40. Geburtstag

40-er Klassentreffen endet mit einer faustdicken Überraschung

Theaterverein Reinsbronner Bühnenzinnober feiert Jubiläum. Die Komödie „Eine Klasse für sich“ von Arno Boas wird ab 23. Juni im Hof von Sabine Heppel gezeigt

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Seit 40 Jahren wird in Reinsbronn Theater gespielt – und seit 37 Jahren gibt es nur noch Uraufführungen. Die nächste steht am Freitag, 23. Juni, an, wenn der Bühnenzinnober das neue Stück von Arno Boas präsentiert: die Komödie „Eine Klasse für sich“.

Reinsbronn. Der Hof von Sabine Heppel am südlichen Ortsrand von Reinsbronn wird seit gut zwei Monaten mehrmals in der Woche von der Reinsbronner Theatergruppe in Beschlag genommen. Dort wird die Jubiläumssaison des Theatervereins über die Bühne gehen. Die heiße Phase ist eingeläutet, und knapp zwei Wochen vor der Premiere steigt die Anspannung bei allen Beteiligten: bei Autor Arno Boas genauso wie bei Regisseur Peter Warkentin und dem 20-köpfigen Ensemble. Es ist die erste „normale“ Sommertheatersaison seit 2017, damals noch im Geyer-Schloss. Die neue Spielstätte war 2021 bereits einmal Spielort, damals als eine von vier Plätzen beim Stationentheater. Dieses Format, bei dem die Zuschauer von Ort zu Ort pilgern, war angesichts der Corona-Pandemie aus der Not geboren. Jetzt kehrt der Theaterverein zur Normalität zurück, und die lautet: ein Stück an einem Ort.

In Reinsbronn werden seit 1986 ausschließlich Stücke von „Hausautor“ Arno Boas aus Finsterlohr gespielt. Er ist auch Vorsitzender des Theatervereins. In seinem 37. abendfüllenden Werk widmet sich der Autor dem Thema Mobbing. Und das am Beispiel eines 40-er-Klassentreffens, das, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, kein „normales“ Klassentreffen ist. Bis zu dieser – für manche Beteiligten durchaus bitteren Erkenntnis – haben die Pensionswirtin Ute und ihre Crew allerdings so einige Klippen zu umschiffen. Denn zeitgleich hat sich der Tester eines Reise-Verlags angekündigt – allerdings anonym.

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Die etwas in die Jahre gekommene Pension bräuchte dringend gute Bewertungen. Doch Wirtin Ute hat mit ihren früheren Klassenkameradinnen und dem verhassten Mathelehrer eigentlich schon genug Ärger am Hals – da passt ihr der Tester-Besuch überhaupt nicht in den Kram. Peter Warkentin vom Russlanddeutschen Theater Niederstetten führt in Reinsbronn zum insgesamt dritten Mal Regie. „Ich habe, nachdem die Anfrage vom Bühnenzinnober gekommen war, ob ich die Regie machen kam, sofort zugesagt, auch weil ich persönlich schon früher mit Reinsbronn gearbeitet habe und die Zusammenarbeit immer sehr positiv verlief“, sagt der Regisseur.

Die Arbeit mit Amateurgruppen ist dem Profischauspieler vertraut, hat er doch bereits bei der VHS Bad Mergentheim, bei der Amateurbühne Boxberg und beim Saaltheater Niederstetten die Regie übernommen. „Die Spieler sind wissbegierig, opfern ihre Freizeit, schränken ihr Privatleben ein – das alles nur, um ein gutes Resultat auf der Bühne zu erzielen und dem Zuschauer ein paar schöne Abende zu schenken. Das soll man hoch schätzen,“ findet der Niederstettener.

Als Regisseur sieht Peter Warkentin seine Aufgabe in erster Linie darin, die Schauspieler für seine Idee zu gewinnen, also die Idee, die er beim Autor des Stückes „raus gelesen“ habe, und nun diese dem Zuschauer zu nahe zu bringen. „Je präziser ich als Regisseur mein Wissen und Können in die Hände der Schauspieler lege , desto genauer ist dann auch das Ergebnis,“ sagt der Schauspieler, der zusammen mit seiner Frau Maria das Russlanddeutsche Theater Niederstetten zu einer deutschlandweit beachteten Marke entwickelt hat.

Im Stück „Eine Klasse für sich“ sei ein sehr aktuelles Thema angelegt: Mobbing. Das habe ihn sofort gepackt, sagt Peter Warkentin. „Ich habe sehr viel mit jungen Leuten zu tun und stelle fest: Es ist ein sehr brennendes Problem, schon immer gewesen“. Darüber offen und aufrichtig zu diskutieren, sei wichtiger denn je. Und er ist sich sicher, dass trotz des ernsten Hintergrundes der Spaß für die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht zu kurz kommt. Dafür sorgen schon die im Stück angelegte Situationskomik und die witzigen Dialoge.

Dichte Atmosphäre

Das zusammen mit einem hoch motivierten Theaterensemble und einer straffen Regie sind Garanten für unterhaltsames Theatervergnügen. Dazu kommt eine ausgefeilte Technik, die man sich zum Teil wieder beim Tempele-Theater Niederstetten ausleihen durfte. Die alles entscheidende Frage war, ob die Zuschauertribüne des Bühnenzinnobers in den recht kleinen Hof von Sabine Heppel passen würde. Wie sich herausstellte: Sie passt haargenau hinein – und die räumliche Nähe zwischen Schauspielern und Zuschauern verspricht eine dichte Atmosphäre, wie man sie auch im Geyer-Schloss schätzte.

Autor und Regisseur verbindet im übrigen neben der Leidenschaft für das Theater eine weitere Gemeinsamkeit: Beide sind Träger des Gottlob-Haag-Ehrenrings.

Ringträger

Diesen Ring hatte der inzwischen verstorbene Bad Mergentheimer Goldschmied Helmut Frauenberger 1994 zu Ehren des Wildentierbacher Lyrikers gestiftet. Gottlob Haag hatte den Ring – wie es die Statuten vorsehen – nach einigen Jahren weitergereicht. So kam er 1999 in den Besitz von Arno Boas und wanderte dann über mehrere Stationen weiter, bis ihn der Rothenburger Thilo Pohle 2020 an das Russlanddeutsche Theater Niederstetten weiterreichte. Wie es der Zufall will, wird just nach dem Ende der Reinsbronner Theatersaison Mitte Juli der Ring in Niederstetten wieder auf Wanderschaft gehen. Wer ihn erhält, bleibt vorerst allerdings ein gut gehütetes Geheimnis.

Vorher gilt die volle Konzentration der Inszenierung in Reinsbronn, die 14 Tage vor der Premiere in die heiße Phase geht. Bis zum 23. Juni dürften es deutlich mehr als 30 Proben für Regie und Ensemble gewesen sein. Auch für die Anwohner war das eine Herausforderung, denn im Hof von Sabine Heppel geht es bei den Proben auch mal laut zu. Umso erfreuter ist der Theaterverein, dass die Nachbarn Verständnis für diese Belastung aufbringen.

Die Aufführungen finden an folgenden Tagen statt: Freitag, 23. Juni, Samstag, 24., Sonntag, 25., Freitag, 30. Juni, Samstag, 1., Sonntag, 2., Freitag, 7., Samstag, 8., Sonntag, 9., und Samstag, 15. Juli. Beginn freitags und samstags um 20.30 Uhr, sonntags um 19.30 Uhr. Zusatzvorstellungen sind nicht geplant.

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