Jubiläum im Vorbachtal

100 Jahre TV Niederstetten: Ein Jahrhundert Fußballgeschichte

Großes Festwochenende vom 27. bis 29. Juni mit zahlreichen Aktionen rund um den Fußball.

Von 
Olivier Luksch
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Die Mannschaft aus den Anfangsjahren der Vereinsgründung (von links): O. Müller, W. Schiller, F. Neubert, H. Limbacher, E. Neubert, F. Rummler, O. Guttropf, unbekannt, unbekannt, (sitzend) A. Rummler, unbekannt. © Olivier Luksch

Niederstetten. Die Fußballer aus Niederstetten feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und blicken auf ein bewegtes Jahrhundert zurück: gegründet im Jahr 1925 als SV Niederstetten und in blauen Vereinsfarben, wurden die Fußballer von den „Steidemern“ damals noch belächelt, da der Fußball zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet war und die Turner des 1862 gegründeten TV Niederstetten bereits deutlich etablierter waren.

Mitte der 30er-Jahre fand dann die Eingliederung zum Hauptverein TV Niederstetten statt. Nachdem wegen den hinreichend bekannten Begebenheiten des dritten Reiches der Spielbetrieb mehr und mehr eingeschränkt war und letztlich zum totalen Stillstand führte, war es nach Kriegsende schwierig, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen, da es weder Bälle noch Schuhe oder Trikots gab und die amerikanische Militärregierung ein wachsames Auge auf die Vereine hatte. So war es Karl Wollinger, der sich darum bemühte und durch Tauschgeschäfte Dinge wie Trikots organisierte. Mitte der 50er Jahre kam es dann zum ersten Aufschwung, als nach der Weltmeisterschaft 1954 das Fußball-Interesse in der Bevölkerung deutlich anstieg und der TVN die erste Meisterschaft in der B-Klasse einfuhr. Anfang der 60er-Jahre war der TVN erstmals in der A-Klasse etabliert und schaffte 1964 sogar den Aufstieg in die damalige 2. Amateurliga. Ehrenmitglied Werner Feuchtmüller ist beim TVN bereits seit rund 60 Jahren als Spieler, Trainer, Abteilungs- und Seniorenleiter aktiv und steht seit Jahren dem Förderverein vor – er hat den Aufstieg damals als Jugendlicher hautnah miterlebt, weil er mit seinem Nachbar und Torhüter Siegfried Fink stets bei den Spielen mit dabei war: „Der Aufstieg 1964/65 war schon deshalb eine herausragende Leistung, weil die zweite Amateurliga damals nach der Bundesliga, den Regionalligen und der ersten Amateurliga eine der höchsten Spielklassen war und durchaus mit der heutigen Oberliga Württemberg vergleichbar ist.“

Der Aufstieg 1964/1965 in die 2. Amateurliga gilt als größter Erfolg in der Vereinsgeschichte des TV Niederstetten. © Olivier Luksch

Neben dem sportlichen Erfolg wuchs die Fußballabteilung auch neben dem Platz. Der Sportplatz wurde durch eine Flutlichtanlage ergänzt und die ersten Umkleidekabinen fand man in einer alten Baracke, bis Bruno Käss sich zu Beginn der 70er Jahre darum bemühte, aus einem ehemaligen Pumphaus das erste richtige Sportheim mit Umkleideräumen, Duschen und einem Gastraum zu errichten. Mitte der 70er-Jahre sorgte wiederum die Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land für großen Aufschwung. Zur Saison 1978/79 kam es schließlich zur Umstrukturierung, bei dem der Fußballbezirk Hohenlohe mit der mittlerweile prestigeträchtigen Bezirksliga Hohenlohe gegründet wurde.

