Osterburken. Der Herkulespfad in Buchen, die Minervatour in Elztal, der Venuspfad in Limbach, der Jupiterweg in Mosbach, der Merkurpfad in Osterburken und der Marspfad in Walldürn erwarten nun ihre Gäste: Auf ihnen kann man Spuren des römischen Lebens entdecken und auf Touren zwischen einer und vier Stunden erwandern.
„Der Limes bewegt Menschen“
Die Strecken am Obergermanisch-Raetischen Limes oder am Odenwaldlimes sind zwischen vier und 14 Kilometer lang. Die Römerpfade werden vom Deutschen Wanderverband als „Kurzer Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifiziert.
Am Samstag fand die Eröffnung statt. Nach kurzer Begrüßung startete vom Wanderparkplatz Limes eine rund sechs Kilometer lange Wanderung auf dem Merkurpfad. Am Steindenkmal der Quellnymphe weihte Landrat Dr. Achim Brötel den Merkurpfad stellvertretend für alle Römerpfade offiziell ein.
Eigentlich sollte der Limes einmal unkontrollierte Bewegungen der Menschen im Grenzgebiet stoppen. Heute, knapp 1900 Jahre später, bewirke er exakt das Gegenteil, so Brötel in seiner Ansprache. „Der Limes bewegt nämlich die Menschen.“
Ehrengäste waren MdB Nina Warken, der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, die Bürgermeister Jürgen Galm (Osterburken), Roland Burger (Buchen), Markus Günther (Walldürn), Volker Rohm (Hardheim), Marco Eckl (Elztal) und Thorsten Weber (Limbach) sowie Rosenberg Bürgermeisterstellvertreterin Susanne Grimm.
Dr. Jörg Scheuerbrandt hatte als Leiter des Römermuseums Osterburken und Kreismuseumsbeauftragter bei dem Projekt beratend zur Seite gestanden. Er eröffnete die Wanderung, auf der zweiten Etappe übernahm Edda Hochstein von den Limes Cicerones.
Die am Projekt Beteiligten
Die TGO mit Geschäftsführerin Tina Last und Christiane Bachert rührten die Werbetrommel und beteiligten sich an den Marketingkosten. Unterstützt wurden sie durch die Werbeagentur SchreiberGrimm aus Buchen. Der Odenwaldklub brachte die Wegemarkierungen an.
Stellvertretend dankte Brötel dem Geschäftsführer des Gesamtodenwaldklubs, Alexander Mohr, sowie Haupt- und Bezirkswegewart Carsten Wasow. Mitgewirkt haben ferner der Fachdienst Forst mit Jörg Puchta und dessen Revierförster. Die Firma Günter Weinreuter aus Freiberg am Neckar gestaltete die Steindenkmale. Chainsaw Art, also Kettensägenkunst Micha Reichert aus Mönchzell, schuf Palisaden, Jupiterbänke und die geschnitzten Figuren. Das Ingenieurbüro Schwegler aus Eppelheim konzipierte die Zielwegmarkierung.
Geschäftsführer Paul Siemes vom Naturpark Neckartal-Odenwald vertrat die Geldgeber. Er fördert Infrastruktur, Markierung, Beschilderung und Zertifizierung aus Mitteln des Landes und der Europäischen Union.
Brötel dankte Minister Hauk für die Mittelbereitstellung. Ein Dank galt dem Tourismusmarketing Baden-Württemberg, dem Neckar-Odenwald-Kreis für die Finanzierung der Machbarkeitsstudie und den beteiligten Kommunen. cg
Da im Neckar-Odenwald-Kreis als besonderes Alleinstellungsmerkmal mit dem Odenwaldlimes und dem Neckar-Odenwald-Limes gleich zwei Limes-Verläufe vorhanden sind, war ursprünglich ein analog zum Neckarsteig angelegter Limessteig angedacht. Nach einer Machbarkeitsstudie erfüllte kaum eine Strecke die Kriterien des Deutschen Wanderverbandes und war zugleich noch attraktiv genug für die Wanderer. Die Flurneuordnung und der Radwegausbau hatten hierfür nötige naturbelassene Wege selten werden lassen. Dazu fehlte ein verbindendes Band. Die Wanderer nehmen den Limes aufgrund seines Erhaltungszustandes nur punktuell wahr. Deshalb entschied sich die Projektgruppe für kurze Rundwanderwege mit thematischem Bezug zum Limes. Das war die Geburtsstunde für die jetzige Idee. Der Odenwaldklub prüfte 2020 die Streckenvorschläge auf ihre Zertifizierbarkeit als „Kurzer Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ nach den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes. Übrig blieben die heutigen Pfade.
Das System ist offen, es können jederzeit weitere Pfade hinzugefügt werden. Zwei weitere sind bereits in Planung. Parallel dazu folgten die nötigen Genehmigungen durch den Forst, die Deutsche Limeskommission, den Naturschutz, das Wasserrecht, Grundstückseigentümer und Waldgenossenschaften.
2022 sind die Römerpfade sichtbar geworden. „Sie haben bereits eine Fangemeinde“, so Dr. Brötel. Der Merkurpfad, der Herkulespfad und die Minervatour haben die Zertifizierungskriterien schon erfüllt. Die Begehung der restlichen Pfade soll schnell folgen.
Inzwischen gibt es auch einen Stempelpass, mit dem eine Römernadel erwandert werden kann. Bernhard Auerbach und Karl-Friedrich Berberich vom Biotopschutzbund Walldürn bastelten hierzu kleine „römische“ Vogelhäuschen als Stempelstationen. Es gibt mit Zustimmung des Deutschen Wanderverbandes inzwischen auch eine Faltkarte. Bänke und Waldsofas sind teilweise noch zu installieren.
Bis heute wurden rund 80 000 Euro investiert. Mindestens dieselbe Summe wird noch einmal benötigt. Hinzu kommen weitere 20 000 Euro pro Jahr für Marketing und Qualitätssicherung der Wege.
Ein Götterpate für jeden Weg
Jeder Römerpfad hat einen direkten Bezug zu seinem historischen Hintergrund. Alle Wege haben ihren eigenen Götterpaten erhalten. Die Idee dazu stammt von Jörg Scheuerbrandt und greift das Vorbild der Jupitergigantensäule auf, die 1986 zufällig gefunden wurde. Die Jupitersäule ist das verbindende Element der Römerpfade. Sie findet sich bei den Jupiter-Bänken, auf der Markierung oder beim Pfadpass wieder. Auf jedem Weg gibt es für dessen Gottheit Steindenkmäler als Rekonstruktion von original römischen Funden. Anhand dieser Götter soll das Leben am Limes jeweils näher erklärt werden: In Osterburken ist der Götterpate Merkur (Handel, Gewerbe, Reichtum und Gewinn). In Buchen ist es Herkules, der Sohn des Zeus, in Elztal Minerva (Weisheit, taktische Kriegsführung), in Limbach die Venus (Liebe, erotisches Verlangen, Schönheit), in Mosbach Jupiter, der Beherrscher des Himmels und des Donners, und in Walldürn Mars, der Gott des Krieges.
Minister Hauck freute sich über den kulturellen Zugewinn. „Wir machen aus dem römisches Erbe mehr, das tut uns und der Region richtig gut“ Die Landschaft sei Basis für eine perfekte Kombination aus Naherholung, Natur, Tourismus, Bewegung und Geschichte.
Und Bürgermeister Galm freute sich über einen weiteren Baustein neben dem Limeswanderweg, dem Limesradweg und der Deutschen Limesstraße.
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