Ravenstein. Lange wurde gesucht, analysiert und beratschlagt – nun ist es offiziell: Ein neuer Luftrettungsstandort für die Landkreise Neckar-Odenwald, Main-Tauber, Hohenlohe und Schwäbisch-Hall sowie den Stadt- und Landkreis Heilbronn soll im Bereich Ravenstein entstehen. Das teilte das Innenministerium am Mittwoch in einer Pressekonferenz mit. „Es ist unser klares Ziel, eine gute und schnelle Luftrettung für alle Menschen in Baden-Württemberg sicherzustellen. Dazu richten wir die Rettungshubschrauberstandorte gezielter an den heutigen Bedürfnissen der Notfallpatientinnen und -patienten aus. Wir erhöhen die Zahl der Rettungshubschrauber von acht auf zehn und schließen durch die Verlegung von Rettungshubschraubern Lücken bei der Luftrettung“, sagte der Staatssekretär im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen, Wilfried Klenk, anlässlich der Bekanntgabe der Standortentscheidungen.
Gutachten von 2020
Eine Struktur- und Bedarfsanalyse der Luftrettung in Baden-Württemberg von 2020, die das Land beim Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement des Klinikums der Universität München erstellen ließ, empfahl unter anderem die Neuansiedlung eines Standortes in Osterburken (wir berichteten). Nach genaueren Analysen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie fiel die Wahl letztlich auf Ravenstein als geeigneten Standort. Das wurde von den Regierungspräsidien Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen umfassend geprüft. „Dabei wurden neben topographischer Geeignetheit, Umweltverträglichkeitsprüfung und Lärmschutzprüfung auch einsatztaktische Aspekte in den Blick genommen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Innenministeriums.
Der genaue Standort stehe noch nicht fest, doch nach FN-Informationen soll der Landeplatz nahe der Autobahn 81 und des „Park-and-Ride“-Platzes nahe Merchingen entstehen.
Das sagt Killian zum Standort
Ralf Killian, Bürgermeister von Ravenstein, freut sich über die Entscheidung, war aber auch etwas „überrascht, dass diese so schnell veröffentlicht wurde“, erklärt er auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten. Das Regierungspräsidium sei erst Mitte Oktober auf ihn zugekommen und habe damals mitgeteilt, dass der Standort in Ravenstein „höchste Priorität“ genieße, schildert er. „Wir müssen die weiteren planungsrechtlichen Schritte abwarten. Zunächst ist das eine Machbarkeitsstudie, die Detailbetrachtungen stehen noch aus.“ Grundsätzlich macht die Entscheidung für Ravenstein aus seiner Sicht aber absolut Sinn, da von der Baulandkommune aus viele Krankenhäuser schnell erreichbar seien. Auch wann mit dem Bau des Luftrettungsstandortes begonnen werde, weiß er nicht. „Grundsätzlich müssen dafür, wie sonst auch, einzelne Planungsschritte durchlaufen werden“, fügt er an und nennt diverse Gutachten als Beispiel. Das sei aber keine Aufgabe der Kommune. Er sieht da das Innenministerium und das Regierungspräsidium am Zug. „Mir ist wichtig, dass die Bevölkerung früh miteingebunden wird“, erklärt er mit Blick auf die Nähe zur Wohnbebauung und mögliche Lärmbelästigungen. Auch im Gemeinderat werde der Rettungsstandort thematisiert werden, blickt er voraus.
„Nichts unversucht lassen“
Landrat Dr. Achim Brötel, äußerte sich ebenfalls zur Entscheidung des Ministeriums: „Ich freue mich sehr, dass auf dem Gebiet des Neckar-Odenwald-Kreises künftig erstmals auch ein Standort für die Luftrettung errichtet wird. [...] Gerade im ländlichen Raum, wo die Wege zum nächst geeigneten Krankenhaus naturgemäß weiter sind, dürfen wir nichts unversucht lassen, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten.“ Er wolle die Verantwortlichen auch weiterhin bei der konkreten Standortwahl unterstützen. „Der Rettungshubschrauber allein darf allerdings nicht als Allheilmittel angesehen werden“, stellt er klar und führt die „bodengebundenen Rettungsmittel“ an, die nach wie vor an erster Stelle stünden. Diese wolle er weiterhin ausbauen und verbessern. Auch die Helfer-vor-Ort-Gruppen leisteten einen großen Beitrag.
Jürgen Galm, Bürgermeister von Osterburken, gefällt die Entscheidung ebenfalls. Er hob hervor, dass so die Versorgung in allen RIO-Kommunen gewährleistet werde. Daher sei es zweitrangig, ob der Standort nun in Osterburken oder Ravenstein entstehe. „Wir haben zusammen mit den zuständigen Mitarbeitern des Innenministeriums mehrere Standorte besichtig. Es war aber keiner dabei, der den Idealfall abbildet“, erklärt er. In Zusammenarbeit mit Ralf Killian aus Ravenstein habe man dann die Nachbarkommune ins Spiel gebracht und wurde dort letztlich auch fündig.
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