Lauda/Odenwald-Tauber. Die Gruppe am Waldparkplatz bei Lauda ist bereit. „Haben Sie Ihre Stöcke mitgebracht“, fragt mich Thomas Götzelmann und sieht sofort, dass ich sie nicht dabei habe. Er leitet den Lauftreff beim ETSV Lauda. Gleich gibt er das Zeichen zum Start. Knapp zwei Dutzend Leute sind an diesem Dienstagabend zum Nordic Walking gekommen. Die Läufer, die ihre Joggingrunde drehen, laufen schon los. Gemeinsam machen sie sich zu einer einstündigen Tour durch den Wald im Gewann Eichelsee auf.
Dass der Spaß in der Gruppe im Vordergrund steht, merke ich sofort. Bierernst und verbissen wird nicht agiert. Jeder geht sein eigenes Tempo, keiner will Leistungssport betreiben. „Wir fangen gemeinsam an und enden auch wieder gemeinsam“, erklärt Götzelmann. Überhaupt wird viel erzählt und geplauscht. „Wenn man sich beim Walking noch normal und ohne Anstrengung unterhalten kann, passt das Tempo.“ Sobald die Unterhaltung schwierig werde und man aus der Puste komme, sei man zu schnell.
Ausdauer und Koordination
Nordic Walking ist für die Ausdauer ein guter Gratmesser, es regt das Herz-Kreislauf-System an. „Ausdauer, Kräftigung der Muskeln, Koordination und Beweglichkeit der Gelenke werden dabei trainiert.“ Weil es ein sehr zügiges Gehen ist, bleibt also immer ein Fuß auf dem Boden. „Für den Organismus ist dieser Sport einwandfrei.“ Aus Götzelmanns Sicht ist Nordic Walking, das viele Muskelpartien beansprucht, daher optimal für Menschen mit Problemen an Hüfte und Knien.
Früher habe er immer über die Leute gelächelt, die „mit Stöcken bewaffnet herumlaufen“. Aber Nordic Walking sei salonfähig worden. Wurden die Nordic Walker früher verpönt, dass sie auf den Wegen „herumstochern“, ist der Sport nun gesellschaftsfähig.
Thomas Götzelmann, der ein begeisterter Läufer ist, leitet den ETSV-Lauftreff seit vielen Jahren. An der Sportschule Baden hat er bei einem Lehrgang die Übungsleiter-Lizenz erworben. „Unseren Nordic Walking Instructor“ nennen ihn die Teilnehmer liebevoll, wie sie verraten. Und das hat seinen guten Grund. „Wenn wir den Stockeinsatz nicht richtig ausführen, gibt es schon mal während der Runde einen Hinweis von Thomas“, berichtet mir eine Teilnehmerin.
Die richtige Handhabung der Stöcke ist dem Leiter sehr wichtig: lange Armführung und schräger Stockeinsatz. „Der Stock ist nicht zum Spazieren gehen da, sondern als Unterstützung“, so Götzelmann. Der Stock muss funktional eingesetzt werden.
Stockeinsatz
„Der Stockeinsatz erfolgt vor dem Fußaufsatz, ein Stockeinsatz nach dem Fußaufsatz ist Spazieren gehen mit Stöcken. Der Arm ist lang und locker gestreckt, kein steiler Stockaufsatz, sondern schräg unter dem Körperschwerpunkt. Die Stockspitze ist schräg nach hinten geneigt.“
Wichtig sind auch die Hände. „Sie werden ständig geöffnet und geschlossen. Die fordere Hand umschließt den Stockgriff, die hintere Hand öffnet hinter dem Becken „sternförmig“. Der größte Druck auf den Walkingstock erfolgt über die Handschlaufe.“ Die Kreuzkoordination, dass sich linker Arm und rechter Fuß gleichzeitig nach vorne bewegen, während rechter Arm und linker Fuß hinten sind und umgekehrt, entsteht aus dem natürlichen Gangbild und wird durch die Stöcke unterstützt.
Begonnen haben die meisten Teilnehmer in Lauda vor vielen Jahren mit dem Joggen, einige haben auch Marathon-Läufe bestritten. Doch weil dabei die Belastung für Knie und Gelenke deutlich höher ist, wurde auf Walking mit und ohne Stöcke umgeschwenkt und 2016 die Nordic Walking Gruppe initiiert. „Gerade für ältere Menschen ist das Walken gesünder als das Joggen“, meint auch Jürgen Kluger und zeigt auf die Gruppe, bei der die meisten über 60 sind. „Eine sanfte Art der sportlichen Bewegung.“ Oder es wird gerne als Ausgleich genutzt wie bei Günther Erhard. Er ist mal beim Walking dabei, dann wieder beim Joggen, erzählt er mir.
Dehnübungen
Am Waldparkplatz „Großer Eichenwald“ legen wir einen kleinen Stopp ein. Es wird gewartet, bis alle da sind. Dann steht eine Runde Dehnübungen an. Dabei nimmt Götzelmann die Stöcke gerne als hilfreiches Trainingsgerät. Bis wir zum Ausgangspunkt an die „Lauftreff-Eiche“ zurückkehren, haben wir sechs bis sieben Kilometer zurückgelegt. Wem das nicht reicht, der hängt noch eine kleine Runde an.
„Wer stramm unterwegs ist, für den ist es auch anstrengend“, sagt Götzelmann. Teilnehmen kann übrigens jeder, ohne eine Vereinsmitgliedschaft. Die Walker des ETSV-Lauftreffs starten jeden Dienstag und Freitag um 18.30 Uhr, bei Wind und Wetter. Treffpunkt ist der Parkplatz oberhalb der Vogelschutzhütte in Lauda. Und die Mitglieder der Walking-Gruppe sind sich einig: In der Gemeinschaft läuft es sich am angenehmsten.
Eine Einführung ins Nordic Walking plant Thomas Götzelmann für Mittwoch, 21. August, um 18 Uhr im Stadion Lauda.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-nordic-walking-so-unterstuetzt-das-ganzkoerpertraining-die-gesundheit-_arid,2231460.html