Weikersheim. Weißer, oder zum Thema passend, grüner Rauch über dem Weikersheimer Rathaus: Die Stadt Weikersheim verfügt nun über ein Klimaschutzkonzept. „Der Klimaschutz ist für Weikersheim, als einer Stadt im Bundesland Baden-Württembergs, einerseits verpflichtend gesetzlich geregelt, anderseits eine Herzensangelegenheit seiner Bürgerschaft, der ansässigen Firmen und seiner Verwaltung“, heißt es darin einleitend. Denn klar ist: Der Weg zur Klimaneutralität ist keine reine Kür, sondern schlicht auch eine Pflicht.
Dennoch rühmen sich die Weikersheimer einer gewissen Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz. Das wurde in den Gemeinderatssitzungen deutlich, in denen Weikersheims Klimaschutzmanager Andreas Fischer-Klärle seine Arbeit an dem Konzept vorstellte. Kürzlich dann das Finale: Die finale Version wurde veröffentlicht. „Ein vorbildliches Konzept“ nannte es Peter Rösch (CDU), auch Osmund Schneider (GO) freute sich über das Konzept und hofft auf „eine ehrgeizige Umsetzung“. Einstimmig verabschiedete man in der Junisitzung den finalen Entwurf des Papiers.
Aber was soll umgesetzt werden? Was braucht es für die angestrebte Klimaneutralität? Das umfangreiche Konzept nennt auf insgesamt 187 Seiten verschiedene Maßnahmen. Eine davon: Die Straßenbeleuchtung. Ein „Stromeinsparpotenzial“ von 82 Prozent wurde dort festgestellt. Daher sollen diese „mit hoher Priorität“ auf die stromsparende LED-Variante umgestellt werden. Gerne hätte man das im sogenannten „Contractor-Modell“ an einen externen Dienstleister ausgelagert. Da das aber nicht funktionierte, wird sich hier verstärkt die Stadt selbst einbringen müssen.
Auch Photovoltaik soll verstärkt auf den städtischen Gebäuden installiert werden. Klimaschutzmanager Fischer-Klärle ermittelte im Rahmen einer PV-Strategie insgesamt 25 Gebäude mit großem Potenzial zur Installation von Photovoltaik-Anlagen. Aus den so entstandenen Maßnahmen wurden fünf bereits umgesetzt, „die restlichen 20 Gebäude, die als Top25 identifiziert wurden, sollen ebenfalls mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. Geplant ist eine möglichst schnelle Umsetzung, in Abhängigkeit von den Möglichkeiten, die der kommunale Haushalt bietet“. Rund 1,5 Millionen Euro sollen perspektivisch über die Jahre bis spätestens 2040 investiert werden.
Insgesamt zwölf Maßnahmen, teilweise sehr ehrgeizig
Insgesamt zwölf Maßnahmen finden sich im Konzept, abgestuft nach Priorisierung. Häufig wird dabei „lokale Wertschöpfung“ betont. Heißt konkret: Die Akteure vor Ort sollen von den Maßnahmen und Umstellungen auf dem Weg zur Klimaneutralität auch finanziell profitieren.
Teilweise sind die Ziele durchaus ehrgeizig. Fischer-Klärle identifiziert „den hohen Anteil des Individualverkehrs im Privaten“ als großes Problem für den Klimaschutz. Als Stadt habe man da kaum Handhabe. Dennoch hat er sich im Klimaschutzkonzept auch darüber Gedanken gemacht, will mittelfristig „bis zu 25 Prozent weniger Autos in der Stadt“. Dabei räumt er ein, dass „der Öffentliche Personennahverkehr in Weikersheim bei weitem nicht so effektiv und effizient ist wie in Ballungszentren. Eine Verdopplung des ÖPNV würde in Weikersheim leere Busse und Bahnen bedeuten“.
Der Ansatz einer Lösung daher: Die bereits erfolgreichen Carsharing-Modelle prüfen und gegebenenfalls ausweiten. Und noch etwas will er bei der Weikersheimer Autoflotte in Angriff nehmen. Unter dem klangvollen Titel „Bürgermodell Elektrischer Zweitwagen“ soll in einer Zeitschiene von fünf Jahren die Hälfte der Autos elektrisch angetrieben sein. „Vor dem Hintergrund der Preisentwicklung bei den E-Autos (günstigere Modelle auf dem Markt, die ersten Gebrauchten verfügbar) soll im Jahresrhythmus eine Informationsveranstaltung durchgeführt werden, um den elektrischen Zweitwagen zu bewerben“, heißt es dazu weiter.
Spannend und offen bleibt letztlich die Frage, ob all das ausreicht. Ob mit den nun genannten Maßnahmen das Ziel der Klimaneutralität in 15 Jahren (oder sogar früher, wie teilweise gewünscht) erreicht werden kann. Ohne diese Maßnahmen wird es keinesfalls klappen: „Damit Weikersheim die derzeitigen jährlichen Pro-Kopf-Emissionen von 4,9 Tonnen auf weniger als eine Tonne senken kann, reichen Einsparungen und der Ausbau der Erneuerbaren mit der bisherigen Tendenz nicht aus.“ Große Umstellungen beim Heizen (hin zur Wärmepumpe) oder der Mobilität (hin zu weniger und elektrischer Individualmobilität) machen Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen im großen Stil erforderlich. „Wie die Berechnungen zeigen, wäre Weikersheim bilanziell problemlos in der Lage, die benötigte Energie [für den eigenen Verbrauch; Anm. d. Red.] auf der Gemarkung zu erzeugen“, gibt es im Papier auch eine gute Nachricht. Insgesamt seien die Herausforderungen aber „immens“ und nur zu schaffen, wenn „alle an einem Strang ziehen“.
Das Klimaschutzkonzept findet sich online zum Herunterladen unter www.weikersheim.de/umwelt-und-klimaneutralitaet.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/weikersheim_artikel,-weikersheim-weikersheim-so-soll-die-klimaneutralitaet-bis-2040-gelingen-_arid,2311571.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/weikersheim.html
[2] https://www.weikersheim.de/umwelt-und-klimaneutralitaet