Osterburken. An der Waldbegehung des Osterburkener Gemeinderats unter der Führung von Bürgermeister Jürgen Galm nahmen auch die Fachleute des Stadtwalds, Forstdirektor Jörg Puchta und Markus Volk von der Forstbetriebsleitung Adelsheim sowie Revierleiter Dietmar Heid teil.
Zwei bis drei Windräder geplant
Im Distrikt „Metzgersbusch“ auf Gemarkung Schlierstadt angekommen, wurde auf der Übersichtskarte die im Flächennutzungsplan vorgesehene Gestaltung begutachtet. Der in Folge der Trockenheit absterbende 120-jährige Buchenmischwald würde nach derzeitigem Planungsstand auf einer Fläche von etwa 1,5 Hektar den vorgesehenen zwei oder drei Windrädern dauerhaft weichen.
Die modernen Windkraftanlagen sind heutzutage etwa 170 Meter hoch und haben eine höhere Flächeneffizienz bei der Energieerzeugung als zum Beispiel die Freiflächenphotovoltaikanlagen, informierte Galm.
Schlierstadts Ortsvorsteher Jürgen Breitinger wies auf den veralteten Planungsstand hin, bei dem noch Windräder mit einer deutlich geringeren Nabenhöhe vorgesehen waren. Bürgermeister Galm führte aus, dass durch den bereits überall spürbaren Klimawandel alle sinnvollen, regenerativen Möglichkeiten zur Energiegewinnung in Betracht gezogen werden sollten. Die rechnerische Versorgung von zirka 4000 Haushalten oder Autos mit ökologisch erzeugtem Strom im Stadtwald sei ein wichtiger Beitrag dazu.
Von forstlicher Seite wurde die dauerhafte Beseitigung des Waldes einerseits als Verlust bewertet: „Mir blutet das Herz, sobald Wald verschwindet“ sagte Forstdirektor Jörg Puchta. In der Gesamtschau wurden die Windräder jedoch als durchaus gutes Mittel zur Deckung des zunehmenden Bedarfs an grünen Strom gesehen.
Beteiligung der Bürger
Auch der Flächenverbrauch von 1,5 Hektar sei im Verhältnis zur Stadtwaldfläche von fast 1100 Hektar in einer vertretbaren Relation. „Ebenso wichtig ist es, dass nicht die großen Energiekonzerne alleine profitieren“. Es solle eine Beteiligung am Gewinn für alle Bürger möglich sein.
„Wertschöpfung vor Ort wird möglich und das Geld käme den Menschen, die hier leben, zugute“ so Revierleiter Dietmar Heid. Zum Abschluss des Themas wurde noch ausgeführt, dass die Stadt im Umfeld des RIO über windhöffigere Standorte verfüge, ihre Nutzung für die Windkraft aber momentan ausgeschlossen ist, weil die Flächen als Tiefflugkorridor durch die Hubschrauber der Bundeswehr eingestuft sind. Sollten sich hier jedoch gesetzliche Änderungen ergeben, wären das aus mehreren Gründen die besseren Standorte.
Die Frage nach dem Stand der Förderung im Bereich Waldnaturschutz führte zum nächsten Themenpunkt. Hier bestehe noch keine konkrete Möglichkeit, einen Förderantrag zu stellen, sagte Heid.
Die finanziell attraktive Unterschutzstellung von Lebensraumbäumen sei aber ein Schritt in die richtige Richtung. Neben Fragen zu Trockenschäden und der außergewöhnlichen Situation an den Holzmärkten wurden auch die durchgeführten Mulcharbeiten an den Waldwegen angesprochen.
Die Frage, warum nur eine Seite des Wegrands bearbeitet werde, beantwortete Dietmar Heid: Das unvermeidliche Freihalten der Wege führe zu einer massiven Beeinträchtigung der lichtliebenden Pflanzen und Lebewesen entlang der Wege. Deshalb werde die zweite Seite des Weges erst nach dem Abblühen Ende August gemulcht, so dass sich auf den Ende Juni gemulchten Bereichen die Vegetation erholen könne. So könne die Beeinträchtigung zwar nicht gänzlich verhindert, aber deutlich abgemildert werden.
Weitere Fragen kamen zum Eichenprozessionsspinner. Im Wald der Stadt sei momentan nur in wirklich kleinen Bereichen im Eber oder an der Straße nach Bofsheim ein aktives Vorkommen zu beobachten, so die Fachleute. Die aktuellen Gespinstnester, in denen sich die Raupen tagsüber in etwa vier Meter Höhe am Stamm versammeln, seien unbedenklich.
Zu Hautreizungen führen allerdings die Nester aus dem vergangenen Jahr, welche durch den Regen von den Stämmen abgefallen seien und nun direkt auf den Waldwegen liegen. „Abstand halten ist hier die Devise“.
„Traumhafte“ Regenmengen
Als „wahrlich traumhaft“ wurde von den Förstern die Regenmenge der letzten Wochen bezeichnet. Dadurch sei der Borkenkäferbefall nahezu zum Erliegen gekommen und der Wald könne richtig durchatmen und sich erholen.
Bürgermeister Galm beschloss den diesjährigen Waldbegang damit, den Forstleuten, die für den städtischen Wald verantwortlich sind, für ihr großartiges Engagement, besonders in den zurückliegenden Katastrophenjahren, im Namen der Stadt Osterburken zu danken. Er freue sich auf eine gute Zukunft für den städtischen Wald, schloss Galm.
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