Lauda-Königshofen. In der Heilig-Grab-Kapelle in Lauda brennen Kerzen. Auf dem Plakat steht in mehreren Sprachen das Wort „Frieden“ – auch auf Kyrillisch. Dornen und Steine, das Bildnis des gekreuzigten Christus und die Osterkerze: Die Kapelle, die sonst meist verschlossen ist, wurde bewusst geöffnet, um hier einen Ort zu schaffen, an dem man sich die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine in einem Gotteshaus vor Augen führen kann. Seine Ängste und Sorgen darf jeder auf einem Zettel Gott anvertrauen.
Pfarrerin Laura Breuninger aus Königshofen hat eine kleine Andacht verfasst unter dem Leitwort „Meinen Frieden gebe ich euch“. Sie schreibt darin: „Dein Friede, Gott, steht als Verheißung gegen Krieg und Streit, gegen Unfrieden und Hass, gegen die Zerstörung von Leben und Welt – an dir halten wir fest.“
„Die Situation in der Ukraine, das Leid der Menschen dort hat uns sehr bewegt“, macht Pfarrer Ralph Walterspacher deutlich. Zum Aufruf der Erzdiözese Freiburg, für den Frieden in der Ukraine zu beten, wollte man noch eine weitere Aktion organisieren. Deshalb hatte man sich überlegt, was man den Christen anbieten könne. „Menschen einen Ort geben, wo sie hingehen können und damit ein Zeichen setzen“, nennt der katholische Pfarrer das Ziel.
So entstand neben der Station in Lauda eine weitere in Königshofen. Im Turm der katholischen Pfarrkirche St. Mauritius haben Bettina Bleckmann, Daniela Reuter und Alexandra Brenner einen Ruhepol geschaffen. „Bringen Sie ihre Sorgen und Ängste. Tragen Sie den Frieden hinaus in die Welt“, steht auf den Schildern. Kerzen, Regenbogentücher und Origami-Tauben auf einer Mauer aus Steinen symbolisieren den Wunsch nach Frieden.
Das ökumenische Zusammenwirken begeistert auch die neue evangelische Pfarrerin von Lauda, Marie-Louise Scheuble. Erst seit wenigen Tagen in der Region, ist ihr die Aktion sehr wichtig. „Viele Menschen beschäftigt der Krieg“, sagt sie. Und nicht jeder könne über seine Gefühle und die Situation sprechen. Deshalb sei ein solcher Ort sehr wichtig. „Er symbolisiert auch, dass Kirche da ist und niemanden allein lässt“, sagt Pfarrerin Scheuble.
„Bewusst haben wir die Heilig-Grab-Kapelle ausgewählt und für die Gebetsanliegen geöffnet“, so der Pfarrer. Die kleine Kirche bietet sich für ihn gerade wegen ihrer schwierigen Vergangenheit in Bezug auf die Erzählung des Hostienfrevels und vor allem des Antisemitismus während der NS-Zeit an. Diese Themen wurden vor Jahren aufgearbeitet. „An einem Ort der Auseinandersetzung wollen wir die Menschen zum Innehalten einladen.“
Pfarrer Walterspacher ist froh, dass das Team in Königshofen spontan seine Bereitschaft zur Mitgestaltung der „Krypta“ signalisiert hat. In Lauda hat sich Mechthild Prause vom Seelsorgeteam darum gekümmert. „Wir brauchen solche Orte immer wieder“, so Prause über das niederschwellige Angebot.
Auf einem kleinen Zettel dürfen Klagen notiert werden. Sie werden dann im Osterfeuer am Karsamstag Gott anvertraut. Alle hoffen, dass der Krieg bis dahin vorbei ist.
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