Oberwittstadt. Drei unterschiedliche Waldbilder sahen sich die Mitglieder des Gemeinderates bei der diesjährigen Waldbegehung an, die bei frühlingshaften Temperaturen stattfand. Oberforstrat Jörg Puchta stellte wohl bei seiner letzten Begehung in Ravenstein fest: „Der Klimawandel hat jetzt den Wald in Ravenstein im Prinzip voll erreicht“. Der seitherige Revierleiter Hubert Müller plante die Waldbegehung, obwohl er seinen wohlverdienten Ruhestand bereits angetreten hat. Den erkrankten Bürgermeister Ralf Killian vertrat der stellvertretende Bürgermeister Peter Maurer. Der bedankte sich beim seitherigen Revierleiter Hubert Müller, dass er die heutige Waldbegehung nochmals durchführt und die Teilnehmer durch den heimischen Wald führt. Wie Maurer sagte, war die Zusammenarbeit in den letzten Jahren mit ihm stets sehr angenehm, und überreichte ein Präsent.
In Fahrgemeinschaften fuhren dann die Teilnehmer vom Dorfgemeinschaftshaus aus zum ersten Waldbild in den Distrikt 1 „Bürdlich“ auf Gemarkung Oberwittstadt. Dort angekommen, sagte Jörg Puchta, man sei heute hier, um Hubert Müller, der zwischenzeitlich in den Ruhestand gegangen ist, nochmals die Möglichkeit zu geben „seinen“ Wald zu zeigen und Informationen über den Zustand der Bäume zu geben, weil er hier nach 45 Arbeitsjahren die Hauptzeit als Revierleiter verbracht hat. „Es ist heute sein Tag und auch seine Veranstaltung“, sagte Puchta, „und die hat er auch verdient.“ Dass ein Förster so lange für eine Gemeinde zuständig ist, wie es bei Hubert Müller gewesen ist, werde es zukünftig leider nicht mehr geben. Puchta stellte dann auch mit Björn Mai den Nachfolger vor, der bereits zum 1. März die Revierleitung innehat.
Man könne vor allem beim letzten Waldbild die „Früchte“ der langen und erfolgreichen Arbeit von Hubert Müller sehen. Wie auf einem Schaubild dargestellt, haben die Niederschläge in den letzten drei Jahren in der Region im Sommer permanent abgenommen. In diesem Jahr war es bisher so, dass der März der bisher feuchteste Monat gewesen ist. Dies sei das derzeit ideale Wetter für den Wald und man könnte noch mehr an Wasser brauchen. Der Oberboden ist entsprechend gesättigt, aber der Grundwasserspiegel ist noch auf einem sehr niedrigen Niveau, weshalb man auf jeden Regentropfen angewiesen ist. Weiter ging Puchta auf den geplanten Hiebsatz ein. Die „zufällige“ Holznutzung bezeichnete Puchta schon als sehr extrem. Der Borkenkäfer werde dafür sorgen, dass noch einige Festmeter Nadelholz im heimischen Wald geschlagen wer-den müssen. Der Klimawandel hat jetzt den Wald in Ravenstein im Prinzip voll erreicht.
Der seitherige Revierleiter Hubert Müller sagte, dass sich der Distrikt I in Oberwittstadt in das „Untere und Obere Bürdlich“ aufteilt. Vor 35 Jahren, als er als Förster hierhergekommen ist, war das ein „geschlossener“ Wald mit „Vorzeigebuchenbestand“ und bei Holzkäufern sehr begehrt. Dies hat sich zwischenzeitlich geändert. Seit dem Jahr 2000 würden im „Bürdlich“ runde 15 000 Festmeter reguläres Holz genutzt. Leider fielen auch in den letzten drei Jahren runde 2000 Festmeter dürregeschädigtes Holz der Buche an. In den Bereichen, wo keine Naturverjüngung aufkam, wurden Lärchen und Douglasien gepflanzt.
Weiter ging die Fahrt zum Distrikt 2 „Gebrannter Wald“ in die Abteilung 5 „Wolfsgrube“. Auf diesen tonhaltigen Böden war das ganze Ausmaß der klimabedingten Dürreschäden bei der Buche zu sehen. 2023 mussten hier bereits rund 2500 Festmeter Holz von absterbenden Buchen genutzt werden. Teile der entstandenen Freiflächen wurden schon wieder mit Eichen bepflanzt.
Im Distrikt 3 „Haide“ in der Abteilung 3 „Untere Haide“ war ein, wie Amtsleiter Puchta bemerkte, „traumhafter“ Eichen-Altholzbestand zu sehen, der nach dem Forstsaatgutgesetz als anerkannter Bestand zugelassen ist. Laut Hubert Müller war der letzte Eingriff im Jahr 2015 mit 500 Festmeter Holz auf zehn Hektar Fläche. Geplant ist, nach der Forsteinrichtung für die nächsten zehn Jahre, eine Pflege der Eiche mit 400 Festmeter. Hubert Müller hat als Abschlusswaldbild diese so standhaften und wertvollen Eichen ausgesucht, um zu zeigen, dass es mehr als den zuvor gesehenen geschädigten Wald in Ravenstein gibt.
Im Namen des Fördervereins Schlossausbau überreichte Bürgermeister a.D. Horst Weber im Rahmen einer gemeinsamen Aktion einen selbstgebauten Nistkasten an den Bürgermeister, seinen Stellvertreter sowie an die Ortsvorsteher. Die Waldbegehung wurde in der „Alten Schule“ in Unterwittstadt beendet, wobei sich Jörg Puchta sowie Hubert Müller vom Gemeinderat verabschiedeten und beide sich für die immer gute Zusammenarbeit mit der Stadt bedankten. F
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