Schefflenz/Seckach. „Wieso es ausgerechnet bei uns so viele Rebhühner gibt, wissen wir selbst nicht im Detail“, sagt Elmar Werling, Ornithologe aus Schefflenz, im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Organisationen betreut er das Rebhuhnschutzprojekt im Schefflenztal, das im Sommer 2021 ins Leben gerufen wurde.
Das Rebhuhn ist vom Aussterben bedroht. Die Bestände sind in den vergangenen Jahren europaweit um über 90 Prozent zurückgegangen. Das Schefflenztal stellt mit Blick auf diese Entwicklung allerdings eine Ausnahme dar: Zwischen Schefflenz, Billigheim, Mosbach, Elztal und Seckach liegt das bedeutendste noch verbliebene Verbreitungsgebiet des Vogels im gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe.
Bestand festigen
Weitere Informationen zum Rebhuhn und zum Schutzprojekt im Schefflenztal
Die Initiative „Rebhuhnschutz Schefflenztal“ gibt es seit Sommer 2021.
Der Vogel ist vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste Baden-Württembergs. Die Bestände sind in den vergangenen Jahrzehnten um rund 90 Prozent zurückgegangen.
Das Projektgebiet im Süden des Neckar-Odenwald-Kreises ist rund 100 Quadratkilometer groß. Es gibt sieben Kernzonen, die als Verbreitungsschwerpunkte der Rebhühner gelten.
Das Vorkommen in dieser Region ist ein landesweiter Verbreitungsschwerpunkt.
Das Projekt „Rebhuhnschutz Schefflenztal“ wird von lokalen Akteuren unter der Leitung des Naturschutzreferats am Regierungspräsidium Karlsruhe getragen. Diese Organisationen sind dabei: Nabu-Gruppen Mosbach und Seckach- und Schefflenztal, Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Neckar-Odenwald, Kreisjägervereinigung Mosbach Hegering IV Schefflenztal, Landschaftserhaltungsverband NOK, Bauernverband NOK, die Kommunen Billigheim, Elztal, Schefflenz, Seckach und Mosbach sowie das Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis.
Das Rebhuhn ist ein anspruchsvoller Vogel. Die erwachsenen Tiere ernähren sich meist von Pflanzen, während die Jungtiere eiweißreiche Insekten fressen.
Als Bodenbrüter ist das Tier vielen Gefahren ausgesetzt und vor allem während der Brutzeit anfällig für Störungen.
Die größten Probleme sind fehlende Nahrung, Fressfeinde und fehlende großflächige, geeignete Bruthabitate. Denn auf kleiner Fläche fallen die Vögel schnell dem Fuchs zum Opfer.
Wer im Gebiet oder darüber hinaus Rebhühner sichtet, kann diese an die Mailadresse rebhuhn@rebhuhn-schefflenztal.de melden.
Spenden gehen unter dem Stichwort „Rebhuhnschutz“ an folgendes Konto : DE27 6747 0048 0003 0288 26. nb
Damit das so bleibt und sich der Bestand des Rebhuhns auch längerfristig festigt oder sogar steigt, arbeiten mehrere lokale Akteure zusammen: Unter der Leitung des Naturschutzreferats am Regierungspräsidium Karlsruhe haben sich unter anderem Vertreter der Nabu-Gruppen, der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg und des Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) Neckar-Odenwald-Kreises in einer Initiative zusammengeschlossen. Gemeinsam mit den örtlichen Jägern, engagierten Landwirten und den betroffenen Kommunen arbeiten sie für einen stabilen Rebhuhnbestand in der Region und für die Wiederbesiedlung weiterer Flure.
Warum das Schefflenztal als Ausgangspunkt dient, liegt am hohen Vorkommen der Tiere. „Wir vermuten, dass das an den kleinstrukturierten Äckern und Wiesen in der Region liegt, die dem Rebhuhn einen guten Lebensraum mit ausreichend Nahrung bieten“, sagt Luisa Klingmann vom LEV.
