Lauda/Oberlauda. „Wein am Berg“ lautete das Thema eines sehr rege besuchten Wein- und Naturerlebnistages am Altenberg zwischen Lauda und Oberlauda. Dabei konnten die Besucher von Jung bis Alt sowohl die vielfältig strukturierten, artenreichen Biotope und Rebflächen am Altenberg kennenlernen als auch verschiedene Weine des Weinguts Johann August Sack aus Lauda nebst korrespondierend kulinarischen Spezialitäten der Region verkosten.
Bei einer zweiteiligen kostenlosen Führung stellte Michael Salomon, Vorsitzender der Nabu-Gruppe Lauda, die Besonderheiten der Pflanzen-, Tier-, Arten- und Biotopvielfalt des Flora-Fauna-Habitat-(FFH) Schutzgebietes vor. Im anderen Teil der Führung informierte Weingutinhaber Karlheinz Sack unter anderem über Weinbau, Rebsorten und das Terroir auf den hiesigen Muschelkalkböden, über Frost- und Rebenschutz sowie über boden-, umwelt- und artenschonende Bewirtschaftungsweisen am Altenberg.
Der Altenberg ist Bestandteil des FFH-Gebiets „Westlicher Taubergrund“. Die Gesamtfläche von über 1800 Hektar erstreckt sich auf die Kommunen Ahorn, Assamstadt, Bad Mergentheim, Boxberg, Igersheim, Königheim, Lauda-Königshofen, Mulfingen und Weikersheim. Das Teilgebiet „Trockenhänge“ bei Oberlauda mit rund 69 Hektar Fläche umfasst den Alten- und den benachbarten Langenweinberg,
„Ökologisch hat sich in den vergangenen Jahren am Altenberg viel entwickelt. Dazu zählen insbesondere sehr vielfältige, abwechslungsreiche und artenreiche Strukturen und Lebensräume mit Hecken, Brachflächen, Halbmager-, Mager- und Trockenrasen, Streuobst- und Blühwiesen, Hecken und Gehölzen sowie Weinrebenflächen“, verdeutlichten Michael Salomon und Karlheinz Sack.
„Dieses FFH-Schutzgebiet ist überwiegend geprägt von sogenannten Glatthafer-Wiesensalbei-Mähwiesen mit einer ebenso beeindruckend großen Vielfalt an Pflanzen, Kleintieren und Insekten“, erklärte Michael Salomon. Neben der Biodiversität ebenfalls charakteristisch und landschaftsprägend seien die Steinriegel und Natursteintrockenmauern als Zeugnisse traditioneller landwirtschaftlicher und weinbaulicher Kulturen.
Vor allem auf den halbtrockenen bis trockenen Standorten ließen sich viele geschützte Pflanzenarten finden. Als für die Frühlingszeit typische Blühpflanzen nannte er unter anderem Helmknabenkraut, Bocksriemenzunge, Bienen-Ragwurz, Wiesensalbei, Weiße Lichtnelke, Österreichischer Lein und Zypressen-Wolfsmilch.
Manche der Pflanzen- und Tierarten gelten als sehr selten oder als vom Aussterben bedroht. Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende wärmeliebende Orchideenart Bocksriemenzunge sei Anfang der 1990er Jahre mit Stürmen über viele Hunderte Kilometer in die Region gelangt und daher eine der zahlreichen Indikatorpflanzen für den Klimawandel.
In der Vogelwelt könnten zum Beispiel Bluthänflinge, Grasmücken, Wendehals, Gartenrotschwanz, Grünspecht und Nachtigallen gehört sowie mit etwas Glück auch beobachtet werden. Solitärbienen, Mauerbienen, Zauneidechse, Schlingnatter und Blindschleiche haben ihren Lebensraum vor allem in den Trockenmauern oder Steinriegeln.
Zu den vielartigen Schmetterlingsvorkommen oder sonstigen Insektenarten zählen beispielsweise Schwalbenschwanz, Perlgrasfalter, Gelbling, Segelfalter, Europäische Gottesanbeterin und Libellen-Schmetterlingshaft. „Essentiell zum Erhalt der vielfältigen Strukturen und Lebensräume sowie deren Pflanzen- und Tierartenvielfalt ist die regelmäßige Pflege dieser Kulturlandschaft“, hob der Nabu-Ortsgruppenvorsitzende hervor.
Bei einem Wegfall der Pflege würden innerhalb kürzerer Zeit Büsche und Gehölze die betroffenen Areale großflächig bis hin komplett überwuchern und zuwachsen. Die Folge wäre eine Verschattung, so dass sie kaum noch Lebensraum für Pflanzen und Tiere böten“, wies Salomon auf die grundsätzliche Bedeutung entsprechender Maßnahmen hin.
Einen hohen Beitrag dafür leiste der Kommunale Landschaftspflegeverband Main-Tauber-Kreis unter der Leitung von Lorenz Flad. Gleichzeitig erfülle der Weinbau die Anforderungen einer möglichst nachhaltigen sowie dementsprechend umwelt-, boden- und artenschonende Bewirtschaftungsweise, ergänzte Karlheinz Sack anhand anschaulicher Exempel. Am Altenberg werden circa 88 Prozent Weißweinrebsorten und zwölf Prozent rote Rebsorten angebaut.
„Ziel dieses erneuten Wein- und Naturerlebnistages am Altenberg zwischen Lauda und Oberlauda war, sowohl die Biodiversität der Weinberge und Biotope aufzuzeigen als auch, unter welchen Bedingungen Weinbau in einem FFH-Schutzgebiet Hand in Hand mit der Ökologie und Natur kultiviert werden kann. Besucher und Interessenten konnten Wein in der Natur und Landschaft erleben, wo er wächst“, resümierten Karlheinz Sack sowie Juniorchef und Kellermeister Johannes Sack.
Nach dieser vierten, erneut sehr erfolgreichen Auflage des Wein- und Naturerlebnistags „Wein am Berg“ stellten sie für das Frühjahr 2025 eine weitere Wiederholung dieses Veranstaltungsformates am Altenberg in Aussicht.
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