Niederstetten/Erftstadt. Es ist Zeit, aus Sicht der Heeresflieger eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen, und die ersten fünf Einsatztage zu beschreiben. Nach wie vor sind Besatzungen und Hubschrauber der beiden Transporthubschrauberregimenter 10 und 30 aus Faßberg und Niederstetten, und vom Internationalen Hubschrauber Ausbildungszentrum in Bückeburg im Einsatz.
Die ersten Alarme erreichten die zum Heer gehörende RCC-Leitstelle (Rescue Coordination Center) in Münster in der Nacht auf Donnerstag, den 15. Juli. Das SAR-Kommando Nörvenich mit einem H145 LUH SAR liegt örtlich mittendrin im Einsatzgebiet, wenige Kilometer entfernt von Erftstadt, und wenige Flugminuten entfernt vom Einsatzgebiet im Ahrtal. „SAR41“, so der Funkname des dortigen SAR-Hubschraubers, gehörte somit zu den ersten Luftrettungsmitteln vor Ort.
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Noch am frühen Morgen des 15. Juli verlegten mit „SAR 63“ (SAR-Hubschrauber aus Niederstetten) und dem zusätzlich aktivierten „SAR 56“ zwei weitere Such- und Rettungshubschrauber aus Niederstetten in das Einsatzgebiet.
Erste Ausgangsbasis dieser beiden Hubschrauber war der Flugplatz Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo sich auch Hubschrauber verschiedener Landespolizeien und ziviler Rettungsorganisationen sammelten.
Vom RCC in Münster wurden weitere Bundeswehr-Hubschrauber angefordert und durch das „Kommando Hubschrauber“ bereitgestellt. Je zwei NH-90 kamen noch am Donnerstag aus Bückeburg und aus Faßberg. Aus Laupheim verstärkten vom Hubschraubergeschwader 64 der Luftwaffe ab dem 16. Juli noch zwei H145 LUHSOF und zwei CH-53 Transporthubschrauber.
Versorgungsbasis aller elf Bundeswehr-Hubschrauber und einiger Zivilhubschrauber war der Flugplatz Nörvenich, wo sich das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ ganz auf die Unterstützung der Hubschrauber und Besatzungen eingerichtet, und den Eurofighter-Flugbetrieb eingestellt hatte.
Diese Basis mitten im Einsatzgebiet war sehr hilfreich. Besatzungen und Hubschrauber konnten dort schnell nachversorgt werden. Die Kraftstoffversorgung der Hubschrauber in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde mit einem Tankfahrzeug aus Nörvenich sichergestellt. Die Führung aller Bundeswehr-Hubschrauber erfolgte über das RCC Münster.
Am Donnerstag, 15. Juli, stand die Menschenrettung im Vordergrund aller Einsätze. Insbesondere die drei H145 LUHSAR vom Transporthubschrauberregiment 30 waren vorwiegend im Winschbetrieb im Einsatz und retteten am ersten Tag rund 110 Menschen aus den Hochwassergebieten. Von Balkonen, Dächern, Hanggebieten und von Hochwasser umspülten Bereichen.
Hierzu flogen die SAR-Hubschrauber mit zwei Luftrettungsmeistern, um die Menschen im Doppelwinschverfahren an Bord nehmen zu können. Dabei waren die drei SAR-Maschinen rund 26 Stunden in der Luft.
Die vier NH-90 Hubschrauber des Heeres retteten am ersten Tag rund 90 Personen und unterstützen bei der Evakuierung eines Krankenhauses und von im Wasser eingeschlossenen Menschen.
In den ersten fünf Tagen des Hochwassereinsatzes wurden mit den elf Bundeswehrhubschraubern über 260 Menschen gerettet und über 113 Flugstunden geflogen. Die zusätzlich geleisteten Flugstunden der EC-135 Flotte der Verbindungshubschrauber des Internationalen Hubschrauberausbildungszentrums sind hier noch nicht eingerechnet.
Seit Freitag, 16. Juli, steht die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln, Betriebsstoffen und technischem Gerät im Vordergrund. Hierzu flogen die NH-90, H145 LUHSOF und CH-53 Hubschrauber mit Innen- und Außenlast in die Einsatzgebiete. Eine logistische Ausgangsbasis der Transporthubschrauber ist das Fahrerlager der Nürburgring-Rennstrecke, wo die Hilfslieferungen von Bundeswehr und zivilen Rettungsorganisationen zusammengestellt werden. Die SAR-Maschinen unterstützten mit Medikamenten- und Krankentransporten in den Hochwassergebieten.
Aus Niederstetten verlegten Anfang dieser Woche zwei weitere NH-90 Hubschrauber nach Nörvenich und lösten dort Hubschrauber mit deren Besatzung ab. Das RCC Münster hat am Dienstag, 20. Juli, die Führung der Hubschrauber nach Entscheidung des „Kommandos Hubschrauber“ aus Bückeburg an das Kommando TA (Territoriale Aufgaben) abgegeben. Alle SAR-Hubschrauber operieren nun wieder an ihren Kommando-Standorten.
Der zusätzliche „SAR 56“ wurde wieder deaktiviert. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Heeresflieger nicht weiter präsent im Katastrophengebiet sind. Man helfe weiter. So gut man könne.
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