Stadt Niederstetten

Niederstetten: Riesiger "Hirschen"-Bau steht unter Kleinanzeigen

Kommune will „Hirschen“-Anwesen verkaufen. Ursprünglich waren dort Bürgertreff und Heimatmuseum-Verlegung geplant

Von 
Michael Werber-Schwarz
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Niederstetten. Bürgertreff, Gastronomie, Heimatmuseum: Einst sollte im ehemaligen Gasthaus „Hirschen“ ein Leuchtturmprojekt entstehen. Jetzt will die Stadt das Objekt verkaufen. Für „125 000 Euro VB“ wird es u. a. über Ebay-Kleinanzeigen angeboten.

Der „Hirschen“, einst eine beliebte Wirtschaft mitten in der Altstadt am Le Plessis Bouchard-Platz, steht lange leer. Aus Sicht von Stadtverwaltung und Gemeinderat bot sich das riesige Gebäude mit über 620 Quadratmetern Wohnfläche als zentraler Punkt für einen Bürgertreff mit gastronomischer Bewirtschaftung förmlich an.

Doch mit der Übernahme durch die Stadt war auch klar, dass neben guten Ideen für eine Neu-Nutzung vor allem Geld und Fläche wichtig sein würden. Förderungen hatte die Stadt schon im Jahr 2017 – noch unter Bürgermeister Rüdiger Zibold – beantragt. Im Mai 2018 war von der Städtebauförderung des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums ein großer Batzen zugesichert worden: 648 000 Euro wollte das Land für das Projekt „Erneuerung Heimatmuseum und Bürgertreff“ locker machen. Bedingung war damals allerdings, dass bis Frühjahr 2022 alles fertig und abgerechnet ist.

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Dieses Frühjahr ist längst durch. Unter Bürgermeisterin Heike Naber war das Projekt noch weiter verfolgt worden, die Frage der generellen Finanzierbarkeit eines solchen Großprojekts war in den Diskussionen aber immer wieder aufgeploppt.

Schlussstrich im Frühjahr

Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise, das bis heute andauernde Bürgermeisterproblem im Niederstettener Rathaus und die Frage einer Bewirtschaftung der Einrichtung durch die Stadt (samt den dadurch zu erwartenden Folgekosten) haben schon im Frühjahr zu einem Schlussstrich durch den Gemeinderat geführt. Nichtöffentlich wurde beschlossen, das Objekt „Hischen“ zu verkaufen.

Aktuell nutzt das Rathaus zahlreiche Kanäle, um den Bau zu vermarkten und an Kaufwillige heranzukommen. Der Verkaufspreis ist mit verhandelbaren 125 000 Euro nicht eben hoch, doch eine Umnutzung setzt eine Generalsanierung voraus. Da werden interessierte Bauherren genau rechnen müssen. Die Projektkosten dürften je nach konkreten Plänen ein Vielfaches des Kaufpreises betragen.

Trotzdem: Es haben sich im Rathaus bereits mehrere potenzielle Käufer gemeldet. Das sagte Stadtkämmerin Stefanie Olkus-Herrmann der FN-Redaktion auf Anfrage. Es habe bereits Besichtigungstermine gegeben, die erfolgversprechend seien. Klar ist dabei auch, dass Stadt und Rat das Haus samt dem Abrissareal im Osten (hier befanden sich landwirtschaftliche Stallungen) nicht an jeden Interessierten verkaufen werden. Die Käufer müssen ein schlüssiges Konzept mitbringen, um den Zuschlag zu bekommen.

Im „Dornröschenschlaf“

Ein wenig kurios wirkt es schon, den monumentalen „Hirschen“ unter Ebay-Kleinanzeigen zu finden: „Erwecken Sie den ehemaligen Gasthof zum Hirsch aus dem Dornröschenschlaf und lassen Sie sich vom besonderen Charme des Altbaus nach der Sanierung verzaubern“, heißt es dort. „Das spezielle Gebäude mit Tanzsaal hat ein Erdgeschoss, ein 1. Stockwerk und ein 2. Stockwerk sowie einen Dachboden. Zu der Immobilie zählen auch zwei Gewölbekeller, ein Stall, sowie 15 Kammern/Zimmer. Das Objekt stammt aus dem 18. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz.“

Die Stadt winkt in ihrer Anzeige auch mit Fördergeldern: „Sanieren und renovieren Sie das in der Kernstadt Niederstetten befindliche Gebäude mit Stadtsanierungsmitteln und über eine Förderung aus Mitteln des Denkmalschutzes und machen daraus ein Schmuckstück mit viel Platz zum Wohnen.“

Konzept erforderlich

Das dazugehörige Grundstück umfasst laut Stadtverwaltung 532 Quadratmeter. Optional bestehe die Möglichkeit „die Nebenflächen mit zirka 200 Quadratmetern mit zu erwerben. Aber: „Bitte legen Sie der Stadt Niederstetten mit Ihrem Gebot auch Ihr Nutzungskonzept mit vor (Angabe über die zukünftige Nutzung)“, heißt es abschließend.

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