Zur gleichen Zeit bekam der TVN dann sein bis heute bestehendes Burgwiesenstadion und man etablierte sich in der A-Klasse, bis man 1982 erstmals in die Bezirksliga Hohenlohe aufstieg: „Trainer Bernd Niesel hat damals eine überragende Mischung aus erfahrenen Spielern und spielstarken, ehrgeizigen Nachwuchstalenten aus der A-Jugend geformt. Außerdem hatten wir mit Klaus Thürrauch (19 Tore) und Sebbi Rizza (20 Tore) gleich zwei Torjäger in unseren Reihen“, erinnert sich Werner Feuchtmüller an den ersten von insgesamt drei Bezirksliga-Aufstiegen.

Mitte der 90er-Jahre erlangte die Fußballabteilung große Aufmerksamkeit durch die „Super-Power-Discos“, die rund fünfzig Mal vom damaligen Vorstand Fritz Fülling veranstaltet wurde. Durch die Einnahmen konnte die Sanierung des Trainingsplatzes ermöglicht werden, neue Flutlichtanlagen wurden installiert und die Jugendarbeit weiter ausgebaut. Als die Discoreihe 1997 endete, wurde vom damaligen Jugendleiter Sebastiano Rizza der Jako-Cup ins Leben gerufen, um die ansteigenden Kosten decken zu können und den Fortbestand der erfolgreichen Jugendarbeit zu sichern. Diese hochklassige Hallenturnierserie kann in diesem Winter bereits auf 25 Jahre zurückblicken und ist neben der Jugendarbeit und dem modernen Sportheim ein großes Aushängeschild der Fußballabteilung: neben dem 1. FC Nürnberg konnten sich unter anderem auch die Nachwuchs-Teams der ehemaligen Bundesligisten SV Waldhof Mannheim, Stuttgarter Kickers, Dynamo Dresden, SSV Ulm 1846 oder die heutigen Bundesligisten VfB Stuttgart, FC Augsburg und 1. FC Heidenheim in die Siegerlisten eintragen.

Im November 2009 begann der Bau des „Haus des Sports“, welches mit erheblicher Eigenleistung der Fußballabteilung unter Leitung des damaligen Abteilungsleiters Jens Dinkel und von Rolf Schülke als damaligem Vorsitzenden des Hauptvereins errichtet wurde und bis heute in Kombination mit den beiden Sportplätzen ideale Bedingungen für die Fußballabteilung bietet: „Unser jetziges Sportheim war überlebenswichtig für uns Fußballer, aber auch für die anderen Abteilungen, die es im Lauf der Jahre immer mehr nutzen. Die skeptischen Stimmen im Vorfeld, dass wir den Bau des Sportheims in Eigenleistung gar nicht schaffen würden, haben sich Gott sei Dank nicht bewahrheitet“, meint Rolf Schülke, der den Bau maßgeblich in die Wege geleitet und letztlich auch umgesetzt hat. Über 200 Helfer haben mehr als 7.500 ehrenamtliche Arbeitsstunden investiert, um den 680.000 Euro teuren Bau umzusetzen. Auch dank dieser Rahmenbedingungen ist der TVN seit 24 Spielzeiten in der A-Klasse etabliert und konnte 2011 und 2022 zwei weitere Aufstiege in die Bezirksliga Hohenlohe verzeichnen.

