Igersheim. Während viele Kommunen im Ländle in finanzieller Hinsicht (derzeit) eher auf Sparflamme kochen und geschätzte 70 Prozent ihren aktuellen Haushalt nicht ausgleichen können, wartete der Igersheimer Kämmerer Matthias Edinger bei der Vorberatung für den Haushaltsplan 2024 mit gleichermaßen unerwarteten wie erfreulichen Zahlen auf, was von allen Seiten gebührend gelobt wurde: Bei der Gewerbesteuer habe es, so betonte Bürgermeister Frank Menikheim in der donnerstäglichen Sitzung des Gremiums im Rathaus, eine wahre Explosion gegeben. Der Planansatz für 2023 habe bei 1,9 Million gelegen, in die Kasse gespült worden seien knapp über sieben Millionen Euro.
Wappnen für schlechtere Zeiten
Und ein weiterer Wert erstaunt in diesen nicht einfachen Zeiten für die Gemeindefinanzen: Die Pro-Kopf-Verschuldung sinkt um mehr als 600 Euro – und damit deutlich schneller als ursprünglich geplant. Wer jetzt denkt, Verwaltung und Gemeinderat brächten den Geldsegen mit vollen Händen umgehend wieder unters Volk, der irre. Unisono blickten alle über den Tellerrand hinaus, schließlich kämen auch wieder Zeiten, in denen finanziell kleinere Brötchen gebacken werden müssten – und dafür wolle man sich wappnen. „Die Zahlen freuen uns sehr, aber wir bleiben auch künftig besonnen“, mahnte das Gemeindeoberhaupt.
In der letzten Sitzung des Jahres gab es bei Rat und Verwaltungsspitze eine gewisse Zufriedenheit – der Moment wurde genossen. Euphorie nein, Freude ja – ein zuversichtlicher Blick in die Zukunft, ohne dabei die Realität aus den Augen zu lassen und den Boden unter den Füßen zu verlieren – so lässt sich die Stimmung im Gremium zusammenfassen. Allerdings, so der einhellige Tenor: Mit diesen Zahlen im Rücken lasse sich die kommende Zeit mit einer gewissen Gelassenheit gestalten.
Für 2024 gehen die Gemeindeoberen bei der Gewerbesteuer von einem Planansatz von 3,4 Millionen Euro aus. Ein Plus werde beim Umsatzsteueranteil (39 000 Euro) sowie beim Einkommensteueranteil und beim Familienleistungsausgleich (177 000 Euro) erwartet, so der Bürgermeister in seinem Sachvortrag.
Keine Steuererhöhungen 2024
Für das kommende Jahr seien keine Steuererhöhungen ins Auge gefasst – lediglich die Bestattungsgebühren würden angepasst. Beim Zahlungsmittelüberschuss im Ergebnishaushalt (ehemals Zuführungsrate) werde mit einem Plus von 2,3 Millionen Euro geplant. Das Gesamtergebnis (Differenz zwischen ordentlichen Erträgen und Aufwendungen) dürfte sich decken.
An Investitionen werden für 2024 in den Blick genommen (die bedeutendsten): Ortskernsanierung 950 000 Euro), Neubau Feuerwehrgerätehaus Harthausen (1 500 000 Euro), Ersatzbeschaffung Bauhof (150 000 Euro), Sanierung von Ortsstraßen und Feldwegen (250 000 Euro), PV-Anlage Pumpwerk Bernsfelden (120 000 Euro), Grunderwerb (300 000 Euro), Ausrüstung des Regenüberlaufbeckens mit Messtechnik (200 000 Euro), Schuldentilgung (265 000 Euro). Insgesamt betrage das Investitionsvolumen 4,115 Millionen Euro, 1,371 Millionen davon seien Zuschüsse.
Pro-Kopf-Verschuldung sinkt deutlich
Ende 2024 werde die Pro-Kopf-Verschuldung voraussichtlich bei 502 Euro liegen, nachdem vor einem Jahr von 1120 Euro ausgegangen worden war. Das deutliche Minus von 602 Euro je Einwohner sei darauf zurückzuführen, dass aufgrund der guten Einnahmesituation 2023 auf die zunächst angestrebte Kreditaufnahme über 2,481 Millionen Euro verzichtet werden könne.
Die Verwaltung, so Bürgermeister Frank Menikheim, werde trotz der guten finanziellen Ausgangslage (die sieben Millionen Euro bei der Gewerbesteuer seien ein Novum für Igersheim) weiterhin Vorsicht walten lassen und keine verrückten Entscheidungen treffen. „Es ist weiterhin wichtig, die Ausgabenseite – darunter Personal-, Unterhaltungs- und Bewirtschaftungskosten – im Blick zu haben“, so der Rathauschef.
Haushalt "solide aufgestellt"
Georg Schumann nannte den Haushalt „solide aufgestellt“, er freute sich ebenso über den Riesensprung bei der Gewerbesteuer. „Wir heben auch in Zukunft nicht ab, wir investieren weiterhin sinnvoll in die Infrastruktur. Zudem leisten wir uns keine Prestigeobjekte und auch die Ortsteile werden bedacht.“
Auch sein Mitstreiter Josef Gabel würdigte das Zahlenwerk, das ohne Kredite auskomme. Verwaltung und Kämmerer hätten „restriktiv, aber mutig“ gehandelt, das verdiene Respekt. „Ich hoffe, es geht so weiter“, meinte er, es fühle sich gut an, so positiv überrascht zu werden. Die äußeren Umstände könnten sich schnell ändern, deswegen plädiere er dafür, weiterhin mutig, aber gleichzeitig auch vorsichtig zu agieren.
Selbstredend, dass das Bürgerparlament die Verwaltung einstimmig damit beauftragte, den Etatplan für das kommende Jahr auf Basis des vorgestellten Zahlenwerks zu erstellen.
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