Rohenburg. Wie erfolgreich sich das Topplertheater in 16 Jahren ein Stammpublikum erworben hat, das zeigt sich in diesem Jahr an den hervorragenden Vorverkaufszahlen. „Es könnte nicht besser anlaufen”, sagt der Vorsitzende des Theatervereins Jürgen Klatte. Als Eigenproduktionen sind zwei vielversprechende Komödien entstanden. Zum Auftakt im Juni gibt es ein neu bearbeitetes Lustspiel des jungen Goethe. Auf der Bühne im Klosterhof wird die nächsten Wochen noch intensiv geprobt.
Das Durchhaltevermögen aller Beteiligter, die professionelle Arbeit auf und hinter der Bühne sowie die unverändert breite ehrenamtliche Unterstützung scheinen sich besonders auszuzahlen. Dazu gehört auch, dass man laufend in den Spielbetrieb investiert hat, dabei die Sitz-Tribüne erneuert wurde und inzwischen 143 Plätze angeboten werden können – eine Zahl, die zusammen mit der historischen überdachten Aufführungsbühne, der markanten Treppe und der mittelalterlichen Klosterhofsituation für einen sehr intimen Charakter des Theaters sorgt. Das schätzen die Besucher, man fühlt sich fast auf Tuchfühlung mit den Darstellern und dem Geschehen. So spürt man auch in der direkten Umgebung des Dominikanerinnenklosters aus dem 13. Jahrhundert den Hauch der Geschichte, zumal man sich sowieso schon im weitgehend originalen Klingenviertel befindet, das nicht kriegszerstört war. Mit dem Stück „Der doppelte Diebstahl” wird nun in diesem Ambiente ein eigentlich klassisches Stück zur Premiere am 21. Juni geboten, das sich erst bei näherem Hinsehen in der Urfassung als ein Frühwerk des großen Dichters Goethe erweist. Er hat als zwanzigjähriger Jüngling das Lustspiel „Die Mitschuldigen” verfaßt, das 1777 mit Goethe in Weimar aufgeführt wurde. Nun haben haben Carsten Golbeck und Tobias Rott diesem temporeichen Frühwerk durch eine eigene Fassung neuen Glanz verliehen, es heißt nun „Der doppelte Diebstahl” und ist als unterhaltsame Komödie angekündigt.
Tatort ist das Hotelzimmer eines Gastes, in das sich drei Gestalten mit unterschiedlichen Absichten schleichen. Es geht um Neid, Missgunst und geheime Liebe. Besetzung: Daniel Breitfelder, Daniel Dietrich, Stefan Gossler und Mackie Heilmann. Zu sehen ist das Stück bis zum 15. Juli.
Nach der mehr musiklastigen Ausrichtung in der letztjährigen Saison dominiert diesmal wieder die klassische Bühnenaufführung und deshalb geht es ab 26. Juli bis zum 27. August mit einer Komödie als zweite Eigenproduktion weiter. Sie ist als „Dating-App Komödie” mit dem Titel „Match me if you can” zum Zeitgeist passend und dürfte inhaltlich sicher nicht nur Jüngere ansprechen, denn mit digitalem Kennenlernen versuchen es heutzutage auch ältere Semester. Hier geht es um eine pointenreiche Verwechslungskomödie von zwei echten Personen (gespielt von Britta Boehlke und Alexander Wipprecht) und zwei falschen Profilen, wobei die Liebe auf den ersten Blick für Verwirrung sorgt.
„Ein Stück vom Himmel” sind die beiden musikalischen Abende im Juli überschrieben, mit Werken von Werner Richard Heymann, einer Größe der deutschen Film- und Musikwelt. Seine Kompositionen (Operetten, Filmmusiken, Schlager und Chansons) sind Klassiker. Wegen seiner jüdischen Abstammung musste er 1933 emigrieren und kehrte 1951 aus den USA zurück. Der Abend ist eine Hommage auf sein großartiges Musik- und Bühnenschaffen – hervorragend interpretiert von Nini Stadlmann, die seine Lieder singt und dabei von Mischa Schumann am Klavier begleitet wird (am 9. und 10. Juli).
Traditionell bereichern auch diesmal wieder die Rothenburger Hans-Sachs-Spiele das Sommerprogramm mit Schwänken des Nürnberger Schuhmachers und Poeten aus dem 16. Jahrhundert. Darsteller und zugehörige Sachs-Musiker sind in einer Aufführung am 21. Juli zu sehen und zu hören.
Zum Theater gehört seit langem das theaterpädagogische Angebot von Christina Löblein mit ihrem Spielclub für die Jugend, ergänzt um Angebote für Ältere. Am 1. Juli sind Aufführungen und Aktionen geplant. Bereits seit 2012 engagiert sich die Theaterpädagogin vielfältig am Toppler Theater.
Die letzten Jahre sind für den Trägerverein des Theaters von wertvoller Kontinuität bei der Regie geprägt: Katja Wolff ist seit Jahren die Leitende Regisseurin und kann dabei auch auf ein eingespieltes Team zurückgreifen, egal ob es sich um Schauspieler, Assistenz, Bühnen- oder Kostümbildner handelt.
Mit dem ebenfalls beim Toppler Theater fast schon heimischen Autor und Dramaturgen Carsten Golbeck besteht eine intensive Zusammenarbeit, für etliche Stücke auf der Rothenburger Bühne zeichnet er verantwortlich. Dieses Jahr sind es beide Eigenproduktionen.
Wie immer fanden in den letzten Wochen wieder in Berlin die Vorproben zu den Stücken unter Katja Wolffs Leitung statt – und die nächsten Tage geht es nun intensiv vor Ort in Rothenburg am Originalschauplatz auf der historischen Bühne weiter, es gilt, sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Die professionelle Saisonbühne ist fester Bestandteil des Kulturangebotes im Klosterhof, wozu Ausstellungen, Führungen, Konzerte und vor allem das Rothenburg-Museum (früher Reichsstadtmuseum) mit seinen sehenswerten Sammlungen gehören. Mit staatlicher und städtischer Hilfe sowie privaten Spenden hat das Theater die letzten schwierigen Jahre gut überstanden und der Vorstand freut sich jetzt über „den besten Vorverkauf aller Zeiten“ wie Marian Jaworski vom Theaterbüro vermelden kann.
Bei Ausgaben in Höhe von rund 270 000 Euro inklusive der saisonalen Anstellung von Theater-Profis auf und hinter der Bühne, sind das beruhigende Aussichten für die erhoffte Bilanz 2023.
Aktuelle Infos gibt es im Netz unter www.toppler-theater.de. Der Kartenvorverkauf läuft über das Buchungsportal Reservix.de sowie den Tourismus-Service der Stadt. gespielt wird generell um 20 Uhr.
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