Abschied

Chefredakteur Dieter Schwab: Die Redaktion geführt - die FN geprägt

Eine Ära geht zu Ende: 43 Jahre war Dieter Schwab bei der Dr. Haas Medien-Gruppe und den Fränkischen Nachrichten, davon 17 Jahre als FN-Chefredakteur. Nun hat der 63-Jährige die Kommandozentrale der Redaktion verlassen.

Von 
Fabian Greulich
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Chefredakteur Dieter Schwab (Mitte) hat die Kommandozentrale der FN-Redaktion verlassen und geht in den Ruhestand. Das Bild zeigt ihn mit seinem Nachfolger Fabian Greulich (links) und FN-Geschäftsführer Jochen Eichelmann. © Sabine Holroyd

Odenwald-Tauber. Als Dieter Schwab 1978 ins Berufsleben startete, entstanden die Fränkischen Nachrichten noch im Bleisatz. An Smartphone, E-Mail und Internet war nicht zu denken. Die Faxgeräte in den Redaktionen hatten Schrankgröße, die Texte der Redakteure wurden auf mechanischen Schreibmaschinen getippt. „Heute wissen viele gar nicht mehr, was ein Faxgerät überhaupt ist“, sagt der scheidende Chefredakteur, dessen Beiträge stets am Kürzel „ts“ zu erkennen waren.

Zwar blieb sein arbeitgebender Verlag bis auf die Anfangsjahre immer der Gleiche, die Tätigkeit als Tageszeitungsredakteur wandelte sich in den vergangenen Jahrzehnten jedoch ständig. Teilweise sogar radikal. Kein Wunder also, dass der 63-jährige Vollblut-Journalist beim Rückblick auf seine berufliche Karriere viel zu erzählen hat.

„Seit ich mich als junger Mann überhaupt mit der Wahl eines Berufs beschäftigt habe, wollte ich Journalist werden. Doch zunächst sah es gar nicht so aus, als würde sich dieser Wunsch erfüllen, denn es war keine passende Stelle zu finden. Als ich dann schon ein Studium der Sozialpädagogik beginnen wollte, wurde ab Mai 1978 in der Mosbacher Lokalredaktion des Heidelberger Tagblatts ein Volontär für die Bereiche Sport und Lokales gesucht. Damit wurde für mich tatsächlich ein Traum wahr“, so Schwab. 1980 wurde er als Redakteur übernommen, doch die Tage des Tagblatts waren schon bald darauf gezählt und Dieter Schwab wechselte 1983 zu den Fränkischen Nachrichten in Tauberbischofsheim, ehe er in der Buchener Lokalredaktion seine neue journalistische Heimat fand. 1987 übernahm er deren Leitung, bis er 2004 zum Chefredakteur des Medienhauses FN berufen wurde.

In all den Jahren hat der verheiratete Familienvater (drei Kinder) die volle Bandbreite des Lokaljournalismus erlebt und für die FN maßgeblich geprägt. Seriöser und kritischer Journalismus standen für ihn dabei immer an erster Stelle. Schwab: „Abhängigkeit verhindert genau das. Deshalb habe ich immer dafür gekämpft – und oft kämpfen müssen –, dass die FN-Redaktion ihre Unabhängigkeit nach innen und außen bewahrt.“

Vor allem das Ende der 1990er Jahre beginnende Zeitalter der Digitalisierung habe die Zeitungsarbeit kontinuierlich verändert und stelle die Branche bis heute vor große Herausforderungen. Schwab: „Früher waren die technischen Möglichkeiten noch sehr eingeschränkt. Für die Erstellung der Tageszeitung musste von den Mitarbeitern noch viel mehr Zeit aufgewendet werden.“

Beispiele gebe es genug. Dunkelkammer statt Digitalfotografie, Schreibmaschine statt Laptop und Tablet, Post-Brief statt E-Mail und Telefonzelle statt Smartphone hieß es da. Durch die moderne Technik hätten sich natürlich ganz andere Möglichkeiten entwickelt. „Früher war nicht alles besser, aber vieles einfach anders“, betont Schwab.

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Permanenter Fortschritt

So habe das Internet-Zeitalter natürlich für gigantische Reichweiten und Recherchemöglichkeiten gesorgt. Aber auch dafür, dass sich der so wichtige persönliche Kontakt zu den Menschen im Verbreitungsgebiet immer mehr reduzierte.

Der permanente Fortschritt habe zweifellos dazu geführt, dass sich technische Arbeiten, die ursprünglich an anderer Stelle erledigt wurden, mehr und mehr in die Redaktionen verlagerten. „Redakteure wurden so zunehmend zu Schreibtischtätern“, so Schwab. Es sei gut und wichtig, dass hier inzwischen ein Umdenken eingesetzt habe und die Reporter der FN wieder mehr „auf der Straße“ unterwegs seien. Und dort – nah am Leser – lägen ja bekanntlich die Themen.

Aber es gebe auch Konstanten, die heute wie damals zum Alltag der FN-Redakteure gehörten: „Wir arbeiten immer noch mit Kaffeemaschine – auch wenn es nicht unbedingt mehr die blubbernde Filtermaschine ist. Wir brauchen nach wie vor Stift und Block, wenn wir auf Terminen sind. Und wir telefonieren ohne Unterlass“, so der 63-Jährige, der die Notwendigkeit, sich auf die digitale Welt auch als Tageszeitung einzulassen, frühzeitig auf die Prioritätenliste der Redaktion setzte.

So entstand unter der Federführung Schwabs um die Jahrtausendwende auch die erste Homepage der FN (www.fnweb.de). Der Name ist geblieben, die Optik und Funktionalität hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder verändert – stets unter der Mitwirkung von Dieter Schwab. „Mir war es immer sehr wichtig, technisch am Ball zu bleiben, keine Neuerung zu verpassen, aber auch direkt Einfluss auf die Entwicklungen nehmen zu können. Deshalb war ich vor allem in meiner Zeit als FN-Chefredakteur oft in unserer Konzernzentrale in Mannheim, um bei den strategischen Entscheidungen innerhalb der Dr. Haas Medien-Gruppe dabei zu sein.“

Die Angst, dass Zeitung durch die digitale Verbreitung von Nachrichten abgelöst wird, habe sich unterdessen nicht bestätigt: „Meiner Meinung nach wird es auch in Zukunft immer eine gedruckte Zeitung geben. Denn das haptische Erlebnis gehört einfach zum Zeitunglesen. Die Menschen wollen ihre FN in der Hand halten und darin blättern“, ist Schwab überzeugt. Hinzu komme, dass es für die gesamte Branche bis heute unheimlich schwierig sei, mit Nachrichten im Internet Geld zu verdienen.

Dieter Schwab hat die Redaktion der Fränkischen Nachrichten über viele Jahre erfolgreich geführt und die FN maßgeblich geprägt. Zahlreiche Projekte, redaktionelle Beiträge, Reportagen, Serien und Sonderveröffentlichungen in unterschiedlichen Bereichen und Ressorts trugen seine Handschrift. Mit ihm hat nun ein ausgezeichneter Journalist, eine herausragende Führungspersönlichkeit und nicht zuletzt ein geschätzter und beliebter Kollege die Kommandobrücke der FN verlassen. Redaktion und Verlag wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.

Redaktion FN-Chefredakteur

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