Jubiläum

Aus Wittegenstadt wurde Oberwittstadt

Der Ort wurde 775 das erste Mal urkundlich erwähnt. Heimatbuchautor Gerhard Weiß blickte beim Festakt am Donnerstagabend auf die Geschichte des Ortes zurück.

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Rainer Schulz
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Heimatbuchautor Gerhard Weiß warf beim Festakt zum 1250-Jahr-Jubiläum einen Blick in die Oberwittstadter Geschichte. © Rainer Schulz

Oberwittstadt. „Die älteste uns bekannte urkundliche Erwähnung Oberwittstadts stammt von 775“, informierte Gerhard Weiß. Der Autor des neuen Heimatbuches blickte beim Festakt am Donnerstagabend auf die Historie des Ortes zurück. Das Schriftstück stehe im Lorscher Kodex. Der Kodex enthalte eine umfangreiche Klostergeschichte und Abschriften von über 3800 Urkunden. Die Urkunde dokumentiere die Stiftung eines Hofes mit Ackerland. Damals sei der Ort noch unter dem Namen Wittegenstadt bekannt gewesen, sagte Weiß. Das diesjährige 1250-Jahr-Jubiläum bezieht sich nach Angaben von Weiß nicht auf die Gründung des Dorfes. Er gehe davon aus, dass Oberwittstadt mindestens 100 Jahre älter sei. „Wir feiern nicht den Geburtstag, sondern den Namenstag“, erklärte Weiß.

Das älteste erhaltene Gebäude im Ort sei die Nothelferkapelle aus dem 13. Jahrhundert, informierte der Autor. Weiß ging in seinem Vortrag unter anderem auf den Bauernkrieg (1525) und den Dreißigjährigen Krieg (1618-1848) und die Folgen für die Region ein. Die Kriege hätten die Menschen in der Entwicklung um 200 Jahre zurückgeworfen. „In der Mitte des 19. Jahrhunderts sollte Oberwittstadt Hauptstadt eines Weltreiches sein“, erläuterte er. Ein Pfarrer namens Ambros Oschwald sei der Überzeugung gewesen, dass Jesus auf die Erde zurückkäme und dann das 1000-jährige Friedensreich nach der „Geheimen Offenbarung“ der Bibel beginne (wir berichteten).

Mit dem Ende der 1950er Jahre habe ein großer Wandel im Ort begonnen. Mit Hilfe von Traktoren habe man Arbeiten auf den Feldern schneller erledigen können. „Einige Bürger begannen in Fabriken zu arbeiten“, sagte Weiß. Dadurch sei der Wohlstand in Oberwittstadt gestiegen. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich der Stadtteil zu einem lebenswerten Ort entwickelt.

Starke Gemeinschaft und Leidenschaft

„Heute feiern wir ein bedeutendes Jubiläum, das unsere lange Geschichte, unsere Gemeinschaft und unseren Zusammenhalt widerspiegelt“, sagte Ortsvorsteher Erhard Walz. Als er 2019 zum Ortsvorsteher gewählt wurde, habe ihn Gerhard Weiß auf den Termin aufmerksam gemacht. Schon bald wäre dem Ortschaftsrat klar gewesen, wie viel Vorbereitungszeit das Fest erfordere, erläuterte Walz. Im Dezember 2023 habe es eine Bürgerversammlung gegeben, danach habe sich ein Festausschuss und Dekoteam gebildet.

In den folgenden Monaten hätten sich die Verantwortlichen etwa alle drei Wochen getroffen, informierte er. Neben der Planung des Dorferlebnistages hätte der Ravensteiner Stadtteil einiges auf die Beine gestellt, unter anderem den Neujahrsempfang 2025 als Einleitung des Jubiläumsjahrs. Zudem wurde die Wolfsgrube hergerichtet, das Heimatbuch geschrieben, der Dorfplatz fertiggestellt und der Bachweg erneuert. „Es ist ein Beweis für den starken Gemeinschaftssinn, den Zusammenhalt und die Leidenschaft, die uns Oberwittstadter auszeichnet. Ich bin stolz auf uns alle“, betonte Walz.

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Diese Verbundenheit der Bürger zu ihrem Ort hob auch Ravensteins Bürgermeister Ralf Killian hervor. Ein wesentlicher Bestandteil der Gemeinschaft sei das intakte Vereinsleben in Oberwittstadt. „Das Jubiläum ist Anlass, über die Geschichte und die Identität des Ortes nachzudenken. So können wir und die folgenden Generationen fortführen, was in unserer Heimat entstanden ist“, sagte Killian.

Wie es in Zukunft mit Oberwittstadt weitergehe, liege in den Händen seiner Bürger, erläuterte der Erste Landesbeamte Björn-Christian Kleih. Mit Tatkraft und Fleiß hätten Generationen den Ort zu dem gemacht, was er heute sei. „Diese Energie spürt man in ihrer Gemeinschaft“, betonte er.

Der Musikverein Oberwittstadt begleitete den Festakt musikalisch.

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