Auf die Frage, ob man denn schon erste positive Auswirkungen des Schutzprojektes erkennen könne, kann Werling nur müde schmunzeln: „Wir sind froh, wenn man in fünf Jahren etwas sieht“, meint er nur – getreu dem Motto: Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Denn es gehe dabei um ein mittel- bis langfristiges Vorhaben, das nur zu realisieren sei, wenn „man ganz breit aufgestellt“ sei. „Bei anderen Projekten dieser Art ist meist nur der Naturschutz dabei“, erklärt Werling. In Schefflenz hingegen arbeiten viele Akteure Hand in Hand: Die Jäger müssten beispielsweise den natürlichen Feind der Rebhühner, den Fuchs, bejagen. Die Landwirte müssten durchdurch eine angepasste Bewirtschaftung Nahrung und Brutmöglichkeiten für die Tiere bereithalten, die Kommunen und deren Bauhöfe müssten auf die richtige Art und Weise Hecken zurückschneiden oder Wegränder, Gräben und Böschungen mähen und Spaziergänger sollten während der Brutzeit der Hühner ihre Hunde anleinen. Erst wenn alle einzelnen Rädchen richtig ineinandergreifen, habe das Rebhuhn auf Dauer eine gute Ausgangslage, um sich zu vermehren.
„Permanent dran bleiben“
„Man muss permanent dran bleiben“, weiß auch Peter Baust vom Nabu Mosbach. Denn das Rebhuhn verliere immer weiter an Lebenraum, weil beispielsweise weitere Gewerbegebiete erschlossen werden, erklärt er. Um dennoch ideale Bedingungen mit extensiven Getreidestreifen, Schwarzbrachestreifen mit Offenboden und mehrjährige Blühbrachen zu schaffen, steht die Initiative im engen Austausch mit den Landwirten. Es wurden bereits Infoabende veranstaltet, um auch über mögliche Fördermittel des Landes aufzuklären. „Unsere letzte Veranstaltung war so gut besucht, dass der Raum zu klein war“, erinnert sich Klingmann. Der Wille sei da, was alle sehr freue.
Um den Bestand der Tiere im Auge zu behalten und Veränderungen zu dokumentieren, werden die Rebhühner regelmäßig gezählt. Diese Aktion findet immer zur Balzzeit der Hähne statt, erläutert Werling. Es finde 2023 zum dritten Mal statt.
Dabei werden alle Rebhühner entlang einer vorgegebenen Zählroute, die rund 1,5 Kilometer lang ist, erfasst. „Im Schefflenztal sind das 40 Strecken“, erklärt der Ornithologe. Mithilfe einer Klangattrappe spielen die Kartierer dann den Ruf eines Rebhahns ab. Anschließend wird auf eine Antwort eines anderen Hahns gewartet, der den Ton als Bedrohung erkenne, schildert Werling. Auf diese Weise könnten Rebhuhpaare ermittelt und gezählt werden. „Zuletzt waren es rund 60 Hähne“, sagt Werling. Es gelte nun, die Entwicklung abzuwarten und zu sehen, ob das Rebhuhnschutzprojekt Früchte trage.
„Mir ist wichtig, dass nicht nur die beteiligten Organisationen mithelfen können, sondern auch jeder Einzelne“, hebt Werling hervor und mahnt noch einmal an, Hunde während der Brutzeit zwischen April und August anzuleinen. Sollten Spaziergänger, Jäger oder andere Leute, die in der Natur unterwegs sind, ein Rebhuhn sichten: „Unbedingt melden. Das hilft uns sehr“, betont er. Dabei sei wichtig, den Ort der Sichtung (am besten mit Koordinaten) und die Anzahl an Tieren zu nennen. „Auch Meldungen über den Landkreis hinaus nehmen wir an“, fügt Werling hinzu. Zuletzt kann das Projekt auch durch Spenden unterstützt werden.
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