Biotop

Sennfeld: Heimat für Molche und Kröten schaffen

Aus drei Eisweihern nahe Sennfeld entstand über Jahrzehnte hinweg ein Feuchtwald, der zahlreichen Amphibien und Pflanzenarten einen neuen Lebensraum bietet

Von 
Nicola Beier
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So sieht der Feuchtwald mit den Tümpeln aktuelle aus. Bereits jetzt fangen Pflanzen im Aufstaugebiet an zu wachsen. © Nicola Beier

Sennfeld. „Ich kann nicht verstehen, wieso jemand so etwas tut“, sagt Björn Mai, waldnaturschutzbeauftragter Förster der Forstbetriebsleitung in Adelsheim im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten sichtlich genervt. Er meint das Biotop Feuchtwald im Gewann Greßbach in Sennfeld. Ein Unbekannter hatte vor einigen Tagen den Anstau in Richtung Seckach zu öffnen versucht (wir berichteten). Mai staunte nicht schlecht, als er das entdeckte.

Das Biotop stellt für zahlreiche Amphibien ein Zuhause dar. Dort tummeln sich im Frühjahr beispielsweise Erdkröten, Spring- und Grasfrösche oder Berg- und Teichmolche. Sogar der stark gefährdete und streng geschützte Kammmolch wurde schon gesichtet. Für den Feuchtwald zuständig ist das Referat 56 am Regierungspräsidium Karlsruhe. Es wird von Björn Mai betreut.

Das Biotop lebt buchstäblich davon, dass die Stauzone erhalten bleibt, denn nur so können die Amphibienarten dort langfristig überleben. Aber auch Insekten, Vögel und natürlich auch diverse Pflanzenarten profitieren vom Feuchtgebiet.

Ein Blick in die Geschichte zeigt allerdings, dass das Areal zwischen Hangfuß und Bahndamm nicht immer so aussah: „1939 gab es auf dieser Fläche drei Eisweiher. Die waren allesamt etwa 20 Meter lang und vier Meter breit“, erzählt Mai. Diese lagen nebeneinander rechtwinklig zum Bahndamm und wurden von einer Quelle gespeist, die den Feuchtwald auch heute noch mit Wasser versorgt. „Das Eis hat man früher herausgeschnitten und in die Eiskeller gebracht. So konnte man das ganze Jahr Nahrungsmittel kalt lagern“, erklärt der Förster.

Bis 2016 war das Biotop in Sennfeld völlig zugewuchert. © Nicola Beier

Große Veränderung

1975 wurde die gesamte Fläche durch den Naturschutzbund in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Armee umgestaltet. Bis 2016 wucherte das Gebiet völlig zu. Überall standen Sträucher und Bäume, die es für Frühlaicher schwierig machten, einen Lebensraum zu finden. Daher wurde das Biotop damals radikal umgestaltet: Die zwei Tümpel, die damals schon existierten, wurden entschlammt und freigelegt, die Bäume und das Gestrüpp darum herum entfernt. So entstand zu den zwei Gewässern hin eine Freifläche mit Rohboden. „So wird verhindert, dass zu viel Laub in die Tümpel fällt und die Sonne somit auf das Wasser scheinen kann. In Folge kann es sich schneller erwärmen, was die Tümpel für Frühlaicher zum Lebensraum macht. Denn die brauchen genau das“, erklärt Mai. Wenn sich das Regierungspräsidium und die Forstbetriebsleitung Adelsheim nicht um die Landesfläche kümmern würde, wäre diese in kurzer Zeit bereits wieder zu gewuchert, erläutert Mai. Und das sei nicht gut: „Viele Leute denken ja, man sollte an solchen Flächen am besten nichts verändern. Das ist aber nicht immer richtig.“ Denn gerade die Gelbbauchunke brauche Rohboden, um sich heimisch zu fühlen. Und wenn sich der pH-Wert des Wassers aufgrund von anderer Temperatur (in Folge der Sonneneinstrahlung) und zu viel Laub im Gewässer verändere, würden die Tümpel eben keinen Lebensraum mehr darstellen.

„Fische dürfen auf gar keinen Fall in die Tümpel gesetzt werden“, warnt Mai ebenfalls. Denn die Fressen – genau wie Enten auch – den Laich der Amphibien auf.

2016 wurde das Biotop radikal umgestaltet: Bäume und Sträucher wurden entfernt und die Tümpel entschlammt. © Forstbetriebsleitung Adelsheim

Auf dem gesamten Areal stehen große Teile bis zu 30 Zentimeter unter Wasser. Der lehmige Boden sorgt dafür, dass es nicht abläuft. Bevor der Damm zerstört wurde, seien es sogar 50 Zentimeter gewesen, sagt der Beamte. Je mehr Wasser sich sammelt, desto besser für die Tiere und Pflanzen: „Es geht darum, wer schneller fertig ist“, sagt Mai. Entweder die laichenden Tiere und das Heranwachsen ihres Nachwuchses, wofür das Wasser gebraucht wird. Oder das gesammelte Wasser, welches verschwindet, weil die Temperaturen im Sommer steigen und das Biotop austrocknet. Damit verschwindet auch der Lebensraum der Amphibien. „Punktuell kann das Wasser unter dem Weg durch ein Rohr in Richtung Seckach abfließen“, erklärt Mai. Somit wird nicht das ganze Areal überschwemmt.

Wie ein Biber

Mai vergleicht seine Arbeit in Sennfeld mit der eines Bibers: Der tue auch nichts anderes, als Wasser durch einen Damm anzustauen. Bäume fällt der kleine Nager ebenfalls – nichts anderes passiert im Feuchtwald durch menschliche Hand. Und das sei wichtig: „Das Bauland ist kein wasserreicher Ort, deshalb ist es wichtig, dass wir durch solche Maßnahmen den Lebensraum von wassergebundenen Tier- und Pflanzenarten erhalten“, sagt Mai. Er hofft deshalb, dass der Schaden am Damm nicht groß genug war und die Tiere trotzdem mit ihrer Entwicklung „fertig werden“. Sehen könne man das aber erst im Sommer.

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