Lauda-Königshofen. Das Aus des Laudaer Traditionsunternehmens Peter Ruppel ist besiegelt. Rund 110 Mitarbeiter sind betroffen und werden in den kommenden Wochen nach und nach freigestellt. Experten werten die Entwicklung als weiteren Rückschlag für den regionalen Mittelstand. Trotz zahlreicher Rettungsversuche wurde der renommierte Ladenbauer nicht dauerhaft stabilisiert – nun steht das endgültige Ende bevor.
Ein Blick zurück: Bereits vor knapp drei Jahren hatte Ruppel wegen wirtschaftlicher Probleme ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Wenige Monate später stiegen Investoren als neue Gesellschafter ein – zunächst mit Erfolg: Zum 1. März 2023 wurde die Insolvenz aufgehoben. Doch die Erholung hielt nicht lange an. Zum Jahreswechsel 2024/25 musste das Unternehmen erneut Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden.
Ein zusätzlicher Schlag: Die Agentur für Arbeit verweigerte den Beschäftigten die Zahlung von Insolvenzausfallgeld, obwohl viele über Jahre hinweg auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet hatten. Die Hoffnung auf eine Wende blieb zwar, doch inzwischen ist klar: Das Unternehmen steht endgültig vor dem Aus.
„Die Firma Ruppel hat kurz vor Weihnachten 2024 erneut Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet“, erklärt Harald Gans, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim, gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Die Agentur für Arbeit habe das Insolvenzgeld mit der Begründung abgelehnt, die erste Insolvenz sei noch nicht abgeschlossen gewesen. „Das war zwar formal richtig, aber alle im Insolvenzplan vereinbarten Zahlungen wurden termingerecht geleistet“, betont Gans. Auch über die Selbstverwaltungsorgane der Arbeitsagentur sei keine Lösung erzielt worden.
Die Belegschaft habe sich mit Entgeltstundungen beteiligt, um den Fortbestand zu sichern. „Die Auftragslage war akzeptabel und durchaus erfolgversprechend“, so Gans. Dennoch seien die Aufträge nur durch großen persönlichen Einsatz und viele Überstunden zu bewältigen gewesen. „Bis Oktober 2025 war Ruppel noch voll ausgelastet. Doch der Markt für Ladenbau hat sich leider nicht verbessert, und neue Segmente konnten nur schleppend erschlossen werden.“
Schließlich habe Geschäftsführer Schell wegen drohender Zahlungsunfähigkeit die Eigenverwaltung in ein Regelverfahren umstellen müssen. Der bestellte Insolvenzverwalter habe daraufhin die Schließung des Unternehmens angekündigt. „Die Belegschaft bleibt noch bis Ende Oktober an Bord“, erläutert Gans. „Im November werden nur noch wenige Beschäftigte die Produktion übernehmen. Wann genau endgültig die Lichter ausgehen, ist noch offen.“
Von der Insolvenz seien alle etwa 110 Beschäftigten betroffen. Der Großteil werde direkt freigestellt und könne Leistungen der Arbeitsagentur beantragen. „Die IG Metall wird offene Stellen in anderen Betrieben, von denen wir Kenntnis erlangen, an die Betroffenen weitergeben“, versichert Gans.
Auch der Insolvenzverwalter Dr. Norbert Häring von der Kanzlei Tiefenbacher Rechtsanwälte in Heidelberg äußert sich zur Situation. „Das Verfahren verlief bereits in der Eigenverwaltung in geordneten Bahnen“, erklärt er. Da die Bundesagentur für Arbeit die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes nicht bewilligt habe, sei der Geschäftsbetrieb zunächst aus eigener Kraft fortgeführt worden. Diese Lösung sei jedoch „auf Dauer nicht tragfähig“ gewesen.
Die Entscheidung der Geschäftsleitung, die Eigenverwaltung aufzugeben, sei „aus Verantwortung gegenüber Beschäftigten und Gläubigern“ erfolgt, um einen geordneten Fortgang des Verfahrens zu sichern.
„Ich habe unmittelbar nach meiner Bestellung eine Betriebsversammlung einberufen und stehe sowohl mit dem Betriebsratsvorsitzenden, der IG Metall als auch mit der Agentur für Arbeit im engen Austausch“, so Dr. Häring weiter. Ziel bleibe, die Interessen der Arbeitnehmer und Gläubiger zu wahren und tragfähige Lösungen für alle Beteiligten zu finden.
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