50-Jahr-Jubiläum der Eingemeindung - Der Zusammenschluss der beiden Gemeinden im Vorfeld der Kommunalreform war freiwillig und unumstritten

Bronnacker und Rosenberg feiern „Goldene“

Von 
Sabine Braun
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Gemütliche Runde am Dorfplatz in Bronnacker: Heutige Kommunalpolitiker und Zeitzeugen gaben im Gespräch Auskunft über den Zusammenschluss von Bronnacker und Rosenberg vor 50 Jahren. Das Bild zeigt (von links) Ortsvorsteherin Katrin Wölfel, Helmut Pölcz, Bürgermeister Ralph Matousek, Gunter Schiff und Markus Meyle, alle geimpft, wie sie betonen. Kurt Albrecht und Sven Baumann fehlen auf dem Bild. © Sabine Braun

Genau 50 Jahre ist es her, dass Bronnacker und Rosenberg sich zusammengeschlossen haben. Das war ein Riesengewinn, sind sich Zeitzeugen einig.

Bronnacker/Rosenberg. Das damals 960 Einwohner zählende Rosenberg und das noch kleinere Bronnacker – der Ort zählte rund 150 Köpfe – schlossen sich zum 1. Juli 1971 zusammen. Das ist eigentlich ein Grund zum Feiern. „Geht aber leider immer noch nicht so richtig“, bedauert Bürgermeister Ralph Matousek. Unter den Tisch fallen soll das Jubiläum dennoch nicht, finden Matousek und die beiden Ortsvorsteher Katrin Wölfel (Bronnacker) und Sven Baumann (Rosenberg).

Drei Zeitzeugen

Der Urbronnacker Gunter Schiff, (Jahrgang 1942, genannt „Dampfer“) war Ratschreiber in Bronnacker und nach der Eingemeindung Leiter des Steueramtes. Die Urkunde zum Zusammenschluss des heutigen Rosenberg hat er mit unterschrieben.

Kurt Albrecht, Jahrgang 1938, war Gemeinderat der ersten Stunde im neuen Rosenberger Gremium ab 1971.

Helmut Pölcz, Jahrgang 1948, kommt ursprünglich aus Rosenberg und zog nach Bronnacker. Er hat im Heimatbuch die Passagen über Bronnacker geschrieben. sab

Denn der zwar von der damals anstehenden Kommunalreform angestoßene, aber doch freiwillige Zusammenschluss von Bronnacker und Rosenberg war sozusagen der Wegweiser für die Schaffung der heutigen Gesamtgemeinde mit Sindolsheim und Hirschlanden. „Damals wurde Bronnacker auch von Osterburken umworben, Sindolsheim sprach mit Altheim, und Hirschlanden hat zum Teil nach Eubigheim tendiert“, berichtet Matousek. Aber „Götzingen und Altheim sind sich zu lange nicht einig geworden, wo der neue Verwaltungssitz sein sollte“, wie Gunter Schiff und Helmut Pölcz vermuten. So habe der damalige Hirschlandener Bürgermeister Emil Kistner alle „einfangen“ können und zusammengebracht. „Sonst gäbe es das heutige Rosenberg nicht“, sind sich die Zeitzeugen einig.

Schotter statt Asphalt

Um die Monate im Sommer 1970 lebendig werden zu lassen, hatte Matousek die Zeitzeugen im Dorfgemeinschaftshaus Bronnacker zusammengerufen, dem Gebäude, das 1908 als Schule gebaut wurde, auch als Rathaus genutzt und später von einem rührigen Förderverein für die Bürger umgebaut wurde. Beim Pressetermin dabei waren der Rosenberger Gemeinderat der ersten Stunde, Kurt Albrecht, und der amtierende Bronnacker Ortschaftsrat Markus Meyle, der über seinen Vater Walter Meyle noch viel von der alten Zeit weiß.

So wird das Jubiläum gefeiert

Zur Feier des 50-Jahr-Jubiläums der Eingemeindung von Bronnacker nach Rosenberg wird am 1. Juli im kleinen Rahmen ein Gedenkbaum gepflanzt, und zwar an der Landesstraße. Der muss dann gut gegossen werden, weil es ja nicht gerade die richtige Jahreszeit zum Pflanzen ist, schmunzelt Matousek. Eine Tafel soll beim Baum an den Zusammenschluss erinnern.

Zudem ist es dem Bürgermeister und den Ortsvorstehern wichtig, mit dem „Stickelpfad“ ein verbindendes Element zu schaffen: Von kleinen und großen Leuten aus Bronnacker und Rosenberger bemalte Holzpfosten, die vom einen zum anderen Ortsteil führen.

Den großen Zusammenschluss, der zum 1. Januar 1972 erfolgte, will man im Mai 2022 dann hoffentlich „richtig“ feiern. Dann soll es auch einen Heimattag mit Wanderungen durch alle Ortsteile geben. sab

Gunter Schiff, Helmut Pölcz und Markus Meyle malen ein sehr dörfliches Bild von Bronnacker um 1970: Durch den Ort führten geschotterte Wege und offene Abwasserrinnen statt Asphalt und Kanalisation, Frischwasser mussten sich die meisten Einwohner von den wenigen Brunnen holen. 20 Landwirte gab es noch, aber die gingen zum Teil noch im Wald oder auswärts „schaffen“ und machten die Landwirtschaft nur noch nebenher.

