Kommentar Auch in Oberstetten nicht allein auf dem Planeten

Michael Weber-Schwarz zur Biber-Mauer-Lösung

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Michael Weber-Schwarz
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Biber sind Landplagen, Schädlinge und verursachen vielfältig finanzielle Schäden – eines der vielen Argumente gegen das große, geschützte Nagetier. Im Detail mag das auch so erscheinen. Wenn Privatgrundstücke durch Aufstauungen überschwemmt werden, wenn das Tier gewässernahe Obstbäume umnagt und Feldwege unterhöhlt, dann kann man sich als Besitzer schon ärgern.

Auch im Fall des Oberstettener Reutalwegs mag mancher denken, dass die Existenz des Tieres nur unnötig Kosten verursacht. Also weg mit dem Nager.

Diese Sichtweise ist allerdings im wahrsten Sinne des Wortes kurzsichtig. Genau im aktuell diskutierten Bereich kann man die Uhr vier Jahrzehnte zurückdrehen. Damals gab es noch keine Biber im Reutal – doch der Hang drückte schon damals auf den Weg. Einfach der Geografie und der Physik wegen und weil der Mensch sein Sträßchen eben in Ufernähe gebaut hat. Damals war’s der städtische Bautrupp, der eine erste Mauer eingebaut hat. Der Biber ist mittlerweile wieder Teil der örtlichen Morphologie geworden. Eigentlich beschleunigt er ohnehin vorhandene, natürliche Bewegungsprozesse nur. Als Teil der Natur.

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Eine Bejagung, sprich das Töten der Tiere in diesem Bereich, es würde nichts nützen. Die Auenlandschaft ist für Flora und Fauna attraktiv, es würden neue Biber einwandern. Und: Schaut man sich die entstandene bunte, wirklich hoch interessante Pflanzenstruktur im Tal an, dann kann man gar nicht anderes, als sie einfach schön zu finden.

Mit dem Biber ist eine lange verwundene Art in teils uralte Feuchtgebiete zurückgekehrt, die es weit vor Landwirtschaft und Straßenverkehr gab. Diese alt-neuen Lebensräume sind Biotope für viele andere Arten, die oft auch auf der „Roten Liste“ stehen.

Arrangements mit Pflanze und Tier sind sinnvoll, denn wir Menschen leben eben (zum Glück) nicht allein auf dem Planeten.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim