Main-Tauber-Kreis. Der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) vor allem im ländlichen Raum soll insgesamt in eine gute Zukunft geführt werden. Gerade vor dem Hintergrund des voranschreitenden Klimawandels sollen die Bürger dazu animiert werden, verstärkt Bahnen und Busse zu nutzen. Doch haben auch alle Menschen Zugriff auf das ÖPNV-Angebot? Wie schaut es vor allem bei solchen mit Beeinträchtigung im Speziellen aus? Die Fränkischen Nachrichten haben sich mit Fabian Bayer, Kommunaler Behinderten-Beauftragter für den Main-Tauber-Kreis, unterhalten.
Auf einem guten Weg
„Die Situation der Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung lässt sich in allen Bereichen immer verbessern, auch in Sachen Mobilität und ÖPNV. Aber wir im Main-Tauber-Kreis sind hier bereits auf einem guten Weg“, sagt der Nachfolger von Charly Höfling. Als gute Beispiele hierfür nennt er die Bahnsteige entlang der Tauberbahn, die bisher barrierefrei ausgebaut worden seien – also in Wertheim, Reicholzheim, Bronnbach, Gamburg, Niklashausen, Tauberbischofsheim, Dittigheim, Distelhausen, Lauda, Edelfingen, Elpersheim und Laudenbach. Außerdem gebe es im ganzen Kreis bereits etliche barrierefreie Bushaltestellen.
Im Linienbusverkehr seien seit 2018 größtenteils Niederflur- oder Low-Entry-Busse mit entsprechenden Sondernutzungsflächen und Klapprampen im Einsatz, teilt Bayer weiter mit. „Fahrplanfahrten, bei denen der Einsatz solcher Busse sichergestellt ist, sind im Aushangfahrplan etwa durch ein entsprechendes Piktogramm gekennzeichnet.“ 2020 seien an den wichtigsten Umsteigehaltestellen im Landkreis dynamische Fahrgastinformationssysteme in Betrieb genommen. Hier erhielten Fahrgäste sowohl optische als auch akustische Informationen zum Bus- und Bahnverkehr.
Doch es gibt sicher auch noch weiteren Handlungsbedarf? „Meiner Meinung nach noch an einigen Stationen an der Bahnlinie Würzburg – Stuttgart, genauer gesagt für den Main-Tauber-Kreis von Wittighausen bis Lauda und von Lauda bis Eubigheim“, ist zu erfahren. Hier seien manche Haltepunkte schon in die Jahre gekommen und nicht barrierefrei. In der Regel seien hier aber nicht die Kommunen oder der Kreis zuständig, sondern die DB AG oder die DB Regionetz Westfrankenbahn GmbH. Die DB AG plane derzeit jedoch schon den barrierefreien Ausbau der Stationen Wittighausen, Zimmern, Grünsfeld und Gerlachsheim unter finanzieller Beteiligung des Landkreises sowie der jeweiligen Kommunen.
Der Main-Tauber- und der Neckar-Odenwald-Kreis setzten sich zudem dafür bereits ein, dass nun auch der barrierefreie Ausbau der Bahnsteige in Königshofen, Wölchingen und Eubigheim angegangen werde, nachdem die Überführung des bisherigen Probebetriebs der Frankenbahn zwischen Lauda und Osterburken beschlossene Sache sei.
Gibt es im ländlichen Raum bei der Mobilität von Beeinträchtigten derzeit noch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft? „Nein, das kann man so nicht sagen“, erklärt Fabian Bayer. Sicher hätten Menschen mit Handicap in den kleineren Ortschaften oft Probleme mit den Anbindungen an Bus und Bahn. „Aber der Main-Tauber-Kreis hat hier bereits sehr gute und ergänzende Alternativen geschaffen wie beispielsweise das Ruftaxi der VGMT.“
Was ist das Optimum?
Wie weit man noch vom Optimum weg ist, dies will der Behinderten-Beauftragte nicht genau definieren: „Hierfür müsste man erst einmal festlegen, was denn das Optimum wäre. Und das wird schwierig, denn es geht immer besser. Auch die Technik, die sich stetig weiterentwickelt, spielt hier eine Rolle.“ Bei der Barrierefreiheit im ÖPNV gebe es aber auch im Main-Tauber-Kreis bei rund 1000 Haltepunkten noch viel zu tun.
„Ich finde es gut, dass das Thema Barrierefreiheit und die Belange der Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigung immer mehr Aufmerksamkeit bekommen“, lässt Fabian Bayer wissen. „Für Mobilität und ÖPNV würde ich mir weiterhin wünschen, dass man außer auf die barrierefreie Einrichtung für Menschen mit mobilem Handicap – beispielsweise den barrierefreien Weg zum Gleis und den Zustieg zu Bus und Bahn – auch auf andere Menschen mit anderen Behinderungen/Beeinträchtigungen und deren Bedürfnisse achtet.“ So könnte man an den Haltestellen für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung weitere Blindenleitsysteme im Boden installieren, wie es schon bei den neuen Haltestellen der Fall sei, und alle Züge an ihren Türen mit einem akustischen Signal ausstatten.
Sprache vereinfachen
Außerdem könnten Fahrinformationen in leichter Sprache, sowohl digital per App oder als Printversion, eine Hilfe für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung sein. „Aber auch hier wären die DB AG oder in unserem Kreis die DB Regionetz Westfrankenbahn GmbH zuständig – und sicherlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Besser geht eben immer.“
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-barrierefreiheit-im-oepnv-besser-geht-es-immer-_arid,2093729.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html
[3] https://www.fnweb.de/orte/wittighausen.html