Erlenbach. „Alle Jahre wieder“: Zur Vorstellung des Forsthaushaltes 2025 im Rahmen der Jahresabschlusssitzung des Ravensteiner Gemeinderats begrüßte Bürgermeister Ralf Killian den Leiter der unteren Forstbehörde des Landratsamtes, Steffen Meyer, sowie die beiden Revierleiter Björn Mai und Christof Hilgers.
In seiner „kleinen Reise“ durch den städtischen Wald ging Meyer auf die geänderten Rahmenbedingungen ein, und meinte, dass durch die Absicht des Bundes, ein verändertes Bundeswaldgesetz zu beschließen, viel Bewegung im Wald sei.
Holzpreise bei Fichte und Douglasie haben sich stabilisiert
Die derzeitigen Holzpreise bei der Fichte und Douglasie haben sich stabilisiert und man ist mit den aktuellen Marktpreisen zufrieden.
Zu den klimatischen Bedingungen sagte Meyer, dass es in diesem Jahr überdurchschnittlich nass gewesen ist, so dass sich die Grundwasservorräte auffüllen konnten, was ein positiver Aspekt in der Waldarbeit gewesen ist. Trotzdem hat der Borkenkäfer wieder zugeschlagen.
Der Dürremonitor des Helmholz-Zentrums zeigt im Vergleich der Jahre 2023 und 2024 eine deutliche Veränderung, denn in Baden-Württemberg gibt es nur noch wenige Stellen, wo es ungewöhnlich trocken gewesen ist. Im Neckar-Odenwald-Kreis war dies aber nicht der Fall gewesen.
Meyer sprach aber von einer negativen Seite. Die klimatischen Bedingungen haben sich in 2024 verändert. Die Durchschnittstemperaturen lagen in jedem Monat, wie ein Auszug aus dem „Wetterkon-tor“ zeigt, bislang über dem „Mittel-wert“ des Vergleichszeitraumes.
Der Käferbefall macht nach wie vor den Fichtenbeständen schwer zu schaffen, was deutliche Auswirkungen auf den Vollzug des Holzeinschlages in 2024 hatte.
Der Hiebsatz der Forsteinrichtung für die Stadt Ravenstein liegt bei 8500 Festmeter, und die Summe der „zufälligen“ Nutzung war sehr hoch, sagte Meyer, sie lag deutlich über der Zehn-Jahres-Planung der Forsteinrichtung. Die daraus resultierende Arbeit bedeute ein Kraftakt für die beiden Revierleiter.
Die Gesamtsumme des Holzeinschlages lag bei rund 15 650 Festmetern und bei der planmäßigen Nut-zung etwa bei 3000 Festmetern.
Die Dürreschäden und auch die Schäden durch den Borkenkäfer waren wieder sehr hoch, was sich auch auf die Planung des jeweiligen Forstwirtschaftsjahres und die geplanten Einnahmen für 2025 auswirke. Man müsse jetzt schon das Holz aus dem Wald holen, dessen Fällung erst in den nächsten 15 Jahren geplant war. Die Gemeinde verliere damit heute schon viel Geld, und der ungeplante Holzeinschlag ist ein Vorgriff auf zukünftig geplante Einnahmen der Stadt. Dadurch entsteht auch eine schmerzhafte Lücke im Gemeindewald, die sich nicht so schnell wieder schließen lässt.
Es dauert bis zu 80 Jahre, bis die Fichten und bis zu 250 Jahre, bis die Eichen wieder nachgewachsen sind. Im gesamten Landkreis ist die Entwicklung ähnlich, verdeutlichte Steffen Meyer.
Die Grafik der Bundeswaldinventur – eine Messung aus dem gesamten Bundesgebiet – zeigte, wo die Entwicklung hingeht. Der Anteil an Fichte ist im gesamten Waldgebiet des Neckar-Odenwald-Kreises von rund 35 Prozent aus dem Inventurzeitpunkt 1987 bis zum Jahre 2022 auf 20 Prozent gesunken. „Fichtenfrei“, so die Prognose von Meyer, wird der Neckar-Odenwald-Kreis in den nächsten Jahren aber nicht werden.
Ebenso ging der Anteil der Kiefer weiter nach unten, während der Anteil der Douglasie, dem sonstigen Nadelholz, Buche, Eiche und sonstigem Hartholz leicht ansteigen.
In seinen weiteren Ausführungen ging er dann auf die Einschlagplanung im Jahre 2025 ein. An Holzeinschlag sind 7730 Festmeter – und somit weniger als in den Vorjahren – geplant.
Die Vornutzung beträgt 2880 und die Hauptnutzung 4850 Festmeter. Durch eigenes Personal werden 1740 Festmeter und durch einen motormanuellen Unternehmer 3130 Festmeter und mechanisiert 1760 Festmeter eingeschlagen.
Die Kulturfläche beträgt fünf Hektar. An Pflanzungen sind 15 700 Stück vorgesehen, an Ästung werden 1300 Stück geplant, die Jungbestandpflegefläche beträgt 23 Hektar.
Im Ergebnis wird im kommenden Jahr mit Einnahmen von 571 000 Euro und Ausgaben von 538 000 Euro und somit einem Betriebsergebnis von 33 000 Euro an Mehreinnahmen gerechnet.
Eine Forstplanung ist notwendig, wenn man auch die Entwicklung erst im Laufe des Forstjahres sehen wird.
Auf Nachfrage eines Gemeinderates, ob auch der Stadtwald in Ravenstein in Zukunft „fichtenfrei“ wird, sagte Meyer, dass der Anteil an Fichte zwar schrumpfen wird, aber auf eine „null“ wird er nicht fallen werden.
Wälder werden sich deutlich verändern
Das Bauland wird aber zukünftig gefordert sein, denn tendenziell zu anderen Gegenden im Land ist es hier doch ziemlich trocken. Sicher ist aber, so Meyer, dass sich die Wälder auch hier in der Region in den nächsten Jahren deutlich verändern werden.
Zum derzeitigen Holzpreis angesprochen, sagte der Leiter der Forstbehörde, dass der Preis für die Fichte konstant ist – und auch bei der Kiefer werden mittelfristig steigende Preise erwartet.
Bürgermeister Killian bedankte sich bei den drei Forstleuten und meinte, man halte zu ihnen von Seiten der Stadt einen engen Kontakt. Die Zusammenarbeit ist sehr gut. „Entscheidend ist was im Wald los ist“, sagte der Bürgermeister, der auch betonte, dass das Forstjahr 2024 erfolgreich verlaufen ist. Festzustellen sei, dass die beiden Revierleiter Björn Mai und Christof Hilgers eine sehr gute Arbeit leisten.
Das vorgetragene Zahlenwerk zum forstlichen Natural- und Finanzplan für den Stadtwald Ravenstein für das Jahr 2025 wurde vom Gemeinderat einstimmig genehmigt.
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