Handwerk in Altheim

Altheim: Bäckerei Sans schließt nach 160 Jahren

Daniela und Karl-Heinz Sans haben ihre Bäckerei in der Baulandstraße in Altheim seit kurzem geschlossen. Damit endet eine 160-jährige Handwerkstradition in dem Walldürner Stadtteil.

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Martin Bernhard
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Karl-Heinz Sans und seine Frau Daniela haben ihre Bäckerei in Altheim aus Alters- und gesundheitlichen Gründen geschlossen. © Martin Bernhard

Altheim. Was im Jahr 1863 begann, fand vor kurzem – nach 160 Jahren – ein Ende: Die Bäckerei Sans in der Baulandstraße hat für immer geschlossen. „Ich hätte noch einige Zeit weitergemacht“, sagt Karl-Heinz Sans im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. „Aber aus gesundheitlichen und geschäftlichen Gründen habe ich jetzt aufhören müssen.“ Denn die gestiegenen Kosten durch höhere Energie- und Rohstoffpreise habe man nicht an die Kunden weitergeben können.

Bild aus alter Zeit: Bäckermeister Karl-Heinz Sans (rechts) mit einem Auszubildenden in der Backstube. © Sans

„Unsere Rücklagen sind weggeschmolzen“, stellt Daniela Sans fest. Als ihr Mann dann zunehmend unter gesundheitlichen Problemen litt, beschlossen sie, das Geschäft zu schließen. Der 64-jährige Karl-Heinz Sans wechselt in den Ruhestand, seine Frau arbeitet ab Februar halbtags in einer Fabrik in Sindolsheim.

Karl-Heinz Sans begann seine Ausbildung 1974 im Alter von 14 Jahren im Schloss-Café in Amorbach. „Wir haben zu dritt in einem Zimmer beim Lehrherrn geschlafen“, erinnert er sich. „Die Ausbildungsvergütung betrug 50 Mark im Monat.“ Als Geselle arbeitete er eineinhalb Jahre in Gundelsheim. Nach dem Wehrdienst kehrte er in den elterlichen Betrieb nach Altheim zurück. 1987 legte er die Meisterprüfung ab, 1994 übernahm er die Bäckerei von seinem Vater.

Bis vor etwa zehn Jahren bildete Sans regelmäßig aus. Zeitweise beschäftigte er einen Gesellen. Mit Einführung des Euro in 2002 seien die Geschäfte schlechter gelaufen. Schwierig wurde die Zeit für den Handwerksbetrieb auch, als in Altheim der Ortskern saniert wurde. „Das hat uns fast das Genick gebrochen“, erzählt Daniela Sans. „Die Corona-Zeit hat uns den Rest gegeben.“ Jetzt habe die hohe Inflationsrate zur Schließung beigetragen.

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Vanessa Schmidt
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Der Arbeitstag von Karl-Heinz Sans begann um 1.30 Uhr, freitags schon um 23.30 Uhr. Wenn er morgens mit dem Backen fertig war, musste er die Backstube aufräumen und saubermachen. Seine Frau war für den Laden zuständig. Urlaub gönnte sich das Ehepaar zwei Mal im Jahr: eine Woche im Januar und drei Wochen im August. Und wenn Karl-Heinz Sans ernsthaft krank war, musste die Bäckerei schließen. „Auch mit Wehwehchen wurde gearbeitet“, sagt Daniela Sans.

„Bei mir war alles Handarbeit“, betont Karl-Heinz Sans. Brote, Brötchen und Süßgebäck habe er selbst geformt. Sein Laugen-Gebäck sei besonders beliebt gewesen. Das Lieblingsbrot des Ehepaars ist das Weizenmischbrot. Karl-Heinz Sans hat auch sehr gern sein Körnerbrot gegessen, wenn es einigeTage alt war. Denn er mochte eine kräftige Kruste.

Hoher Arbeitsaufwand

Wegen des hohen Arbeitsaufwands habe Karl-Heinz Sans mit den Preisen für Supermarktbackwaren nicht mithalten können. Dafür lieferte er bessere Qualität, sagt der Bäckermeister. Doch nicht jeder könne oder wolle sich das leisten, habe er feststellen müssen. So habe ihm ein Bürger, der Brötchen im Supermarkt kauft, ins Gesicht gesagt: „Die Qualität interessiert mich nicht. Ich lege halt eine Scheibe Wurst mehr aufs Brötchen.“

Die Backstube bleibt nach der Schließung weitgehend bestehen. Karl-Heinz Sans wird zwar ausmisten. Der Backofen, der über 40 Jahre alt ist, bleibt aber hier. Denn dieser sei zu alt, um ihn verkaufen zu können. Auch die Teigknetmaschine sei wegen ihres Alters unverkäuflich.

Ortsvorsteher Hubert Mühling bedauert, dass die Bäckerei geschlossen hat. „Ich bin bestrebt, dass wieder eine Bäckereifiliale in den Ort kommt“, sagt er. Weil die Privat- und Geschäftsräume in der Bäckerei Sans miteinander verbunden sind, könne man den Laden nicht verpachten. Mühling prüft, ob es Fördermittel für mögliche bauliche Maßnahmen gebe, um einen Bäckerladen einzurichten. Zur Not käme auch ein Bäckereiwagen in Frage.

Altheim verfügt derzeit über eine Metzgerei und zwei Döner-Läden. Die „Krone“, die derzeit einzige Gaststätte im Ort, ist nur am Wochenende offen. Dann kann man dort Essen zum Mitnehmen kaufen.

Redaktion

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