Lauda-Königshofen. Egal, wo man derzeit in der Landwirtschaft hinhört, ein Thema beherrscht alle Ausführungen: Die Trockenheit der Böden. Kein Wunder also, dass es beim Besuch von das Steffen Bilger MdB, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zuständig für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz sowie Ernährung und Landwirtschaft, das Thema schlechthin war. Bilger war auf Einladung des JU-Stadtverbands Lauda-Königshofen und des CDU-Ortsverbands Gerlachsheim ins Taubertal gekommen.
Der JU-Stadtverbandsvorsitzende Marco Hess betonte, dass es wichtig sei, sich vor Ort ein Bild zu machen. „Denn einmal sehen ist besser als tausendmal hören“, so Hess. Der CDU-Ortsvorsitzende Dominik Martin ergänzte, dass man seitens der Kommunalpolitik für die Landwirtschaft stets ansprechbar sei. Die Einblicke dieses Besuchstermins sollen zeigen, wo man stehe, so Martin.
Beim Besuch eines Zuckerrübenfeldes bei Hof Sailtheim, gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Landtags, Prof. Dr. Wolfgang Reinhart MdL, wurde schnell deutlich, die Früchte im Boden sind nicht so wohl geraten, wie sie eigentlich sein sollten. Runzelig und ungleichmäßig ist der Wuchs. „Nicht einmal den Reihenschluss haben sie in diesem Jahr hinbekommen“, erläuterte Matthias Klingert, stellvertretender Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Main-Tauber. Man rechnet mit einer weit unterdurchschnittlichen Ernte in diesem Jahr. Der ungleichmäßige Wuchs stelle auch ein Problem für die Erntemaschinen dar, weil überall nachjustiert werden muss, ergänzte Hartmut Lindner vom Landwirtschaftsamt.
Während die frühreifen Sorten wie Winterweizen oder Raps noch einigermaßen gediehen sind, sieht es bei den Rüben und vor allem beim Mais teilweise dramatisch aus. Hier sind Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent zu erwarten. Das führe auch dazu, dass fällige Kontrakte mit Großabnehmern nicht mehr erfüllt werden können und der wirtschaftliche Ruin droht, führte Matthias Klingert aus. Ein weiteres Problem ist zudem, dass laut Sähverordnung der Raps für das kommende Jahr bis September gesät sein muss, eine Unmöglichkeit bei der aktuellen Situation.
Matthias Klingert und Hartmut Lindner machten allerdings auch deutlich, dass die Situation nicht in allen Teilen des Main-Tauber-Kreises gleichmäßig schlecht sei. Vor allem auf besseren Böden sehe die Situation etwas besser aus und es habe auch unterschiedliche Niederschläge gegeben. Trotzdem sei überall mit Ernteausfällen zu rechnen. Richtig gut gehe es überall nicht.
Auch nicht im Weinbau, erfuhr Steffen Bilger von Roland Zipf, Weinbauberater beim Landwirtschaftsamt des Landkreises. Ohne künstliche Bewässerung werden nur wenige Stöcke in diesem Jahr auskommen. Dabei habe die Tröpfchenbewässerung große Vorteile, da man nur etwa ein Drittel der Wassermenge benötigt, die eine „Überkopfbewässerung“ fordern würde, erläuterte Karl-Heinz Sack, Bereichsleiter des Weinbauverbandes Baden. Das Wasser muss jedoch meist mühsam mit großen Gebinden in die Weinberge gefahren werden, um dort über Schlauchleitungen an die Rebstöcke abgegeben zu werden.
Ein großes Hindernis sehen Bauern und vor allem die Weinbaubetriebe in der geplanten Pflanzenschutz- und Düngeschutzverordnung der Europäischen Union. Dieses Damoklesschwert hängt derzeit über der ganzen Branche und lähmt die Investitionen für die Zukunft. Sollte es wirklich zu den aktuellen Parametern kommen, wären über 70 Prozent aller Weinbergslagen im Main-Tauber-Kreis davon betroffen und dürften nur noch mechanisch bearbeitet werden, auch der ökologische Landbau, so Zipf. Hier baten alle Anwesenden den Bundestagsabgeordneten um Unterstützung, denn das würde den sicheren wirtschaftlichen Ruin einer ganzen Branche bedeuten.
„Wir leben in absolut unruhigen Zeiten“, meinte dazu auch Michael Spieß, Marketingleiter der Becksteiner Winzer. Der Besuch der drittältesten Winzergenossenschaft in Baden stand ebenfalls auf dem Programm. Spieß berichtete von großen Anstrengungen der Genossenschaft durch geeignete Maßnahmen Energie zu sparen, beispielsweise werden aktuell alle Dächer mit Fotovoltaik bestückt und neue Maschinen angeschafft, aber auch darüber nachgedacht, Speicherbecken für die künstliche Bewässerung der Rebanlagen anzulegen. Bei einem Rundgang am Turmberg in Königshofen gewann Steffen Bilger einen Eindruck von den Maßnahmen, die aktuell schon getroffen sind, bevor man gemeinsam nach Gerlachsheim in die Dorfmühle fuhr, wo Hermann Moll, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, die Funktionsweise der wiederhergestellten Mühle erläuterte und auch zeigte, wie derzeit Energie aus dem Mühlbach gezogen wird.
„Ich konnte mir ein Bild davon machen, wie sich die Trockenheit in der Region auswirkt“, so Steffen Bilger. Er sagte seine Unterstützung bei der sinnvollen Umsetzung der Schädlingsbekämpfungs- und Düngeverordnung zu. Vieles müsse auf den Prüfstand gestellt werden. „Die schwierige Situation zeigt, dass wir politische Rahmenbedingungen frei von Ideologie benötigen, um die Landwirtschaft dabei zu unterstützen, sich an die klimatischen Veränderungen anzupassen.“ Die Energiekrise haben deutlich gemacht, dass man sich nicht auch noch in Sachen Lebensmittel von anderen Staaten abhängig machen sollte.
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