Landwirtschaft - Neubronner Familie Hein erzeugt Kichererbsen – und hat eine eigene, fixe Falafel-Mischung entwickelt

Neubronner Familie entwickelt Falafel-Fertigmix

Von 
Michael Weber-Schwarz
Lesedauer: 
Einfach herzustellen: Mit frischem Gemüse und einem Joghurt-Dip sind Falafel-Bällchen eine herzhafte Leckerei. © Hein

Weikersheim. Sie lässt sich äußerst schmackhaft zubereiten, sorgt als Pflanze für ihren eigenen Dünger und kommt mit Trockenheit gut zurecht: die Kichererbse. Die Neubronner Landwirtsfamilie Hein vermarktet jetzt sogar ihren eigenen Falafel-Mix.

Neubronn. Raps, Dinkel, Braugerste – sie gehörten bisher zu den pflanzlichen Haupterzeugnissen der Landwirtsfamilie Hein im Weikersheimer Höhenort Neubronn. Jetzt ist eine exotischere Ackerfrucht hinzugekommen: Kichererbsen.

Die Römer haben sie einst aus dem Mittelmeerraum in den Norden mitgebracht, doch dann wurde die irgendwann vergessen. Die Familie Hein reaktiviert das vielseitige Produkt – und hat sich jetzt auch noch der Weiterverarbeitung verschrieben. Unter dem Label „Bubenlohe. Die Kichererbse aus dem Taubertal“, bietet sie einen selbst hergestellten Fertigmix an, aus dem Falafel zubereitet werden kann. Vor allem unter jungen Leuten genießen die frittierten Bratlinge lange schon kulinarischen Kultstatus.

Pflanzlich liegt im Trend

Sie beobachte schon seit längerer Zeit den Trend weg von tierischen Produkten „hin zur Pflanze“, sagt Dorothea Hein. Sie ist die Tochter von Annegret und Waldemar Hein und studiert Ernährungsmedizin. Kichererbsenprodukte, sie seien nachhaltig und eben auch „hip“. „Junge Menschen haben heute ein deutlich höheres Ernährungsbewusstsein“, ergänzt Vater Waldemar.

Was wie ein guter, regionaler Marketing-Begriff klingt, ist ein alter Neubronner Flurname: „Bubenlohe“. Dort pflanzt die Familie Hein ihre Kichererbsen an. Entsprechend „geimpft“ holt sich die Erbse ihren eigenen Dünger direkt aus der Luft. © Hein

Vegetarisch und vegan bietet also einen Absatzmarkt, den sogar die großen Burgerbratketten schon für sich entdeckt haben – trotzdem war es ein gewisses Wagnis, die neue Frucht anzubauen. Weil die Kichererbse eher feuchtigkeitsempfindlich ist, wurde aus der ersten Ernte im vergangenen Jahr nichts.

Heuer konnte man durch einen gut getakteten Aussaattermin das wasserreiche Frühjahr zum erfolgreichen Keimen als Starthilfe mitnehmen. Die Sommerdürre macht dem Hülsenfrüchtler nichts – im Gegenteil. 2022 ist eine Top-Güteklasse herausgekommen. „Ein voller Erfolg“, freut sich Hein.

Den Hauptteil der jüngst eingebrachten Ernte (rund zwölf Tonnen) liefern die Heins an die Schrozberger LBV. Knapp zwei Tonnen behalten sie auf dem eigenen Bauernhof und verarbeiten sie selbst weiter. Das ist ein echtes Familienprojekt, denn Eltern und Kinder arbeiten hier zusammen. Der künftige Jungbauer Jan-Phillipp ist für die Feldarbeit zuständig, doch auch er musste bei der Weiterentwicklung der geschroteten Falafelmixtur ran.

Essen aus der Region

„Falafel ist eigentlich relativ leicht zuzubereiten“, sagt Mutter Annegret. Doch um die optimale Mischung der Zutaten herauszufinden, wurde ein längerer Kreativprozess mit mehreren Verkostungen vorgeschaltet. Jetzt „steht“ die Mischung Marke „Bubenlohe“ und soll über Hofläden und die mittlerweile fast überall zu findenden landwirtschaftlichen Vermarktungshäuschen den Kunden direkt angeboten werden. Auch die Gastronomie hat Waldemar Hein im Blick: „Regionales Produkt“, das ist schon lange ein Zugpferd für Einheimische und Tauber-Touristen. Und wenn es etwas Neues, Ungewöhnliches auf den Speisekarten gibt: umso besser.

In engem Kontakt steht die Familie Hein auch zu Nebenerwerbslandwirt Christian Böres. Der baut in Angeltürn schon seit 2016 Kichererbsen an (die FN berichteten). „Ein echter Pionier“, würdigt Waldemar Hein den Einsatz seines Kollegen.

Die Zukunft im Blick

Weil Böres viel Erfahrung mit der Feldfrucht hat, kommen aus Angeltürn immer wieder wichtige Tipps in Neubronn an. Überhaupt – das Netzwerk unter den Bauern funktioniert. Unbürokratisch konnten die Heins zur amtlich zertifizierten Weiterverarbeitung, bzw. zum Abfüllen Geräte und Wirtschaftküche der Familie Pfeuffer in Creglingen-Schirmbach nutzen. Auch Manfred Pfeuffer kennen die Heins schon lange – vor drei Jahrzehnten war er landwirtschaftlicher „Lehrling“ auf dem Neubronner Hof.

Der Mix muss stimmen: Experimente in der Verarbeitungsküche. © Hein

Neues zusammen mit den Kindern entwickeln, die Hof-Produktion diversifizieren. Das ist für Waldemar Hein nicht nur Herzensangelegenheit, sondern offensive Zukunftsgestaltung. Leben und arbeiten auf dem Land und damit ein Auskommen haben – das sollen auch seine Kinder.

Dafür brauchen sie aber auch die Chance, sich auszuprobieren. Landwirte heute: Sie müssen sich vielen Veränderungsprozessen stellen. Und das Zeitmanagement auf einem Hof spielt eine immer größere Rolle. „24/7“ ohne Urlaub, das möchte heute kein Junglandwirt mehr. Deshalb müssen neue Wege und eigene, unabhängigere Märkte erkundet und erschlossen werden.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten