Bildung

Merchingen: Kreative Lösung für neue Klassenzimmer gefunden

Seit dem neuen Schuljahr hat die Grundschule Merchingen zwei neue Klassenzimmer. Die liegen aber nicht im Schulhaus, sondern über der Straße im Gebäude der Volksbank. Nun sind die Kinder regelmäßig auf Wanderschaft.

Von 
Nicola Beier
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In diesem Raum befand sich während der Pandemie eine Corona-Teststation. Nun haben die Grundschüler aus Merchingen hier Kunst- und Musikunterricht. © Nicola Beier

Merchingen. Es ist im ganzen Neckar-Odenwald-Kreis wohl eine einmalige Lösung: Die Grundschule Merchingen hat seit diesem Schuljahr zwei neue Klassenzimmer – allerdings außerhalb des Bestandsgebäudes. Die waren auch bitter nötig, denn bis dahin gab es einen Klassenzimmermangel in der Grundschule. Dieser hatte zur Folge, dass bereits seit 2023 in der Aula und der Bibliothek unterrichtet wird, weil die vorhandenen Klassenzimmer nicht ausgereicht haben. Der Bedarf steigt nun wegen der Ganztagsbetreuung ab 2026 und der Schulkindbetreuung weiter.

Kinder müssen Gebäude wechseln

Und jetzt kommt das Novum: Weil im Bestand nicht erweitert werden kann, wurden nun zwei Räume im Gebäude der Volksbank angemietet. Dieses liegt auf der anderen Straßenseite, was zur Folge hat, dass die Kinder nun regelmäßig in Merchingen unterwegs sind, weil sie die Gebäude wechseln müssen. „Man könnte uns direkt beim Konzept der Bewegten Grundschule anmelden“, erklärt Bürgermeister Ralf Killian lachend. So amüsant findet er die Lage aber gar nicht, denn der Platzmangel im Bestandsgebäude der Grundschule ist ein großes Problem: „Wir kämpfen mit steigenden Geburtenzahlen und damit einhergehend steigenden Schülerzahlen“, erklärt er im Gespräch mit den FN.

Der Verkaufsraum der Bäckerei Trabold wurde in ein Klassenzimmer verwandelt. Dort werden seit diesem Schuljahr zwischen 16 und 20 Kinder in einem Fachklassenzimmer unterrichtet. © Volksbank Kirnau-Krautheim

So kam man in der Verwaltung letztlich auf die Idee, zwei leerstehende Räume im Gebäude der Volksbank anzumieten. Die eine Ladenfläche wurde früher von der Bäckerei Trabold als Verkaufsraum genutzt. Im anderen Raum befand sich während der Pandemie eine Corona-Test-Station. „Wir hatten vier Wochen Zeit, um die Räume für die Schule nutzbar zu machen“, erinnert sich Bauamtsleiterin Sarah Müller. Und da gab es einiges zu tun – gerade im Verkaufsraum der ehemaligen Bäckerei Trabold. „Dort war die ganze Einrichtung noch drin“, erklärt Müller. Die Verkaufs- und Spültheke sowie die Regale mussten zunächst vom Bauhofsteam ausgebaut und zwischengelagert werden. In beiden Räumen wurde neu gestrichen, Lampen wurden installiert und Kabelarbeiten erledigt. Letztlich musste auch noch die Internetverbindung eingerichtet werden.

Altbestände der Hauptschule

„Ein Großteil der Einrichtung stammt noch aus Beständen der ehemaligen Hauptschule in Hüngheim“, sagt Bürgermeister Killian. Das einzige, was noch besorgt werden musste, waren zwei digitale Tafeln, zwei Computertische mit Rollen für die Lehrkräfte sowie ein paar Hocker. „Die Möbel haben etwa 10 000 Euro gekostet“, sagt Killian. Für die Arbeitsstunden des Bauhofs kommen noch einmal 20 000 Euro dazu. Nun fällt noch die Miete für die Räume an, die ebenfalls von der Stadt getragen wird.

„Wir sind mit der Lösung zufrieden“, erklärt Schulleiterin Marina Stern. Für die elf Lehrkräfte sei es eine größere Umstellung als für die insgesamt 112 Schüler. Denn die Lehrer müssten alle Unterichtsunterlagen immer vom Hauptgebäude mit in die neuen Räume nehmen. Da müsse man sich anders organisieren, stellt Stern fest. „Es läuft aber insgesamt sehr gut und die Kinder wissen wo sie hin müssen“, erklärt sie weiter.

Das Team des Bauhofs hat beim Umgestalten der Räume angepackt. © Nicola Beier

Kinder wechseln ein Mal pro Tag

Die Klassen wechselten ein Mal am Tag das Zimmer. Das bedeutet, dass sie einmal pro Tag vom Hauptschulgebäude über die Straße in die neuen Klassenzimmer wechselten, beziehungsweise umgekehrt. „Es ist nämlich so, dass sich bei uns jeweils zwei Klassen ein Klassenzimmer teilen“, so Stern.

Die Eltern hätten die Übergangslösung gut aufgenommen: „Sie haben sogar in den Ferien mitgeholfen, mit all den Sachen in die neuen Räume umzuziehen“, blickt die Schulleiterin zurück und freut sich über die große Hilfsbereitschaft. Und auch Bürgermeister Killian lobt alle Beteiligten: „Ich finde es klasse, was unsere Schule leistet.“

Letztlich soll diese Lösung aber nicht auf Dauer sein. Ein Grundschulneubau auf dem Gelände des TSV Merchingen war bereits Thema im Gemeinderat. „Es laufen aktuell die Vorbereitungen für die EU-weite Ausschreibung der Planungsleistungen“, informiert Killian.

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