Niederstetten. Es ist eine riesige Fläche, die sich von dem Hauptverkehrsweg Oberstettener Straße bis „hinter“ zum Ufer des Vorbachs zieht. Dort ist aktuell Baustelle für die Gestaltung von ZOB und Herbstfestgelände. Weil ja nur einmal im Jahr dort gefeiert wird, war östlich des Vorbachufers früher eine Schotterfläche. Mit dem Umschulungszentrum kamen auch Parkplätze und weitere sollen Richtung Vorbach entstehen. Herbstfest geht aber immer noch, sagen die Planer vom Weikersheimer Ingenieurbüro „Dreikant“. Das komplett neu gestaltete Gelände werden Niederstetter und Festbesucher von auswärts bald selbst beurteilen können – bis zur fünften Jahreszeit soll und wird alles weitgehend fertig sein.
Den unmittelbaren Anwohnern dürfte der nahe Abschluss ebenfalls recht sein: Sie haben schon seit Jahren eine Großbaustelle vor der Nase, die sich zwar immer wieder verlagert hat (Vorarbeiten UFZ, Bau des Kubus', jetzt die Umfeld-Arbeiten), aber trotzdem staubte. Der Busbahnhof selbst befindet sich aktuell als Provisorium am Frickentalplatz.
Feintuning am Freitag durch Vertreter der Stadt, der Baufirma und des Ingenieurbüros: Wo genau muss der Ballfang am alten Sportplatz hin, wie lässt sich der Pflaster-Übergang am Gasthaus „Mikado“ am besten umsetzen, wo Privatgrund auf öffentliche Fläche treffen? Und: Unterhalb der Sporthalle wird ein Schotterweg gepflastert. Wie genau koordiniert man die Maßnahmen für einen vorgesehenen Wasser- und Abwasserschacht, an den sich Fest-Schausteller und sonstige Nutzer bei Bedarf anschließen können. Regelmäßig gibt es „Jours fixes“, damit alles zügig Hand in Hand laufen kann.
Seit Jahrzehnten im Wandel
Früher – da stand auf dem Areal das Niederstettener Hallenbad. 2014 hatte der Gemeinderat nach der Stilllegung den Abbruch beschlossen. Früher stand dort auch ein Sportheim, das heute als Hallenanbau nach Süden gewandert ist. Und noch „früherer“ stand an der Zufahrt zum Gelände die „Schneidmühle“, deren Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen. Weil dort u. a. gegerbt wurde, lag die geruchsintensive Produktion sinnvollerweise außerhalb der Stadtmauern. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich die heutigen Wohngebiete in den Stäffelen und in Richtung Wildentierbach talaufwärts.
Kassel kommt ins Vorbachtal
Als mächtiger Bau mit Nebengebäuden und einem hohen Schornstein ist die zuletzt „Streitbergersche Mühle“ älteren Einwohnern noch in guter Erinnerung. Dort befand sich auch das erste Elektrizitätswerk Niederstettens, getrieben von Wasser und Dampf. Nach dem Verkauf der Gebäude im Jahr 1975 wurden sie abgerissen – die heutige Sporthalle entstand etwas zurückversetzt. Bei den laufenden Arbeiten für den ZOB fanden sich im Untergrund noch bauliche Reste der Oberen Mühle.
Der künftige Omnibusbahnhof funktioniert ähnlich wie der von Weikersheim als „Sägezahnlösung“. In Weikersheim entschied man sich für eine Fahrgast-Insel, die Busse fahren um ein zentrales „Podest“ in ihre schrägen Haltebuchten. In Niederstetten setzt man einen großen Bogen: Von der Oberstettener Straße aus gibt’s eine Einbahnstraße, die ans UFZ führt. Dort sind die ersten drei von insgesamt fünf Schräg-Haltestellen. Vorteil: Die Busse müssen nicht eng wenden, sondern fahren am „Mikado“ wieder in die Durchgangsstraße ein. Barrierefrei wird das Ensemble ohnehin – bereits jetzt sind die taktilen Leitplatten für Menschen mit Seh-Handicap zu erkennen, die u. a. zu Wartehäuschen und Einstiegspunkten führen. Leerrohre, die aus dem farblich aufgelockert gestalteten Pflaster ragen, markieren die Stellen, an denen später die elektronischen Anzeigetafeln mit den Fahrgastinformationen installiert werden. Problem bei herkömmlichen Bordsteinen an Bushaltestellen: Durch häufiges Überfahren ist ein Absacken vorprogrammiert und die Reifen verschleißen früher. In Niederstetten wurde deshalb das so genannte „Kasseler Sonderbord“ eingebaut. Das Design wurde in Nordhessen entwickelt und zeichnet sich dadurch aus, dass der Bordstein besonders glatt und außerdem im Querschnitt gekrümmt ist. Ein Bus kann mit seinen Reifen ohne allzu großen Verschleiß nah auflaufen ohne dabei „aufzuklettern“.
Die Skater brauchen übrigens keine Angst zu haben: Ihr Platz im rückwärtigen Bereich bleibt auch im Zuge der aktuellen Baumaßnahmen erhalten. Einzig beim Herbstfest können und werden die Rampen abgebaut und danach wieder aufgestellt.
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