Niederstetten/Oberstetten. Die Biber sind dämmerungsaktiv – deshalb sieht man zwar die Ergebnisse ihrer Aktivitäten, sie selbst aber eher selten. In Oberstetten sind Populationen seit Jahren am Nagen, Fällen, Graben und Aufstauen; auch innerorts musste man am Vorbach bereits reagieren. Wo Mensch und Tier mit ihren Bedürfnissen zusammenstoßen gibt’s immer wieder Interessenkonflikte – doch im Reutal bei Oberstetten hat der Mensch eine Lösung gefunden.
Die Situation: Eine kleine Straße, der Reutalweg, führt vom Ortsteil Oberstetten östlich „hinter“ zum Gestüt Reutalmühle. Der Reutalbach kreuzt das Sträßchen immer wieder. Schon wenige hundert Meter hinter dem Ortsausgang kommen sich Bach und Weg extrem nahe. Genau dort staut ein Biber mit seinem Damm das Gewässer auf. Und er gräbt sich langsam aber sicher durch die Böschung in Richtung Straße, deren Unterbau deshalb akut abzurutschen droht.
Der Niederstettener Gemeinderat hat jetzt einstimmig ein Arrangement beschlossen: Der Biber darf und soll in dem Bereich weiterbauen. Am Bach wird zum Schutz der Straße eine Mauer mit Natursteinquadern eingesetzt und mit wasserundurchlässigem Material hinterfüttert. Der schmale Randstreifen an der Straße wird so wieder befestigt.
Für die Baumaßnahme muss man den Biber-Stausee auch nicht ablassen. Das Umweltschutzamt des Landratsamts ist gesamtplanerisch mit im Boot. Jetzt muss es allerdings schnell gehen: „Eine Verschiebung der Maßnahme ist nicht möglich“, hieß es von Sebastian Mayer vom Niederstettener Bauamt in der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung. Kostenpunkt: rund 7200 Euro. Ausführen wird die Arbeiten die Bad Mergentheimer Baufirma Udo Breidenbach.
Ein weiteres Oberstettener Thema beschäftigte den Gemeinderat am Mittwochabend: Die örtliche Feuerwehrsirene soll vom bisherigen Standort auf dem früheren Schul- und Rathaus aufs Feuerwehrgerätehaus versetzt werden.
Nach Blitzschlag Daueralarm
Hintergrund: Bereits im Jahr 1985 war das Gebäude von der Stadt Niederstetten an Privat verkauft worden. Die alte Alarmsirene mit ihrer typischen Helmoptik blieb auf dem Dach. Im vergangenen Jahr gab es im Sommer einen Blitzeinschlag in die Sirene, der einen rund 45-minütigen Daueralarm auslöste. Erst dann konnte die Feuerwehr das Gerät erfolgreich abschalten. Der Hausbesitzer machte sich in der Folge Gedanken: Wenn er bei einem erneuten Fall nicht zuhause sei, dann würde die Feuerwehr seine Türe aufbrechen müssen, um an die Elektronik zu gelangen. Sein Antrag an die Verwaltung deshalb: Die Stadt möge die Sirene abbauen und gegebenenfalls aufs Gemeindehaus (das auch das Feuerwehrgerätehaus enthält) in der Unteren Gasse aufsetzen.
Diskutiert wurde im Rat, ob nicht beim Kauf des Hauses auch eine Dienstbarkeit vereinbart worden sei – also die Duldung der Sirene auf dem Dach. Die Räte haben dabei auch weitere Sirenen im Stadtgebiet im Blick, für die es möglicherweise ähnliche Übernahmen von Verpflichtungen gibt. Beschließe man in Oberstetten „einfach so“ eine Versetzung der Sirene, könne das zu nachfolgenden Forderungen und Konflikten andernorts führen. Man müsse rechtssicher vorgehen, denn eine solche Versetzung schlägt samt Revision immerhin mit über 14 000 Euro zu Buche.
Im Beschluss stimmte der Rat dem Standortwechsel grundsätzlich zu, vorbehaltlich einer Prüfung von Grundbuch und Kaufvertrag sowie der gesetzlichen Regelungen solcher Fälle.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Auch in Oberstetten nicht allein auf dem Planeten