Eindrücke vom Festakt in der Halle. © PDMedia

In diesem Sommer feiert die Fußballabteilung des TV Niederstetten schließlich ihr 100-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums wurde bereits am vergangenen Mittwoch für alle aktuellen und ehemaligen Fußballkameraden eine festliche Veranstaltung in der Alten Turnhalle durchgeführt. Musikalisch wurde die Veranstaltung von einem Mehrgenerationen-Chor begleitet, zahlreiche Redner aus verschiedenen Generationen erzählten Anekdoten aus den letzten Jahrzehnten: Anton Kandziora (Jahrgang 1938) berichtete als Zeitzeuge und damaliger Spieler vom ersten Aufstieg des TVN 1958 als Meister der B-Klasse und 1965 von der Saison in der 2. Amateurliga: „Als Provinz-Mannschaft hatten wir keine Lobby. Etliche Spiele gegen Teams aus dem Heilbronner und Stuttgarter Raum gingen unglücklich mit einem Tor Unterschied verloren. Deshalb sind wir als Fünftletzter abgestiegen – üblicherweise gingen damals nur vier Teams wieder runter.“ Karl Blumenstock (Jahrgang 1948) erinnerte sich, dass die gesamte Mannschaft zu seiner Zeit mit dem Fahrrad zu den Auswärtsspielen anreisen musste. Besonders eindrücklich war der internationale Beitrag von den langjährigen Freunden des FC Oberdiessbach aus der Schweiz – Walter Stalder erzählte vom Beginn der gegenseitigen Vereins-Freundschaft im Jahr 1971: „Damals mussten wir Flaschen sammeln, um die Reisekosten von 80 auf immerhin nur 60 Franken zu reduzieren. Als Jugendliche sind wir für den sportlichen Wettkampf gekommen, als Rentner kommen wir nach über 50 Jahren heute zum Gratulieren.“ Da man die Geschichte aus 100 Jahren nicht ansatzweise gebührend in einer Abendveranstaltung wiedergeben kann, wird nach den Feierlichkeiten eine umfangreiche Chronik veröffentlicht, in der die gesamte Geschichte des TVN mit allen wichtigen Ereignissen und Ergebnissen niedergeschrieben wird.

Das große Festwochenende im Burgwiesenstadion

Das Herzstück der Jubiläumsfeierlichkeiten ist das große Festwochenende von Freitag, 27. Juni, bis Sonntag, 29. Juni, im Burgwiesenstadion. Hier erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm für die ganze Familie:

Freitag, 27. Juni: Elfmeterturnier & Super-Power-Disco

Ab 18 Uhr startet das beliebte Elfmeterturnier mit über 20 Mannschaften – Spannung und Spaß garantiert!

Im Anschluss steigt die „Super-Power-Disco“ als Hommage an die legendären 90er-Jahre-Partys. DJ Andy Randy, bekannt aus Clubs wie dem Prater Dome Wien und Moon13 Frankfurt, sorgt für beste Stimmung und Musik für jedes Alter.

Für die sichere Heimfahrt steht ein Shuttle-Service auf zwei Routen ins Taubertal bereit.

Samstag, 28. Juni: Länderspiel, Traditionself & Sommer-Herbstfest

Am Nachmittag tritt die Aktiven-Mannschaft des TVN in einem „Länderspiel“ gegen die Freunde vom FC Niederstetten aus Uzwil (Schweiz) an – ein sportliches Highlight mit internationalem Flair.

Ab 17 Uhr messen sich die „Alten Herren“ mit der Traditionself des VfB Stuttgart. Mit dabei: Ex-Bundesliga-Stürmer Cacau (307 Spiele/88 Tore) und weitere bekannte Namen.

Am Abend sorgen die Original Taubertaler Musikanten beim Sommer-Herbstfest für ausgelassene Stimmung und beste Unterhaltung.

Am Freitag und Samstag wird außerdem ein Heimfahrshuttle auf zwei Routen ins Taubertal angeboten.

Sonntag, 29. Juni: Gottesdienst & Jugendfußball

Der Sonntag beginnt um 9.30 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst auf dem Festgelände.

Im Anschluss gehört die Bühne den Nachwuchstalenten des TVN: In zahlreichen Freundschaftsspielen zeigen die Jugendmannschaften ihr Können.

Die Vorbachtaler Musikanten begleiten den Tag musikalisch und sorgen für eine fröhliche Atmosphäre.

Für das leibliche Wohl ist an allen Tagen bestens gesorgt. Ganztägig gibt es Einlasskontrollen, bei den Abendveranstaltungen auch Alterskontrollen. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Jugendarbeit sind willkommen.

Alle Infos sind auch auf der Homepage unter www.tvn-fussball.de zu finden.

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