Natur

Biber macht in Dittwar mit 18 Obstbäumen kurzen Prozess

Das Grundstück von Karl-Heinz und Renate Bauer ist idyllisch am Muckbach in Dittwar gelegen. Darauf standen 18 liebevoll gehegte Obstbäume. Nun sind sie allesamt zerstört. Ein Biber hat ihnen den Garaus gemacht.

Von 
Sabine Holroyd
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Dittwar. „Hier habe ich schon als Kind gespielt, das Tal und der Berg gehörten quasi uns Buben“, sagt Karl-Heinz Bauer und lächelt. Mit seiner Frau Renate steht er an dem Grundstück, das schon sein Großvater besaß. Was sie da seit ein paar Tagen sehen, macht die Eheleute traurig und wehmütig. Alle 18 Obstbäume wurden vom Biber zerstört. Von manchen Stämmen stehen nur noch die Stümpfe. „Vor 20 Jahren habe ich diese Bäume gepflanzt. Jedes Jahr freuten wir uns immer an den schönen Äpfeln und Kirschen“, erzählen die beiden gegenüber den FN und sagen: „Neben dem Golden Delicious hatten wir noch andere Apfelsorten wie etwa den Roten Berlepsch, Pilot, Pinova, Fuji und Elise. Und im letzten Jahr trug unser kleiner Birnbaum zum ersten Mal Früchte.“ Doch damit ist es nun vorbei. Der Biber hat innerhalb weniger Tage ganze Arbeit geleistet.

Karl-Heinz Bauer hatte am Ufer des Muckbachs zum Schutz gegen den nimmersatten Nager einen Zaun errichtet. Den Draht bekam er kostenlos vom Landratsamt Main-Tauber-Kreis, die Pfosten musste er selbst bezahlen. „Der Zaun müsse nicht weiter als 20 Meter vom Bach entfernt in Richtung Straße aufgestellt werden, weil sich ein Biber nicht über diese Entfernung hinaus vom Gewässer wegbewege, hieß es“, sagt der 76-Jährige und schaut fassungslos auf seine abgenagten Bäume: „Unser Biber hat sich offensichtlich weit mehr als 20 Meter vom Wasser weg gewagt.“ Den Zaun hatte er zwar noch zusätzlich mit Zeltheringen gesichert, dennoch bahnte sich das Tier seinen Weg unter dem Draht hindurch.

„Wir sind Tierfreunde“

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Das Paar betont im Gespräch mit den FN, dass sie beide Tierfreunde seien. Renate Bauer ist in Heckfeld auf einem Bauernhof aufgewachsen und kann sich ein Leben ohne Tiere gar nicht vorstellen. Doch so, finden sie, könne es nicht weitergehen. „Wenn man abwartet, wird das ganze Tal hier bald kahl sein. Die Biber nehmen sich einen Baum nach dem anderen vor. In den letzten Jahren haben die Tiere sich von den Feldern oberhalb Mais und Weizen geholt und büschelweise an den Bach geschleppt, um ihre Dämme zu bauen. In Richtung Tauberbischofsheim sieht man eine Biberburg nach der anderen“, sagen sie.

Die Bauers finden es ungerecht, dass es in Bayern Ausgleichszahlungen für Biberschäden gibt, in Baden-Württemberg jedoch nicht. Karl-Heinz Bauer meint: „Ich verstehe die Begründung dafür nicht: In Bayern sei der Biber angesiedelt worden, hierzulande sei er zugewandert. Wo ist da der Unterschied? Der Wolf ist ebenfalls zugewandert. Doch für Schäden, die er anrichtet, gibt es einen Ausgleich. Da wird mit zweierlei Maß gemessen.“ Den Schaden, der ihm entstanden ist, beziffert er auf mindestens 1500 Euro.

In Bayern läuft es anders

Zur Erklärung: Um Konflikte und Schäden durch den streng geschützten Biber so gering wie möglich zu halten, wurde vor mehr als zehn Jahren das bayerische Bibermanagement etabliert. Der Freistaat leistet dabei freiwillige finanzielle Ausgleichszahlungen für Schäden in der Land-, Teich- und Forstwirtschaft. Je nach Schadensaufkommen wird eine Ausgleichsquote berechnet und im Folgejahr ausgezahlt. Karl-Heinz Bauer, der in Dittwar rund 16 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt lebt, geht also leer aus. Auch von den zuständigen Behörden fühle er sich allein gelassen und findet: „Die Populationen der Biber sollten wie bei Wildschweinen und Rehen auch maßvoll reduziert werden.“ Renate Bauer gibt zu, dass sie unterwegs vom Auto aus schon gar nicht mehr zu ihrem Grundstück hinschaue, weil der Anblick sie nur traurig mache. An eine Neubepflanzung denken beide nicht. Karl-Heinz Bauer sagt: „Von Bäumen, die ich jetzt mit meinen 76 Jahren pflanzen würde, habe ich leider nichts mehr.“

Auf FN-Anfrage antwortete Aylin Wahl, Pressesprecherin des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis: „Eine Entschädigung gibt es nach wie vor nicht. Direkt beim Umweltschutzamt des Landratsamtes als Untere Naturschutzbehörde können Betroffene jedoch Draht oder andere Hilfsmittel anfordern, um die Bäume vorab durch Drahthosen oder ähnliches zu schützen. Gerne können sich Betroffene bei Probleme auch gerne direkt an die Untere Naturschutzbehörde wenden.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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