Königshofen. Den Radweg, ein schönes Wohnumfeld und die Bahn direkt vor der Haustür: Hermann Utz blickt zufrieden auf das Gebäude. Noch ist jede Menge zu tun, an Wohnraum im 100 Jahre alten Lagerhaus noch lange nicht zu denken. Aber der Chef des Dachdeckerunternehmens Franz Pilz in Lauda hat einen Traum: das historische Gebäude aus der Zeit um 1900 vor dem Abriss zu bewahren. Denn das hätte dem Bauwerk in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof Königshofen gedroht. Die alten Gleise liegen teilweise noch vor dem Haus, mit denen die Arbeiter früher Getreide und andere Anlieferungen ins Lagerhaus brachten. Dazwischen diente das Gebäude auch als Gebrauchtwarenmarkt und als Lagerraum. Nun soll wieder Leben einziehen.
Haus mit Zukunft
Architekt Helmut Schattmann betreut für die Stadt das Sanierungsgebiet „Hexenstock/Eisenbahnvorstadt“, in dem auch das Lagerhaus liegt. Er freut sich, dass das Haus eine Zukunft hat. „Wenn sich dann noch ein Investor aus dem Stadtgebiet eines solchen Gebäudes annimmt, ist das ein reiner Glücksfall“, freut sich der Architekt, der den Umbau begleitet. Aber er weiß: Es ist kein leichtes Unterfangen, dass sich Hermann Utz und seine Tochter Tamara vorgenommen haben. „Die Statik ist eine große Herausforderung bei dem Gebäude“, so Schattmann, denn durch die neue Nutzung kommen auch ganz andere Lasten auf die tragenden Teile zu.
Vorgesehen sind pro Stock im alten Lagerhaus drei Wohnungen, unterm Dach soll es zwei Wohneinheiten geben. Für den Anbau, der wohl aus den 1930er Jahren stammt, hat man sich für Maisonette-Wohnungen entschieden. Familie Utz hat bei den Größen der künftigen Wohnungen nicht nur Einzelpersonen im Blick, sondern auch Familien. Daher will man unterschiedliche Varianten von 48 Quadratmetern bis über 100 Quadratmeter anbieten.
Holzständerbauweise
In Holzständerbauweise errichtet, muss das Hauptgebäude zunächst auf einen modernen Stand gebracht werden. Bretterfassade und Fachwerk innen werden aus Brandschutzgründen komplett verkleidet und entsprechend isoliert, um energetisch vorn mit dabei zu sein. Auch der massiv gemauerte Anbau braucht eine Wärmedämmung Isolierung. Geplant ist ein Gebäude mit Kfw-Standard EH 55 mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpenheizung und einer Photovoltaikanlage. „Damit sind die Heizkosten niedrig und die Wohnungen besser zu vermarkten.“ Das ökologische Konzept ist in den Augen von Hermann Utz zwar teuer, aber zukunftsweisend, nachhaltig und sinnvoll. Das Thema Barrierefreiheit wird großgeschrieben. Zum einen ist ein Außenaufzug geplant, mit dem alle Stockwerke erreichbar sind. „Zum anderen werden wir das bei den Türbreiten und Raumaufteilungen fortführen“, so Hermann Utz. Ein barrierefreier Zugang von der Eisenbahnstraße her ist ebenfalls vorgesehen.
Immer informiert sein
Ein großes Manko des aktuellen Bestands sind die fehlenden Fenster. Die wurden für ein Lagerhaus auch nicht benötigt, für Wohnraum sind sie aber unumgänglich. Also werden großzügige Glasflächen vorgesehen. Zusätzlich zu den modernen Fenstern bringt im Obergeschoss eine zwölf Meter lange Dachgaube zum Garten hin mehr Platz und Licht. Ein Laubengang soll die einzelnen Wohneinheiten erschließen. Balkone sorgen für Behaglichkeit und ein angenehmes Ambiente.
Das Gebäude, das schon mehr als 100 Jahre alt ist, hat noch so manches Relikt dieser Zeit. Die Waage und auch die historischen Schiebetüren im Erdgeschoss will die Bautechnikerin Tamara Utz gerne erhalten. Und auch der Keller unter dem gemauerten Anbau hat für sie Charme. Was daraus mal entstehen kann, ist noch offen. Bleiben wird auch der sogenannte Dachreiter, Turm, von dem aus man einen wunderbaren Rundumblick auf Königshofen hat. Parallel zu den Gleisen hat man noch Garagen und Stellplätze für die künftigen Mieter vorgesehen.
Hohe Investitionskosten
„Er ist ein Idealist“, sagen Tochter Tamara und Ehefrau Cornelia über Hermann Utz. Als er 2018 von den Abrissplänen erfahren hatte, zögerte er nicht lange. „Das Gebäude ist erhaltenswert, die Bausubstanz gut“, betont er. Unter Denkmalschutz steht das Haus allerdings nicht. „Sonst wäre ein Umbau auch nicht so möglich“, gibt Architekt Schattmann zu bedenken. Mehrere Millionen Euro investiert die Familie in das Projekt. Und dass in Sanierungsgebieten auch Zuschüsse fließen, erleichtert den Umbau. Durch den eigenen Handwerksbetrieb könne man auch einiges selbst machen, so Utz. Doch die Materialknappheit aufgrund von Corona macht sich auch beim Umbau bemerkbar. Eigentlich wollte man schon mit dem Innenausbau viel weiter sein. Immerhin wurde bereits das Dach neu eingedeckt.
Mitte 2023, so hofft die Familie, könnten die ersten Mieter einziehen. Eine Warteliste von Interessenten hat Cornelia Utz schon angelegt. „Es gab bereits Anfragen von älteren Leuten, die ihr großes Haus gerne für eine barrierefreie Wohnung verlassen würden.“ Die aktive Vermarktungsphase hat aber noch nicht begonnen.
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