Lauda/Tauberbischofsheim. „Warum darf man den Radweg auf der linken Seite der Tauber so lange Zeit nicht nutzen?“, fragt sich derzeit nicht nur Hubert Segeritz. Dass für den Bau der Stromautobahn Suedlink bereits Arbeiten erfolgen, um die Tauber zu unterqueren, kann er nachvollziehen. Dass aber über mehr als ein Jahr der Radweg gesperrt ist, leuchtet ihm – und so manch anderem Verkehrsteilnehmer – nicht so ganz ein. Das Mitglied des Gemeinderats von Lauda-Königshofen wirft die Frage auf, warum man die Strecke etwa in den Abendstunden nicht befahren darf, wenn keine Baufahrzeuge dort unterwegs sind. Für Diskussionen hat auch die Information aus dem Tauberbischofsheimer Rathaus gesorgt, der Radweg könnte ab August wieder befahrbar sein. Dann nämlich soll bei Lauda eine Behelfsbrücke über die Bahntrasse für den Schwerlastverkehr genutzt werden.
Sperrung bleibt
Doch so einfach ist die Sache nicht, wie Julia Raps, Bürgerreferentin bei der Übertragungsnetzbetreiberin Transnet BW, erklärt. „Es ist korrekt, dass ab August eine Behelfsbrücke in Lauda genutzt werden soll“, so Raps. Das ist aber kein „Neubau“. Vielmehr wird die vorhandene denkmalgeschützte Brücke über die Bahnlinie nach Tauberbischofsheim ertüchtigt und für den Lastentransport ausgelegt. Das Brückenbauwerk stammt aus den 1860er Jahren, dem Bau der Eisenbahnlinie zwischen Crailsheim und Wertheim, und ist nur für eine Last von zwölf Tonnen vorgesehen.
Allerdings widerspricht Raps der Information, dass damit überhaupt keine Sperrung des Taubertalradwegs mehr nötig ist. „Das ist nicht korrekt, denn die Baumaßnahme dauert weiter an. Wir sind mit den Behörden bezüglich der ab August geltenden verkehrsrechtlichen Anordnung noch in Abstimmung.“
Die Radler müssen sich also weiter in Geduld üben und den Baustellenfahrzeugen den Vorrang lassen. Denn es geht um Sicherheit. Derzeit steht am Radweg, der als „Klassiker“ Teil des 5-Sterne-Radwegs des Tourismusverbands Liebliches Taubertal ist, in Lauda etwa in Höhe der Gemeinschaftsschule ein Umleitungsschild in Richtung Tauberbischofsheim. Die Streckenführung über den Personendurchlass unter der Bahn, die Tauberstraße und die Tauberbrücke geht weiter in Richtung Gerlachsheim. Auf der rechten Seite der Tauber führt der Weg nach Distelhausen. Für den Stadtbaumeister von Lauda-Königshofen, Tobias Blessing, ist das nicht viel weiter als die Route auf der anderen Seite. Und die Beschilderung zeige die Umleitung an.
Sicherheit geht vor
„TransnetBW und die zuständige Baufirma Leonhard Weiss haben die Umleitung vor Ort ausgeschildert und bitten alle Radfahrenden eindringlich, sich an baustellenbedingte Umleitungen zu halten“, ergänzt Projektsprecherin Raps. Irritationen über längere und weniger schöne Fahrwege seien verständlich – jedoch gehe es bei allen Einschränkungen, die der Bau von SuedLink mit sich bringt, in erster Linie um die Sicherheit der Radfahrenden und um die Sicherheit der Mitarbeitenden auf den Baustellen. „Sollten die Ausschilderungen an einzelnen Stellen nicht ausreichen, freuen wir uns über Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Wir passen das dann an.“
Was ist mit einer temporären Öffnung, wie sie nicht nur Hubert Segeritz präferiert? „Die Sperrung des Radwegs kann für die Dauer der Bauzeit leider nicht aufgehoben werden“, unterstreicht Julia Raps. Die Route bediene zwei HDD-Baustellen (HDD steht für Horizontalspülbohrverfahren und ist eine geschlossene Bauweise), welche zeitlich nacheinander folgen. Das sei der Grund für die lange Sperrung bis voraussichtlich Ende 2025. „Wir haben den Behörden aber versprochen, dass wir beispielsweise bei einem verspäteten Start der zweiten HDD-Bohrung die Sperrung des Radwegs temporär aufheben werden. Eine tageszeitliche Aufhebung der Sperrung, beispielsweise in den Abendstunden, würde zu sehr in einen reibungslosen und sicheren Bauablauf eingreifen, weshalb wir dies nicht umsetzen können und dürfen“, macht sie deutlich. Für die Landwirte, die dort ihre Felder bewirtschaften, sei die Erreichbarkeit sichergestellt, führt sie weiter aus. Zudem stehe man mit ihnen in Kontakt.
