Niederstetten. Windkraft kontra Hubschrauber-Übungsstrecken, größere Investitionen im Vorbachtal, der Fachkräftemangel in der Bundeswehr und die diskutierte Dienstpflicht in Deutschland waren Themen im Gespräch mit Oberst Lars Persikowski, dem Kommandeur des Transporthubschrauberregiments 30 in Niederstetten.
Die baden-württembergische Landesregierung will mehr Platz für Windparks schaffen. Von 1000 neuen Windrädern ist die Rede. Stehen deshalb Übungsstrecken der Heeresflieger zur Disposition wollte die Redaktion von Oberst Persikowski wissen und der sagte ganz klar: „Die Strecken, die wir derzeit nutzen, sind auch diejenigen, die wir für unseren Übungsflugbetrieb dringend brauchen. Sie sind über die Jahrzehnte gewachsen und minimieren weitgehend die Beeinträchtigungen für die Anrainer. Meines Wissens mussten aufgrund unserer berechtigten Belange der Flugsicherheit nur für einzelne Windräder alternative Aufstellungsorte in der Region gefunden werden.
Dass der Übungsbetrieb des Regiments auch 2023, gerade im Hinblick auf die Beteiligung an der NATO-Speerspitze im Alarmfall, hochgehalten wird, betont Oberst Persikowski. Das nächste Großprojekt sei dann die Vorbereitung für die „Division 2025“. „Das deutsche Heer stellt bis 2025 eine Division vollausgestattet und einsatzbereit für die NATO zur Verfügung. Dazu gehört auch ein gemischter Hubschraubereinsatzverband“, so Persikowski: „Wir definieren jetzt, wie sich dieser Verband zusammensetzt. Voraussichtlich 16 Transporthubschrauber und acht sechs Kampfhubschrauber werden ihm angehören. Die 10. Panzerdivision mit Sitz in Veitshöchheim wird den Kern der ’Division 2025’ bereitstellen.“
Während vieles hier noch nicht geklärt ist, stehen größere Investitionen in den Standort Niederstetten schon fest oder sind bereits am Laufen. Persikowski informiert: „Für 1,8 Millionen Euro wurde die Materialgruppe umgebaut, die im Januar fertig wird. Wir bauen zudem derzeit die Halle 4 für die H145 um und haben hier Investitionen in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Dann erfolgt der Umbau der Halle 5 zu einer Wartungshalle für den NH90 mit einem Umfang von 13,2 Millionen Euro – hier ist eine Übergabe Anfang 2024 vorgesehen. Dazu bauen wir Unterkunftsgebäude neu in einem Umfang von rund elf Millionen Euro. Und es ist gerade eine neue Feuerwache im Bau. Kostenumfang: 14,5 Millionen Euro. Zudem entsteht das Flugsimulator-Gebäude außerhalb der Kaserne durch eine externe Firma, bei der später die Simulator-Flugstunden eingekauft werden. Wir hoffen, dass der Simulator im Mai 2024 in Betrieb gehen kann. Das sind die derzeit größten Vorhaben in und um die Kaserne. In Summe also rund 43 Millionen Euro, die wir als Bundeswehr die nächsten zwei Jahre in Niederstetten noch verbauen.“
Für all die Aufgaben in der Heeresfliegertruppe braucht es auch Fachkräfte. Wo fehlt es? Dazu erklärt Oberst Persikowski, dass man einen Bedarf an Piloten habe, es aber auch ein hartes Auswahlverfahren gebe. Auch im Bereich des technischen Personals und für die Flugsicherung der Bundeswehr brauche es Nachwuchs – und ebenso in der Meisterebene, bei den Feldwebel-Dienstgraden. Bewerbungen liefen stets über das Karriere-Center der Bundeswehr. Am Standort gebe es allerdings immer wieder Projektwochen für interessierte junge Menschen – sechs Termine allein in 2023 und einige davon seien schon ausgebucht.
Persikowski bedauert, dass der einfache Zugang zur Bundeswehr durch die ausgesetzte Wehrpflicht heute nicht mehr gegeben ist. „Im Grunde kam jeder zum Pflichtpraktikum zu uns. Man konnte sehen, dass wir durchaus attraktive Rahmenbedingungen und eine große Vielfalt an Berufsbildern bieten.“
Jetzt hat der Bundespräsident wieder die Diskussion über eine allgemeine Dienstpflicht für Deutschland angestoßen und Oberst Persikowski findet das richtig: „Ich würde es begrüßen, wenn wir die Debatte aktiv führen würden. Schließlich geht es darum, sich klar zu werden, dass es um die Verteidigungsfähigkeit dieses Staates und die Verteidigung unserer Wertegemeinschaft geht. Ich halte es für legitim, dass jeder Staatsbürger, der die Vorzüge dieses Staates genießt, auch im Laufe seines Lebens für unsere Gesellschaft einen persönlichen, immateriellen Beitrag leistet.“ Profitieren könnten hier auch die Feuerwehren, Pflegeeinrichtungen, das THW oder das DRK.
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