Bronnacker hatte kaum eigene Grundstücke in der Hand und gerade einmal 417 Hektar Wald. Immerhin: zwei Gaststätten gab es noch. Größter Arbeitgeber war das landwirtschaftliche Gut „Bronnacker Hof“ von Walter Meyle. Bauplätze wurden nicht erschlossen, viele Junge verließen den Ort. Auch die nach dem Krieg untergebrachten Heimatvertriebenen, die den Ort kurzzeitig auf 250 Einwohner anwachsen ließen, gingen bald weg, weil es keine Arbeit gab. „Es war kein Geld da“, fassen die drei älteren Herren ohne Groll zusammen. So war es eben.

Mit Rosenberg hatte man schon immer viel zu tun, es lag ja grad übern Berg. So wurden die Verstorbenen in der größeren Nachbargemeinde beigesetzt. Wer zum Arzt wollte oder einkaufen, der ging nach Rosenberg. 1966 hatte man die Zwergenschule aufgegeben, in der alle Klassen in einem Raum unterrichtet wurden. Die Schüler gingen nach Rosenberg, die Kindergartenkinder auch. So lag der Zusammenschluss für die Leute aus Bronnacker nahe. Am 7. Mai sagten beide Gemeinderäte zeitgleich „Ja“. Für die Bronnacker änderte sich wenig, so Pölcz, zumal sie eine wichtige Person in die neue Gemeinde einbrachten: Gunter Schiff, der letzte Ratschreiber aus Bronnacker, wechselte als Leiter ins Steueramt der Gemeindeverwaltung Rosenberg. „Wenn was isch, geh’sch zum Gunter“, hieß es auch weiterhin, so Pölcz.

Denn die schönen Versprechen in der gerade mal sieben Seiten zählenden „Vereinbarung über die Eingliederung der Gemeinde Bronnacker in die Gemeinde Rosenberg“ wurden äußerst schleppend erfüllt.

Da steht nämlich nicht nur drin, dass Bronnacker über vieles selbst entscheiden darf, sondern auch, dass es für Feldwege, Sportstätten und anderes Haushaltsmittel erhält. „Gesprochen wurde, geschehen ist nichts. Der Arno Hagenbuch hat den Geldbeutel nicht gern aufgemacht. Mit dem Gerhard Baar ging’s dann besser“, erinnert sich Pölcz an die beiden Bürgermeister. „Mit Baar hatten wir dann ja wieder einen Mann im Rathaus, einen guten Mann“, so Pölcz. Außerdem wurde ein Ortschaftsrat eingerichtet.

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Als Bronnacker nach Rosenberg ging, waren Rudolf Baar und Josef Wendel die ersten beiden Gemeinderäte. Seit dem Zusammenschluss mit Sindolsheim und Hirschlanden sitzt nur noch ein Vertreter aus Bronnacker im 14-köpfigen Gremium, zusätzlich der jeweilige Ortsvorsteher, aktuell Katrin Wölfel. „Das macht es manchmal nicht leicht, etwas durchzusetzen“, so Meyle.

Trotzdem: „Der Zusammenschluss war ein Riesengewinn für uns. Wir haben nur profitiert.“ Straßen wurden geteert, Wasserversorgung und Kanalisation kamen, Baugebiete entstanden. Was noch nötig war, nahm man selbst in die Hand.

Wilde Liga

„Der Gunter hatte davor schon den Sportlertreff gegründet und den Bolzplatz hergerichtet“, so Pölcz. „Wir haben einfach gekickt, das war die wilde Liga“, erinnert sich Schiff. Das Gemeinschaftshaus hat man selbst saniert – 3500 Mark gab’s von Rosenberg dazu. „Ein langer Kampf für ein paar Mark“. Die Jugend hat sich dort einen Raum geschaffen. Der Dorfplatz wurde Treffpunkt. Kerweessen, Rapsblütenfest, eine Eltern-Kind-Gruppe, der Förderverein, der Jugendtreff, das gemeinsames Heckenschneiden – in Bronnacker läuft alles gut zusammen. Von Streitigkeiten hört man nichts.

Die Rosenberger sind auch zufrieden. Die Bronnacker kickten beim TSV mit. Und als kürzlich die Feuerwehren zusammengelegt wurden, brachten die Floriansjünger ordentlich Leben rein in die Abteilung Rosenberg, weiß Matousek.

So war und ist Bronnacker ein begehrter Ortsteil mit viel Natur. Dass die Landwirtschaft noch heute prägt, ist einer der ganz seltenen Konfliktpunkte: Zugezogene verstehen manchmal nicht, dass bestimmte Geräusche und Gerüche einfach dazugehören, so Matousek. Meyles Bilanz: „Wir brauchen uns absolut nicht zu verstecken, wir können stolz auf unser Bronnacker sein. Ich sehe kein größeres Manko. Aber wir müssen uns um neue Bauplätze kümmern, wir haben so viele Kinder wie noch nie im Ort.“ Es wäre aber wichtig, dass die jungen Leute wieder mehr zusammenfinden, findet Pölcz. Auch die älteren Leute vermissen ihre Treffen auf dem Dorfplatz. Hoffentlich nicht mehr lang.

Und warum klappt das so gut mit Bronnacker und Rosenberg? „Weil die Bronnacker so tolerant sind“, kommt es von Pölcz wie aus der Pistole geschossen. Vielleicht auch, weil viele Jugendliche aus Bronnacker in Rosenberg in Vereinen sind, ergänzt Meyle. Matousek erinnert an die historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten. Bronnacker an sich war möglicherweise zu klein, um viel Eigenes aufzumachen. Und Kurt Albrecht sagt: „Bronnacker wurde immer als gleichwertig gesehen. Es gab nie Händel im Gemeinderat“.

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