Feldwege für Baustellenverkehr
Segeritz hatte bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Lauda-Königshofen eine mögliche Streckenführung für Radler am Schützenhaus entlang in Richtung Distelhausen ins Spiel gebracht. Doch auch das ist keine Alternative, wie Stadtbaumeister Tobias Blessing ihm erwiderte. Denn nicht nur dieser Weg werde im Zuge des unterirdischen SuedLink-Baus für den Baustellenverkehr gebraucht. „Zwischen Heckfeld, Oberlauda und Lauda werden zahlreiche Feldwege von den Baufahrzeugen befahren, auch der Weg am Schützenhaus.“ Der Verkehr auf der linken Tauberseite könne nur so erfolgen. Eine Zufahrt über Lauda sei nicht möglich, so Blessing. Den Weg am Schützenhaus habe man, ergänzte der Stadtbaumeister auf Nachfrage, vor einigen Jahren bereits für einen Ausbau in Erwägung gezogen. Aber aufgrund der damals schon bekannten anstehenden Arbeiten für den SuedLink sei dies verworfen worden.
Umleitung für Radweg-"Klassiker"
Der Tourismusverband „Liebliches Taubertal“ ist beim Radweg ebenfalls mit im Boot. Wie Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamts anfügt, wurde im Rahmen der Anhörung zur verkehrsrechtlichen Anordnung eine Stellungnahme gegenüber der
Zumindest ein Teilstück kann aber in Kürze wohl wieder für den Radverkehr freigegeben werden. „Der Wirtschaftsweg (touristische Radroute) zwischen Dittigheim und Distelhausen ist für Radfahrer aufgrund des Baustellenverkehrs zur Einrichtung der Baustelle noch bis voraussichtlich 30. Juli gesperrt.“ Für diesen Zeitraum würden Radfahrer bereits in Dittigheim mittels touristischer Hinweisschilder auf den Wirtschaftsweg rechts der Tauber (touristische Radroute) geführt. „Landwirtschaftlicher Verkehr kann die Strecke zwischen Dittigheim und Distelhausen weiterhin befahren. Auf den Baustellenverkehr wird mit Hinweisschildern hingewiesen“, so Moll.
Behelfsausfahrt an der A 81
Generell betont Julia Raps von TransnetBW: „Zuwegungen bis hin zur Baustelle sind notwendig und teils auch auszubauen, da die Baufahrzeuge die Baustelle für Arbeiten und Materiallieferung zumeist über landwirtschaftliche Wege anfahren müssen. Das orientiert sich an den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten.“ So sei zum Beispiel auf Höhe Oberlauda eine Behelfsausfahrt von der A81 geplant, Richtung Heckfeld sei beispielsweise vorgesehen, von der L511 und L578 zuzufahren. „Die Besonderheit an der Tauber ist – gerade auch im Vergleich zu abgelegeneren Trassenbereichen – dass wir hier geschlossene Bauweisen haben, die im Bau deutlich länger dauern als der offene Grabenbau und hier eben auch zusätzlich ein vielbefahrener Radweg kreuzt. Nicht an jeder anderen Stelle werden daher solche langen Sperrungen nötig sein. Bei den bisherigen vorgezogenen Baustellen haben wir gute Lösungen mit den Landwirten gefunden“, so die Projektsprecherin abschließend.
SuedLink-Start im September?
Bisher werden vorgezogene Baumaßnahmen, wie die Unterquerung der Tauber, durchgeführt. Sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, kann der offizielle Start für den Bau der Stromautobahn SuedLink erfolgen. Damit rechnet man im September.
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