Odenwald-Tauber. „Man wird sehr nachdenklich, wenn man über den Soldatenfriedhof geht.“ Anton Keller aus Gerchsheim, der die Gruppe aus 13 Reservisten leitete, blickt auf unsägliches Leid. Mehr als 27 000 deutsche Soldaten fanden in Pomezia, etwas südlich von Rom, ihre letzte Ruhe. Der Erinnerung an diese jungen Männer, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben, galt der jüngste Arbeitseinsatz dieser Gruppe aus der Region.
Unterstützt vom Logistikbataillon 461 aus Walldürn machten sich zwölf Männer und eine Frau trotz strenger Corona-Auflagen auf den Weg nach Italien. Anpacken war gefragt. Nach einer Sicherheitsbelehrung ging es auch schnell ans Werk. Und es gab einiges zu tun im Soldatenfriedhof. Hecken, Büsche und wilde Reben mussten geschnitten, ein Abwasserschacht erneuert und die Friedhofsmauer von Unkraut befreit werden. Oliven und Obstbäume brauchten ebenfalls einen frischen Schnitt. Zudem sollte die Gruppe die Pflasterarbeiten bei den Verwaltungsgebäuden fortführen, die von einigen Fallschirmjägern begonnen worden waren. Rund 70 Quadratmeter Pflaster wurden komplett erneuert.
Grabkreuze gereinigt
Die wichtigste Arbeit aber war für die Reservisten, die Grabkreuze der Soldaten zu säubern. Mit einem Hochdruckreiniger ging man dazu ans Werk. Auch der Metallgitterzaun, der das komplette Gelände umgibt, wurde gereinigt und störende Pflanzen entfernt. Starkregen hatte die Arbeiten zwar erschwert und für Unterbrechungen gesorgt, doch man sei mit allen Aufträgen fertig geworden.
Der zweiwöchige Einsatz unter Kommandoführer Anton Keller war nicht der erste seiner Art durch die Reservistengruppe am Friedhof von Pomezia. Untergebracht waren die ehemaligen Soldaten in der nahe gelegenen Luftwaffenkaserne Pratica di Mare. Um in Uniform arbeiten zu dürfen, bedurfte es eines Besuchsantrags, der trotz Corona erteilt wurde, so Keller.
Immer informiert sein
Die bunte Truppe aus jüngeren und älteren Mitgliedern langte kräftig zu, das älteste Mitglied war bereits 74. Dass auch die jüngeren sich für den Einsatz begeisterten und bei einer neuerlichen Anforderung durch den Volksbund wieder dabei wären, freut auch den Kommandoführer.
Dass sich Deutsche um die Gräber ihrer Gefallenen kümmern, brachte ihnen Respekt der einheimischen Bevölkerung ein. „Es kamen immer wieder Besucher“, berichtet Keller von den Gesprächen mit den Leuten, die den Reservisten Anerkennung zollten. Mit dem Einsatz trage man auch zum Erhalt der Anlage bei.
Zum Altbürgermeister der Kommune Pomezia hat sich eine Freundschaft entwickelt, die die deutschen Helfer nicht missen wollen. Er unterstütze die Arbeiten, so Keller. Es sei immer wieder ein schönes Erlebnis, mit ihm unterwegs zu sein, findet der Gerchsheim. Diesmal ging es in die Albaner Berge. Am Gran Sasso hatte 1943 ein deutsches Kommandounternehmen Mussolini in Gewahrsam genommen. Und auch ein Besuch in der nahegelegenen italienischen Hauptstadt Rom stand auf dem Programm der Helfer.
Nach getaner Arbeit besuchten die Reservisten auch die Gräber einiger Gefallener aus unserer Region. Am Grab des Oberstetteners Oberreiter Artur Döffinger (21) wurde ebenso ein Kranz niedergelegt wie bei Unteroffizier Alois Spiesberger (24) aus Külsheim. Beide waren in Süditalien im Zweiten Weltkrieg gefallen. Der Bitte des Assamstadter Bürgermeisters Joachim Döffinger, die letzte Ruhestätte seines Onkels auf dem zweitgrößten Soldatenfriedhof auf italienischem Boden zu finden, war man gerne nachgekommen. Wenige Offiziere, aber sehr viele Soldaten wurden dort beigesetzt. Am zentralen Ehrenmal des Friedhofs wurde im Beisein der Friedhofsverwaltung ein weiterer Kranz niedergelegt.
Die Gruppe ist froh, dass der Friedhof von Pomezia in einem guten Zustand gehalten werde. „Das zeigt auch, wie wichtig solche Orte der Erinnerung und des Gedenkens für die nachfolgenden Generationen sind“, betont Keller, dessen Onkel in Kurland als vermisst galt. „Wenn man durch die Reihe der Gräber läuft und sieht, wie jung die Männer gestorben sind, ist das erschreckend.“ Die Reservisten wünschen sich eine „Versöhnung über den Gräbern“, damit die Schrecken des Kriegs nie wieder Leid über die Menschen bringen.
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