Osterburken. Landrat Dr. Achim Brötel verlieh bei der Einbürgerungsfeier die Urkunde an die Neubürger, deren persönliche oder familiäre Wurzeln in Polen, Rumänien, der Schweiz, Thailand und der Türkei liegen. Die fast zweistündige Feier wurde durch das Saxophon-Quartett der Musikschule Bauland mit Bernd Albrecht, Katharina Kleiser, Brigitte Zeller und Gerhard Schäfer musikalisch umrahmt.
Besondere Bedeutung
Bankvorstand Dieter Ehmann begrüßte die Gäste. Wie er weiter sagte, ist man seitens des Vorstandes der Bank nach einer langen Pandemiezeit wieder dem Wunsch nachgekommen, die Einbürgerungsfeier in der Bankstelle in Osterburken auszurichten. Gerade in den aktuellen Zeiten von Krieg, Flüchtlingsbewegungen und geopolitischen Unruhen hat der heutige Europatag, der für Frieden und Einheit begangen wird, eine besondere Bedeutung.
„Denn erst, wenn das Selbstverständliche – wie die Jahrzehnte lange Einheit in Europa – nicht mehr gegeben ist, lernen wir erst den unermesslichen Wert dieser demokratischen Grundwerte zu schätzen“, so Ehmann. Den neuen Bürgern des Landkreises wünschte der Bankvorstand alles Gute und dass sie sich stets in diesem schönen Landkreis wohl und vor allem „zuhause“ fühlen.
Wie Landrat Dr. Achim Brötel in seiner Ansprache sagte, findet heute die 24. Einbürgerungsfeier statt. Man habe also die gute Chance in diesem Jahr, das ja für den Landkreis ein besonderes ist, da er 50 Jahre alt wird, auch noch eine „Jubiläumseinbürgerungsfeier“, nämlich die 25. zu erleben. Eine schöne und vor allem eine gute Tradition. Heute dürfe man elf neue Mitbürger ganz offiziell in den Kreis der deutschen Staatsangehörigen aufnehmen.
„Sie alle haben hier im Neckar-Odenwald-Kreis ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden und sie sind vor allem gekommen, um zu bleiben. Das ist Ausdruck Ihrer Zuversicht, hier bei uns im Kreis eine gute Zukunft zu finden“, so der Landrat weiter. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 145 Menschen aus 41 verschiedenen Ländern neu eingebürgert worden, was der zweithöchste Wert seit 2010 darstellt, wo es 153 Personen gewesen sind. In diesem Jahr werde man das Vorjahresergebnis aller Voraussicht nach noch toppen und auf einen neuen Allzeitrekord zusteuern.
Unangefochtener Spitzenreiter im Kreis ist demnach auch wieder Syrien. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung seiner Person meinte der Landrat, dass die Neubürger inzwischen die Gesichter des Deutschland von heute sind, eines Landes, das „Gott sei dank“ wesentlich vielfältiger als früher geworden sei und sich ausdrücklich als weltoffen versteht und das ganz offenbar auch Menschen aus aller Welt anzieht.
„Persönliche Probezeit“
Zu den Neubürgern gewandt sagte Dr. Brötel: „Sie haben nunmehr eine klare Entscheidung getroffen. Sie wollen zu Deutschland heute ,Ja’ sagen und unser Land sagt umgekehrt auch ,Ja’ zu Ihnen. Das ist nebenbei ein beachtlicher Vertrauensvorschuss, den man sich gegenseitig zubilligt.“ Die persönliche Probezeit sei jedenfalls positiv ausgefallen, was ihn als Landrat natürlich sehr freue. Niemand der Neubürger solle deshalb seine alte Heimat oder die seiner Eltern vergessen, niemand die Traditionen, die Lieder, die Brüche, die Kultur komplett zurücklassen. „Halten Sie deshalb also ruhig an Ihren Wurzeln fest, lassen Sie aber bitte auch neue wachsen“, sagte Brötel.
„Wir brauchen aktive Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die sich auch in die Gemeinschaft einbringen, in das öffentliche Leben vor Ort, in die kommunalpolitische Gestaltung in Schulen, Kirchen oder Vereinen. Nur dann kann dieser gemeinsame Weg tatsächlich gelingen“, ist sich der Landrat sicher.
Viele behalten auch weiterhin ihre bisherige Staatsbürgerschaft bei, was juristisch möglich ist. „Die Übergabe der Urkunde sei also das entscheidende Ereignis, mit dem man heute auch ein Zeichen setzen will, dass Sie nicht nur in Deutschland angekommen, sondern als vollwertige und gleichberechtigte Mitbürgerinnen und Mitbürger vor allem auch in ganz besonderer Weise willkommen sind“, sagte der Landrat weiter.
Die Grüße der Stadt Osterburken überbrachte dessen Bürgermeister Jürgen Galm. Er hieß die Einzubürgernden nicht nur in Osterburken, sondern auch in der deutschen Gesellschaft und Wertegemeinschaft willkommen. Die Überreichung der Einbürgerungsurkunde sei ein sogenannter „rechtsgestaltender Verwaltungsakt“. Für ihre wichtige Lebensentscheidung und für diesen Schritt hin zu unserer offenen Gesellschaft gebühre ihnen Respekt und Anerkennung, sagte Galm.
„Alterndes Land“
Wie der Bürgermeister weiter sagte, zeige die demografische Entwicklung auf, dass wir ein alterndes Land seien, das deshalb in beinahe jeder Branche mit Fachkräftemangel zu kämpfen habe. Heute leben in der Römerstadt 873 ausländische Mitbürger, was immerhin 12,1 Prozent der Bevölkerung sind und diese kommen aus 49 verschiedenen Staaten, sagte Galm der auch die Neubürger bat, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Aus dem Kreis der „Einzubürgernden“ ging Tabita Hehn, wohnhaft in Mosbach, in ihrer Ansprache auf die gemachten Erfahrungen bis zu ihrer Einbürgerung ein. Sie stammt aus der Stadt Resita im Banater Gebirge im Grenzbereich zwischen Rumänien und Serbien. Seit dem Jahre 2007 lebt sie schon in Deutschland und wohnt derzeit in Mosbach. Beruflich ist sie in einer Bäckerei beschäftigt.
Entscheidung nie bereut
Sie erzählte eindrucksvoll von ihren Erlebnissen, von der Schulzeit, von ihren Eltern die sie immer unterstützten und von den Schwierigkeiten die deutsche Sprache zu erlernen, denn hier werde viel Dialekt gesprochen. Im Jahre 2015 hat sie nun, Dank der Unterstützung von Michael Balles vom Landratsamt den Entschluss, getroffen, deutsche Staatsbürgerin zu werden. Diese Entscheidung habe sie nie bereut. Heute ist sie glücklich und zufrieden, dass sie hier sein darf, wo sie auch bleiben wird.
Landrat Dr. Achim Brötel vollzog dann mit der Übergabe der Urkunde das neue „Rechtsverhältnis“ der Einbürgerung und somit der deutschen Staatsangehörigkeit, dazu musste diese auch angefasst werden. Die Feier wurde mit einem Stehempfang beendet. F
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