Schlacht auf dem Turmberg im Jahr 1525 jährt sich

Tausende Bauern kamen zu Tode

Der Sagen umwobene Held des Bauernkriegs Florian Geyer soll an den Kämpfen nicht teilgenommen haben

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bege
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In den 1920-er und 1930-er Jahren gab es in Deutschland einige „Florian-Geyer-Spiele“ als Freilufttheateraufführungen, so auch in Frankfurt am Main und im Saarland. Die unterschiedlichen Darstellungen der Person des Bauernführers zeigen auch die politische Motivation die hinter den Veranstaltungen stand. © Sammlung Geisler

Königshofen. Eine Straße am Fuße des Königshöfer Turmbergs trägt seit Jahrzehnten seinen Namen. Damit besitzt die Messestadt wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal, denn zahlreiche andere Kommunen praktizierten dies in gleicher Weise. Die Rede ist von Florian Geyer, dem wohl Sagen umwobendsten Anführer im Bauernkrieg von 1525.

Doch nicht nur Straße oder Plätze sind nach ihm benannt worden. Betriebe, Kombinaten und Vereine – insbesondere in der DDR – allerdings auch eine SS-Kavallerie-Division, die in den osteuropäischen Besatzungsgebieten agierte.

In einigen Orten werden bis heute in Freilichttheatern Schauspiele über das geheimnisvolle Leben des „Fränkischen Ritters“ aufgeführt. Zum Teil hat das eine lange Tradition. In den 1920-er und 1930-er Jahren reichte die Palette der Aufführungsorte über mehrere Bundesländer, ja sogar bis zum Burgtheater nach Wien.

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Begonnen hatte alles mit dem Schauspiel von Gerhart Hauptmann, das 1896 in Berlin uraufgeführt wurde. Das Stück „floppte“, ja wurde zum Desaster. Umso erstaunlicher ist es, dass „Florian Geyer“ Jahre später wiederentdeckt und zu einem nationalen Festspiel erhoben wurde. Schon in der Weimarer Republik, später aber auch im Nationalsozialismus.

Wer waren die Wegbereiter?

Wer waren die Wegbereiter dieser Entwicklung? In der hiesigen fränkischen Raumschaft dürfte der Schlüssel dazu zu finden sein. An erster Stelle muss hier Wilhelm Blos erwähnt werden, der 1849 in Wertheim geboren wurde und es nicht nur schaffte, fast 40 Jahre Reichstagsabgeordneter zu sein, sondern auch der erste Württembergische Staatspräsident nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Obwohl Mitglied der SPD, machte er 1914 keinen Hehl aus seiner Gesinnung: „Ich bin vor allem Deutscher und ich bin stolz, Deutscher zu sein.“ Blos verfasste zahlreiche Schriften, darunter auch 1924 eine Lebensgeschichte über Florian Geyer. Hier wird offenbart, dass es über den „edlen Ritter“ zu dieser Zeit keine verlässlichen Unterlagen gab.

Größtenteils nicht belegt

Was man glaubt zu wissen, wurde von verschiedenen Historikern und Laienschriftstellern zusammengemengt und war größtenteils nicht belegt. Bis heute hat sich dahingehend nichts verändert.

Auch die Verantwortlichen der Freilichtspiele in Giebelstadt sehen das so: „Wie aus den wenigen gesicherten Einzelheiten seines Lebens hervorgeht, wurde er um 1490 in Giebelstadt geboren und wahrscheinlich am 9. Juli 1525 im Gramschatzer Wald ermordet.“

An den Kämpfen in Würzburg, Ingolstadt und Sulzdorf soll er ebenso wenig beteiligt gewesen sein wie an der Schlacht von Königshofen, wo Anfang Juni 1525 auf dem Turmberg die vereinigten Neckartaler und Odenwalder Haufen und die Ritterschaft unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil kämpften. Mehrere Tausend Bauern kamen hier zu Tode.

In Giebelstadt war die in fränkischer Mundart von Nikolaus Fey aus Wiesentheid 1925 verfasste Version Grundlage der Geyer-Spiele. Ob Blos und Fey sich gekannt haben, ist nicht bekannt. Gleichwohl wurde die Fey-Version der Spiele als „völkisch motiviert“ angeprangert und schließlich „entschärft“.

Fey war seit 1933 Mitglied der NSDAP und ab 1942 Zensor im Propagandaministerium in Polen. Nach ihm benannte Straßen und Einrichtungen wurden inzwischen teilweise umbenannt. Florian Geyer gilt weit verbreitet als Verhandlungsführer und Diplomat.

Vorbild an Tapferkeit

Dennoch lassen sich nahezu alle „Schriftsteller“ dazu hinreißen, ihn als das Vorbild an Tapferkeit, Mut, Entschlossenheit und Standhaftigkeit für die „Sache“ bis zum Tod zu stilisieren. Blos: „Er wusste, wofür er das Schwert gezogen hatte, und er wollte in diesem Kampf lieber rühmlich untergehen, als sich mit halben abfinden lassen. Es entspricht dies auch ganz seiner stolzen, strengen, unbeugsamen und ideal angelegten Natur. Er war ein ganzer Mann und wollte auch die ganze Tat.“ Wenn der Buchautor Selchow sein kürzlich erschienenes Werk „Denkschrift zu 500 Jahre Bauernkrieg“ tituliert, als das „Ergebnis gründlicher Recherche“ und hier schreibt, der „Schwarze Haufen“ sei bei Frankenhausen geschlagen und Florian Geyer getötet worden, „während er standhaft für die Ideale kämpfte, die er verteidigte“, dann ist das ebenso bemerkenswert wie bei Blos: „Von Florian Geyer haben wir die sichere Nachricht, dass er am Abend des 2. Juni vom Schweinfurter Landtag nach Rotenburg zurück ritt und den Himmel gen Süden vom Brande des Dörfer um Königshofen gerötet sah.“

Sofort aufgebrochen

Als Romanautor hatte Heinrich Bauer 1937 dahingehend die „künstlerische Freiheit“ für sich beanspruchen können, wenn er schreibt, dass Geyer sich in Königshofen im Gasthaus Lamm aufgehalten hatte, als die Nachricht von der Zerstörung des Klosters Schöntal (April 1525?) eintraf.

Geyer sei sofort aufgebrochen und in scharfem Ritt am Hohen Haus und der Stadtmühle vorbei zum nordwestlichen Stadttor gelangt, um zu sinnieren, welchen Blick man vom Turmberg aus auf die „alte, mauern- und turmbewehrte Stadt Königshofen“ gehabt haben muss. Die Königshöfer Stadtmauer wurde zwischen 1583 und 1595, also erst Jahrzehnte später, erbaut. bege

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