetzen, damit zumindest dieser Zeitplan eingehalten wird und die Badesaison 2025 im neuen Frankenbad pünktlich beginnen kann.“
Besonders hart wird die Nachricht von der ganzjährigen Schließung des Freibads nicht nur Familien, Jugendliche, Senioren und Frühschwimmer treffen, für die das Frankenbad während der Sommermonate ein wichtiger Treffpunkt ist. Auch Vereine und Schulen aus Tauberbischofsheim sind von der Schließung betroffen und müssen nun nach Alternativen suchen.
Bürgermeisterin Schmidt betonte in diesem Zusammenhang, dass man als Stadt hier so gut wie möglich Unterstützung anbiete, mit Vereinen wie der DLRG ins Gespräch gehe und gegebenenfalls auch mit anderen Kommunen Kontakt aufnehme, um Lösungen für die freibadlose Zeit im kommenden Jahr zu finden.
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